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Das Telephon.

Ach ndlich bekam die Familie das lang ersehnte Telephon. Es gab einen großen Jubel.

Der Gatte hielt sich ja mehr im Hintergrund. Er brummte sogar darüber und schwor,
das verflixte Hörrohr auszuhängen, solange er daheim wäre. Die Gattin war schon mehr für
die Sache eingenommen; denn sie fand niancherlei Bequemlichkeiten darin.

Der Sohn aber und erst gar die vier Töchter strahlten vor eitel Vergnügen. Alle

Zweifel. „Sehen Sie nur, wie die junge elegante Dame dort vor dem Wetter-
häuschen von einem Bein auf das andere hüpft!" — „Wahrhaftig! Entweder hat sie
Frostbeulen oder sie studiert einen neuen Tanz ein!"

freunde und Freundinnen konnte inan
jetzt anrufen und — was ebenso wichtig,
wenn nicht noch wichtiger war — man
konnte angerufen werden. „Iveißt
Du, wir haben die Nummer 788731
vergiß sie nicht! Schreib' sie Dir
auf!"... Herrlich, wenn man so sagen
durfte! Neues Leben kam damit in die
„Ruinen".

Selbstverständlich hatte man die
ersten Tage nichts zu tun als anzu-
rufen. „Du, jetzt muß ich"... „Nein,
ich muß I Laß doch in i ch zuerst" . . .
„Nein, ich" ... ein förmliches Gedränge
entstand oft am Apparat und derZiffern-
zähler radelte den ganzen Tag im Halb-
kreis herum, so daß ihm, wäre er ein
Lebewesen, sicher wirr ini Kopf hätte
werden müssen.

Nur eines vermißte man noch.
Immer noch war nian nicht a n g e -
rufen worden. Den Verwandten und
Bekannten war offenbar die Tatsache
noch nicht genügend in Fleisch und Blut
übergegangen. Sie rechneten noch nicht
hinreichend mit dem Telephon.

Sehnsüchtig erwartete man daher
den ersten Anruf.

Und plötzlich mar er da.

Ls klingelte. . . .

Stühle wurden umgemorfen, Türen
aufgeriffen, der arme Schnauzl getreten.

Da klingelte es schon noch einmal
und ein drittes Ulal. . . .

„Ich!" rief Emmi. — „Ich!"
Glga. - „Ich!" Trudl. - „Ich!"
Ulelanie. — „Nein, ich!" sagte Fritz
herrisch. — „Ach nein, ich >" flötete
die Mama beleidigt.

Lin Schnappen nach dem Hör-
rohr, eine Art Geräufc entstand . . .
zwei Minuten sah man nichts als
Hände . . . endlich blieb Trudl Siegerin
und schrie hinein: „Hier Trudl Müller . .
wer dort?!"

Aber keine Antwort . . . doch, ab-
geläutet wurde. Uber dem Geräuf
war dem drüben die Geduld aus-
gegangen. Tiefste Trauer und Empö-
rung — also wieder nichts!!

Tnuwind.

erold des Lrn;es, drin hornruf schallt
Lurch wogender Hebel Mrrr.

Von allen hührn rr widrrhallt.

Wlilüwassrr rauschrn, rs braust der Wald,
Sturmvogel zieh'n drübrr her. —

Lurch Todesstarrr und SAintrrwrh
Klingt hell drin jfanfarrntan —

La fprrngt drn Kristallrnrn Panzer drr See —

And heimlich, unter dem siibrrueu Schnee,
keimt lllrchis und Krokos schon. —

La raunt und rieselt es alirrwärts.

Lie Lurllen springen vor Lust.

Jus finsteren Helsen selbst, starr wie Lr;,
Tropfi's tauend und pocht, als schlüge ein her;
isu ihrer steiuerneu Kruft. —

Lichthrrold, froh lauscht dir jedes Khr.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Zweifel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stubenrauch, Hans
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 150.1919, Nr. 3843, S. 116

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