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N emesiS.

J)ie Frau Rat hat ein Kaffeekränzchen gegeben, das in den
Abend hinein bauerte, bis sämtliche „Fälle" erledigt waren. Jetzt
aber steht man zur letzten Verabschiedung an der Wohnungstüre.
Da kommt ein Mann von unten die Treppe herauf, dem cs sicht-
lich nicht angenehm ist, gesehen zu werden; denn er ist bestrebt,
sein Gesicht zu verbergen.

Ein Blick der Frau Rat genügt, um die Damen verstehen zu
machen, das; cs hier von sämtlichen heute erörterten Vorkommnissen
vielleicht noch das interessanteste zu erledigen gilt. Ist es doch
allen noch wohl erinnerlich, das; im oberen Stockwerk, wie die Frau
Rat erzählte, zwei junge Ehemänner auf Reisen sind, deren Frauen
allein in den betreffenden Wohnungen znrückblieben — welche Per-
spektive im Zusammenhang niit dem geheimnisvollen Herrn, der
eben hinanfgehcn will!

Man betrat also auf eine einladende Handbewegnng der Frau
Rat nochmals deren Räume, legte erneut ab und setzte sich in
Erivartung der Dinge, die da kommen sollten, unendlich begierig
wieder nur den Kaffeetisch. Die Frau Rat war sofort Herrin der
Situation. Sic berief schnell Köchin und Stubenmädchen in den
Salon; denn ihnen beiden fiel der Aufklärnngsdienst zu. Unter den

Damen selbst entstand eine sehr erregte, aber ganz kurze Debatte
darüber, wie man die Sache in Angriff nehmen wolle. Sofort war
inan sich darüber einig. Das Stubenmädchen und die Köchin sollten
je im zweiten und dritten Stocke aufpasscn, aus welcher Wohnung
der Geheimnisvolle wieder herauskommen würde; denn das; eine
der jungen Frauen hier im Spiele stand, war allen sonnenklar.

Auf den Zehenspitzen schlichen die beiden Kundschafterinnen ans
der Türe, die sic nur anlehnten, auf die Treppe. Eine tiefe Stille
trat ein. Allen pochte — man kann ruhig sagen — vor freudiger
Erwartung das Herz. Doch zu Eis erstarrte sämtlichen das Blut,
als plötzlich ein entsetzlicher Doppelschrei ertönte. Er kam von den
beiden Abgesandten, die mit weiteren Schreckensrusen hereinstürzten.
Bleich und entstellt waren ihre Züge; aber so sehr sie eben noch
gebrüllt hatten, jetzt wollte kein Ton mehr über ihre Lippen. Erst
auf das lebhafte Drängen der Damen fanden sic die Sprache zu
einer Erklärung, welche allgemeines Entsetzen hervorrief: Ans dem
nnverwahrten Korridor waren sämtliche Mäntel, Hüte, Schirme,
Taschen der Teilnehmerinnen an der Kasfeeschlacht v e rs ch w n n d c n-

Jetzt wußte man leider genau, auf welche Wohnung der
geheimnisvolle Besucher cs abgesehen hatte. Th. miunr.

Die S ch u P p c n st i e f e l.

„Jetzt kann ich aber in meinen Stiefeln bald nimmer ausgeh'», 'so
voller Flicken sind s' — man meint ja g'rad', i' Hab' a paar junge Kro-
kodil' an die Füs;', denen man die Schlvänz' abg'haut hat."

Ein oft Verratener.

„Weil Dir die eine un-
tren geworden ist, willst Du
zum Revolver greifen? . . .
Mensch, da müßte ja ich
mir ein M a s ch i n e n g e >v c h r
anschaffen."

Pilsen Geheimnis.

"^Vun schmückst cku äich mit frischen Spitzen,
Du guter aller Jicbtenbaum.

In deinem Schatten will ich sitzen
Und träumen meinen Rerbftesfraum.

Denkst du daran? Der Sturm sang Lieder.
Die Sonne wurde kaum noch wach.

Schwer dräuend hingen Wolken nieder
lind frostig kühl war'; im Gemach.

kinst sprach ich dich im Dämmerscheine
lim Zapfen und um heilig an.

„Du weiht" — tagt’ ich — „für wen ich'; meine."
Da gabst du und hast'; gern getan.

Dann eine traute Plauder(tunde.

Ich wollte licht und warm sie heut',
wenn au; dem schönberedten Munde
IDanch wort ergötzt mich und erfreut.

Die Flammen knisterten und sprühten —

6; nahte sich kein leichter Schritt.

Die Flammen sanken und verglühten
lind nahmen meine Hoffnung mit.

^ Für heute nur? 0 nein, für immer!
Des Codes Hand zerbrach dies Glück.

Die weiche Stimme tönet nimmer,
krloschen ist der dunkle klick.

So lustig flackerten die Flammen.

So hoffnungsfreudig sah ich zu. —

Mir ist, als hätten wir zusammen
Dun ein Geheimnis, ich und du.

In deinem Schatten will ich sitzen
lind träumen meinen herbstestraum —
lind du schmückst dich mit frischen Spitzen,
Du guter alter Fichtenbaum.

M. tzotzdsiilen.

178
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein oft Verratener"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mühlberg, Georg
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 150.1919, Nr. 3849, S. 178

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