Neue Freiheit.
Vera n st alter (einer spiritistischen
Sitzung): „Der Geist, den wir zitiert haben,
weilt bereits iin Räume, meine Herrschaften.
Wir werden ihm jetzt Fragen stellen, die er
durch Klopfen beantworten wird."— Ein
Teilnehmer: „Wozu braucht er denn
klopfen? Wir haben doch jetzt 8! cbe-
frei heit!"
Gemütlich.
„So ein genicincr Kerl! Nennt Sie
und mich die beiden grüßten Spitzbuben
auf der Welt! Was tun wir da?" —
„Na, sagen wir „Du" zueinander."
Harmlos.
„Na, hören Sie mal, Ihr Neffe hat
sich jetzt schon zum viertenmal verlobt!"
— „Gott ja — aber erdcuktsichni ch t s
dabei!"
Der Prophet.
3n eigener Angelegenheit
Sieht er oft nicht zwei Schritte weit.
Doch im gigantischen Meltgefcheh'n,
Da hat er alles vorausgesth'n.
<v. S. W.
Entlarvt.
G a t t i n (entrüstet): „Dieser Heuchler!
Als ich nach dem Streit das Hans ver-
ließ, um zu meinen Eltern znrückzu-
kchre», zerdrückte er eine Träne in seinem
Auge — zwei Stunden nachher aber, als
ich wiederkam und die Tür aufschließen
ivollte, da hat er schon das Schloß än-
dern lassen!"
„Wen heiratet den» Deine Freundin?" „Den ersten Kibitz von ihrem Papa
seiner Skatpartie."
Der Auerhahn.
in hoher bserr, der aber sehr kurzsichtig und als schlechter
Schütze bekannt ist, kommt zur Balzzeit und will unbedingt
einen löahn ei legen. Der Förster sagt das seinen, schlauen
Gehilfen und verspricht ihm ein schönes Trinkgeld, wenn's gelingt,
„lvird schon besorgtl" entgegnet der Muckl, der übrigens erst heute
in der Lrüh selber einen prachtvollen pahn geschossen hat. Am
Abend führt er ein längeres Gespräch mit dem Geißbuben.
Am anderen Tag geht's noch vor Morgendämmerung mit dem
hohen Herrn in den Schlag hinauf. Dort führt ihn der Muckl
ein paar Stunden umeinander, bis der Herr Graf schon hübsch
müde ist. Dann legen sie sich auf die Lauer. „Bstl" wispert der
Muckt auf einmal. „Seh'n S', Herr Graf, der schwarze Lleck dort
droben auf der großen Lichte - bös is der Hahnl Ls sind
höchstens vierzig Schritt' hin; den müssen S' treffen, sogar wenn
S' daneben schießen!"
Der Graf zittert vor Jagdfieber. In der nächsten Sekunde
kracht ein Schuß und wirklich, da rauscht auch schon etwas durch
die Aste herunter; dann tut es einen dumpfen Lall.
Der Herr Graf springt jetzt mit einen, Jauchzer voll Begierde
voraus und hebt, die Beute auf, wirft sie aber sofort wieder
enttäuscht von sich, „pfui Teufell" sagt er. „Das ist ja eine
alte Hose — sind sogar die Hosenträger noch daranI"
„Is net mögli'l" antwortet der Muckl und schleicht sich hin.
,,A' Hos'n balzt und fliagt ja net!"
Lr bückt sich eine kurze Meile ins Gras und kommt dann
wieder zu dem hohen Herrn, der sich auf den Stand zurückgezogen
hat. „Dös glaub' i' schon", lacht der Muckl, „wenn ma so kurz-
sichti' isl Da schaug'n S': A' Prachthahn is's! A' wahre
Lrcud'I Mia ma den für a alte Hos'n o'schaug'n kann, dös begreif'
i' net!"
Der Herr Graf geniert sich ein bißl, hat aber vor lauter Stolz
und Lreud' nicht viel Zeit dazu, steckt dem Muckl eine Zwanziger-
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Vera n st alter (einer spiritistischen
Sitzung): „Der Geist, den wir zitiert haben,
weilt bereits iin Räume, meine Herrschaften.
