Der milde Kritiker.
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Als Eisenrecke klirrend ein.
Doch eh' sie schellten leichenblaß,
Feixt' er als Gnom im Tintenfaß....
Das konnte so, beim'Licht besetz'»,
Wahrhaftig nimmer weiter geh'».
Man sagte den Prozeß ihm an
Und tat ihn streng in Acht und Dann:
Daß er hinfort, wo er auch sei,
Für jedermann war' vogelfrei.
Der Seiler, der vor'm Stadttor drauß'
Von pflock zu psiock den Hanf spann aus,
Im Theater hatten sich einige junge Leute einen Stehplatz zu
sechzig Pfennig geleistet. Danach kritisierten sie die Aufführung
und die Mehrzahl zog bös über das Stück her. ,,J' woaß net,
>vas Ihr nwllt's", entschied den Streit der Meinungen der Gut-
mütigste, „dös war'» vier Mt', do knmmt oana auf 15 Pfenning,
uwhr kann ma' do net verlanga!"
B e r s ch ii r f» n g.
K e l l n e r i n (zum Hausknecht, der eben einen Zechpreller
hinauswirft): „Gib ihm noch an Tritt, a Zigarr'n hat er aa' no'
g'habt."
-—Das rechte Maß. —
>oVin Zauberer einst am-Rheine fast,
I y Der hexte nach dem Ellenmaß.
Er konnte groß, er konnte klein,
Er konnte, wie er wollte, sein.
Hockt' Nachts der Bürger voller Ruh'
Leim Licht und rauchte froh dazu,
Sah jener durch das Fenster jäh
Im Oberstock. Man schrie: „O weh!"
Doch bis die Scharwach' keucht' zum platz',
Schnurrt' der am Brunn' als Feuerkah'.
Dem Weiblein, das im Wald fürbaß
Behaglich schritt und Pilze las,
Begegnete er tannenhoh;
Doch wenn sie kreischend, stolpernd floh,
Ritt er auf einem Eichhorn d'rauf
Als Frosch am moosigen Stamm' hinauf.
Zm Ratssaal, als die Herrn getagt
ilnd für und wider viel gesagt,
Trat er — sie wurden schier zu Stein —
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Als Eisenrecke klirrend ein.
Doch eh' sie schellten leichenblaß,
Feixt' er als Gnom im Tintenfaß....
Das konnte so, beim'Licht besetz'»,
Wahrhaftig nimmer weiter geh'».
Man sagte den Prozeß ihm an
Und tat ihn streng in Acht und Dann:
Daß er hinfort, wo er auch sei,
Für jedermann war' vogelfrei.
Der Seiler, der vor'm Stadttor drauß'
Von pflock zu psiock den Hanf spann aus,
Im Theater hatten sich einige junge Leute einen Stehplatz zu
sechzig Pfennig geleistet. Danach kritisierten sie die Aufführung
und die Mehrzahl zog bös über das Stück her. ,,J' woaß net,
>vas Ihr nwllt's", entschied den Streit der Meinungen der Gut-
mütigste, „dös war'» vier Mt', do knmmt oana auf 15 Pfenning,
uwhr kann ma' do net verlanga!"
B e r s ch ii r f» n g.
K e l l n e r i n (zum Hausknecht, der eben einen Zechpreller
hinauswirft): „Gib ihm noch an Tritt, a Zigarr'n hat er aa' no'
g'habt."
-—Das rechte Maß. —
>oVin Zauberer einst am-Rheine fast,
I y Der hexte nach dem Ellenmaß.
Er konnte groß, er konnte klein,
Er konnte, wie er wollte, sein.
Hockt' Nachts der Bürger voller Ruh'
Leim Licht und rauchte froh dazu,
Sah jener durch das Fenster jäh
Im Oberstock. Man schrie: „O weh!"
Doch bis die Scharwach' keucht' zum platz',
Schnurrt' der am Brunn' als Feuerkah'.
Dem Weiblein, das im Wald fürbaß
Behaglich schritt und Pilze las,
Begegnete er tannenhoh;
Doch wenn sie kreischend, stolpernd floh,
Ritt er auf einem Eichhorn d'rauf
Als Frosch am moosigen Stamm' hinauf.
Zm Ratssaal, als die Herrn getagt
ilnd für und wider viel gesagt,
Trat er — sie wurden schier zu Stein —
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das rechte Maß"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1916
Entstehungsdatum (normiert)
1911 - 1921
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 145.1916, Nr. 3708, S. 75
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg