Fliegende Blätter (142.1915 (Nr. 3623-3648))

—Die letzte Maß.

Fremder: „Was machen die Heeren da am Stammtisch alle für eigentümliche Gesichter?" — Wirt:
„Wissen S', es ist noch gerade eine Maß im allen Faß d'rin, und da wartet jeder daraus, daß der andere nus-
trinkt. damit er selber eine frische eingeschenkt kriegt!"

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Da. wie sie schon beinah' verzweifeln will,
draußen an Tor und Fenster. Sic schaut hinaus.
Zuerst möcht' sie schier lachen. Daun aber
kommt ihr doch ein anderes Gefühl. Sic lauft
und schreit: „tferrjesses! Mas wollt's denn
I h r schon alle da? Es is ja noch viel
z' früh für d' Sommerfrisch' - und über-
Haupts, heue r Hab' i' an ganz andere Sachen
zum denken und kann Enk Stadtfrack' net
brauchen und im' net noch mit Entere Faxen
aa' abgeb'n l"

„tvho! Vho!" schallt's ihr aber entgegen
und der Professor, der Privatier, der Rat
mit Rind und Regel dringen ungestüm in
den Pos ein. „Bho!" schreien sic dort noch
einmal. „Desweg'n sind wir ja g'rad' jetzt
schon da im FrühjahrI"

klopft cs
,Marand

ungestüm

Joseph!"

Und eine halbe Stund' später ziehen sic unter Ansührung des
alten Bberknechts, der ein Veteran war von Anno siebzig, mit Zeug
und Sack, mit Gabel und Rechen, mit Schaufel
und Pickel, mit Rind und Regel hinaus iu's
Feld. Die Bäu'rin schlägt die lfände über'm
Ropf zusammen und weiß nicht, ob sie lachen
soll oder weinen, wie die ganze Gesellschaft
voll Freud' und Eifer ausrückt und ihr zu-
ruft: „Jetzt sind wir Stadtsrack einmal
die Baue r n, weil die Bauern für uns Stadt-
frack mit drauß' steh'n im Feld! . . . Sturm
auf! Marsch! Marsch!"

. . . „Gloria! Gloria! Viktoria!" . . .
So singend ziehen sie aus - und nie hat
ihnen die „Sommcrfrisch'" wohler getan wie
diesmal, wenn sic auch ein bißl früh ist und
ein bißl anstrengend dazu.

Wilhelm Herbert.

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