Fliegende Blätter (148.1918 (Nr. 3780-3805))

Hier fehlt nicht eine Knospe, nicht ein Trieb.
Erfüllt mit tausend wunderbaren Kräften
Wächst aus den Furchen neu die Heimatsaat.
Kein Halm versagt. Kein Strauch bleibt ohne

Grün.

Oen Saft verweigert ungenützt kein Baum.

Und ihrem Beispiel folgt das Vaterland:

Es blüht ein Kranz von siahldurchsehnten Armen
Oie ihre nimmermüden Muskeln proben.

Fm Schützengraben, auf dem fernsten Posten,

Fm engen Stollen, hoch in freier Luft,

Fm Oonnerbraus der gischtgekrönten Wogen -
Allüberall schafft unser Heldentuni.

Allüberall wirkt Heimatarbeit auch.

Es dröhnt das dumpfe Werklied der Maschinen.
Das Dunkel hellt die Funkensaat der Schlote.
Oer Schlaf der Mitternacht wird starke Tat.
Flink, eh' noch einer von dem Amboß tritt,
Greift schon der and're nach dem Hammerschaft
Und schwingt im Brudertakt den heißen Stahl.
Nie klafft's zur Lücke. Eisern schließt die Kette.
Oer Frauen Heer, den Männern ebenbürtig.
Zerschlägt des altersmorschen Spruches Wahn,
Oer ihr Geschlecht das schwächere genannt.

Das ist die Krone dieser großen Zeit,

Daß keiner unnütz, ungerufen blieb.

Wer sonst zur Seite stand vergrämt, vereinsamt,
Zurückgeseht, vom Schaffen ausgeschlossen,

Er tritt jetzt frohwillkommen in den Kreis.

Denn alle Kräfte adelt gleiche Tat.

Oer Krieger hier, der Bürger, Bauer dort.

Oer Starke mit der Wehr, der Schwächere
Mit hundertfach bereiten Heimatwaffen.

Das Kleinste wächst im großen Völkerringen
Und weiß sich kraftvoll eins dem Mächtigen.
Gib, was Ou kannst! Dann gabst Ou, was

Ou solltest -

Und an dem großen Tag, wenn Gruß um Gruß
Das Feldheer mit den Heimatkämpfern tauscht,
Blickst Ou getrost dem Tapfersten in's Auge.
Auch Ou warst treu an Deinem platz wie er.

Wilhelm Herbert.

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