Fliegende Blätter (150.1919 (Nr. 3832-3857))

Man muß gestehen, es scheint Schlauch mit seinen gewichtigen
Körpcrmasscn, seinem runden Gesichte und der etwas lebhaft ge-
färbten Stumpfnase die Rolle wie auf den Leib geschrieben. Das
kommt schon bei der Kostümprobe zu allgemeiner Anerkennung.
Insbesondere reißt man hierbei natürlich auch Witze genug darüber,
daß der gute Schlauch seiner Rolle nicht nur äußerlich, sondern
ebenso und noch mehr „innerlich" voll geivachsen gilt, weil er ja
auch im bürgerlichen Leben zwar just kein einsamer, aber jeden-
falls ein sehr respektabler Trinker ist.

Die Stunde der Aufführung schlägt. Der Vorhang öffnet sich.
Schlauch sitzt vor seinem langstieligen Humpen — wundervoll
naiürlich und mit der Miene felsenfester Überzeugung, daß nichts

in der Welt über eine gemütliche innere Linkehr bei einem guten
Tropfen geht. — Lin Riesenbeifall bricht sofort los. Alles schreit:
„Bravo I Da capo! Noch einmal I"

Kaum ist der Vorhang ganz zusammengerauscht, da öffnet er
sich schon wieder.

Schlauch sitzt da wie früher. Keine Muskel seines Gesichtes
bewegt sich. Alles ist wie vorher.

Und doch nicht ganz so. Das aufmerksame Publikum hat
plötzlich eine bestimmte Veränderung entdeckt — und diese Ver-
änderung löst kolossalen Jubel aus: Der Riesenhumpen
ist leer — in den fünf Sekunden Vorhangschluß hat der „ein-
same Zecher" seinen Namen wahr gemacht.

' Th. Müller.


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Doch diesen Schelm verdrießt’s nicht schärfer:

Er übte sich als Lassowerfer

Und fängt die Herzen guter Dinge

Gleich paar weis jetzt in seiner Schlinge.

Bernhard Schäfer.

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