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Zeitungsbericht.

„Bei bcnt gestrigen Putsch wurde das Oberhaupt unserer
stabt plötzlich verhaftet und in zehn Automobilen weggeführt."


Öer UJ intergreis, mit Gis und Schnee im Bart,
hält ttntzig feit an frostig derber Art.

Sein Gnkelkind, des Eenzes holde Maid,

Schmückt gern mit bunter Bliit’ das lichte Kleid.

Als dreier lieht dazwischen der April,

Der es mit beiden nicht verderben will.

w. Eauterwein.

Teufels Ohrwafchl.

kennen, daß ihm ein solcher Fall noch nicht unter die lsände
geraten, und fragt deshalb den Teufel kreuz und quer des näheren
über die in Betracht kommende Person aus, ohne daß der Esöllen-
insaffe ihm die genügende Aufklärung geben kann, dieweil ihm von
dem überstandenen Redeschwall noch ganz wirr und schwindlig im
Kopf zuniute ist.

Da kommt die Frau Bürgermeister herein, hört die Sache,
macht einen höflichen Knir und lächelt: „Ich will ja nicht stören;
aber vielleicht kann i ch ein wörtlein mitreden. Falls der kserr
etwa m i r genauer beschreiben will, wie die Person ausgesehen,
die ihm besagtes Ghrwaschl abgeschwatzt, was sie angehabt, welchen
Ejut sie getragen, kann i ch vielleicht eher wie die beiden tferren
dahinterkommen, um tuen es sich handelt." . . .

Der kserr Bürgermeister atmet tief auf und ruft erfreut:
„Das mein' ich auch! Ejilfe ist's just zur rechten Stund'I Jawohl
und sicher auch, teure Läcilie, wenn irgendwer auf der Welt, so
bist D u imstande, herauszufinden, wer sich an dem Eigentum und
Körper des Junkers also verfehlt! Sei derohalben so gut und
führ' ihn hier in mein Seitenkabinett — ich bin überzeugt, das;
es alsbald gelingen wird, die schwierige Frage zur Zufriedenheit
des Junkers zu lösen!"

Und ehe sich der Beschwerdeführer etwa noch dawider hätte
äußern können, hat die Frau Bürgermeister ihn schon in das Nebeu-
gemach geleitet und übernimmt dort in sehr eingehender weise die
Inquisition über den Kriminalfall, wobei man den lserrn Satanas
nur selten mit immer bescheidener werdender Stimme Antwort und
Auskunft geben hört.

g^bSV'enn einer ganz besonders tüchtig nnt dem Mundwerk ist,
dann sagt man von ihm wohl im Volk: „Der schwatzt
dem Teufel ’s Ghrwaschl weg!" Daß es dem Teufel aber
wirklich einmal so ergangen und daß er deswegen zum Bürger-
meister von Ratschhausen gekommen ist und dort Beschwerde ge-
führt hat, davon wissen bisher wahrscheinlich nur die allerwenigsten.

Der Bürgermeister also sitzt da eines Morgens an fernem
Schreibtisch, da tritt nach manierlichem Klopfen und gestrengem
„kserein!" ein seltsamer Kunde in die Amtsstube, der einen Zahn-
bund trägt, wie wenn er einen geschwollenen Backen hätte. Beim
ersten „woher?" und „wieso?" aber, worüber der Bürgermeister
den Bittsteller ausforscht, stellt sich alsbald heraus, daß es der
Leibhaftige selber war, der sich heut' am Samstag auf dem Kräutl-
markt unter die Leute gemischt hat und dort einem gesprächigen
Stadtkind in die thände gefallen ist, das ihm tatsächlich und
nicht bloß im Bilde das eine Ghrwaschl abgeschwatzt hat.
Jetzt kommt der schwarze Junker und führt dieserhalb ordnungs-
mäßig und auf dem Instanzenweg Beschwerde mit dem Petitum,
daß er wieder in den Besitz seines abgeschwatzten Ghrwaschls ge-
langt, auch die Kurkosten ersetzt und für die Zukunft einigermaßen
Kaution haben will, daß so etwas nicht wieder passiert.

Der Bürgermeister, der zwar in hunderterlei Amtssachen eine
große Erfahrung besitzt, muß gleichwohl und dem ohngeachtet be-

Lang, sehr lang dauert die Untersuchung. . . .

plötzlich aber wird es still. „Aha!" denkt der Herr Bürger-
meister gespannt. „Jetzt hat sie's — ich bin arg neugierig!"

Da öffnet sich die Tür mit einem Ruck. Erhitzt und aufge-
regt springt der Teufel heraus. „Gho!" ruft der Bürgermeister,
„was ist's denn?! wohin denn so geschwind?! wollt Ihr
denn nimmer dadleiben?!"

„Rein! Klein I" schreit der Teufel in Todesängsten und ver-
schwindet vor der triumphierend lächelnden Stadtoberhäuptin, die
hinter ihm erscheint. „Ich danke I Die tat’ mir ja noch das
zweite Ghrwaschl auch abschwatzen!" tz.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Teufels Ohrwaschl"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Reinicke, Emil
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 150.1919, Nr. 3845, S. 137

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