Wir werden ihm jetzt Fragen stellen, die er
durch Klopfen beantworten wird."— Ein
Teilnehmer: „Wozu braucht er denn
klopfen? Wir haben doch jetzt 8! cbe-
frei heit!"
Gemütlich.
„So ein genicincr Kerl! Nennt Sie
und mich die beiden grüßten Spitzbuben
auf der Welt! Was tun wir da?" —
„Na, sagen wir „Du" zueinander."
Harmlos.
„Na, hören Sie mal, Ihr Neffe hat
sich jetzt schon zum viertenmal verlobt!"
— „Gott ja — aber erdcuktsichni ch t s
dabei!"
Der Prophet.
3n eigener Angelegenheit
Sieht er oft nicht zwei Schritte weit.
Doch im gigantischen Meltgefcheh'n,
Da hat er alles vorausgesth'n.
<v. S. W.
Entlarvt.
G a t t i n (entrüstet): „Dieser Heuchler!
Als ich nach dem Streit das Hans ver-
ließ, um zu meinen Eltern znrückzu-
kchre», zerdrückte er eine Träne in seinem
Auge — zwei Stunden nachher aber, als
ich wiederkam und die Tür aufschließen
ivollte, da hat er schon das Schloß än-
dern lassen!"
„Wen heiratet den» Deine Freundin?" „Den ersten Kibitz von ihrem Papa
seiner Skatpartie."
Der Auerhahn.
in hoher bserr, der aber sehr kurzsichtig und als schlechter
Schütze bekannt ist, kommt zur Balzzeit und will unbedingt
einen löahn ei legen. Der Förster sagt das seinen, schlauen
Gehilfen und verspricht ihm ein schönes Trinkgeld, wenn's gelingt,
„lvird schon besorgtl" entgegnet der Muckl, der übrigens erst heute
in der Lrüh selber einen prachtvollen pahn geschossen hat. Am
Abend führt er ein längeres Gespräch mit dem Geißbuben.
Am anderen Tag geht's noch vor Morgendämmerung mit dem
hohen Herrn in den Schlag hinauf. Dort führt ihn der Muckl
ein paar Stunden umeinander, bis der Herr Graf schon hübsch
müde ist. Dann legen sie sich auf die Lauer. „Bstl" wispert der
Muckt auf einmal. „Seh'n S', Herr Graf, der schwarze Lleck dort
droben auf der großen Lichte - bös is der Hahnl Ls sind
höchstens vierzig Schritt' hin; den müssen S' treffen, sogar wenn
S' daneben schießen!"
Der Graf zittert vor Jagdfieber. In der nächsten Sekunde
kracht ein Schuß und wirklich, da rauscht auch schon etwas durch
die Aste herunter; dann tut es einen dumpfen Lall.
Der Herr Graf springt jetzt mit einen, Jauchzer voll Begierde
voraus und hebt, die Beute auf, wirft sie aber sofort wieder
enttäuscht von sich, „pfui Teufell" sagt er. „Das ist ja eine
alte Hose — sind sogar die Hosenträger noch daranI"
„Is net mögli'l" antwortet der Muckl und schleicht sich hin.
,,A' Hos'n balzt und fliagt ja net!"
Lr bückt sich eine kurze Meile ins Gras und kommt dann
wieder zu dem hohen Herrn, der sich auf den Stand zurückgezogen
hat. „Dös glaub' i' schon", lacht der Muckl, „wenn ma so kurz-
sichti' isl Da schaug'n S': A' Prachthahn is's! A' wahre
Lrcud'I Mia ma den für a alte Hos'n o'schaug'n kann, dös begreif'
i' net!"
Der Herr Graf geniert sich ein bißl, hat aber vor lauter Stolz
und Lreud' nicht viel Zeit dazu, steckt dem Muckl eine Zwanziger-
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wen heiratet denn Deine Freundin?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 150.1919, Nr. 3839, S. 79
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg