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Auch die jüngsten Stadtskandälche»,
Abenteuer und so fort.

Jede der beredten Damen
Greift verschied'ne Mal zum Wort.

Else wird jäh abgerufen.

Kaum, daß sie dem Kreis entschwand,
Tastet nach der Zuckerschale
Der Frau Äofrat dürre Land.

„Ach! Ich kann nicht widerstehen!
Die Versuchung ist zu groß
And die Brühe ohne Zucker-
Gar zu fad und inhaltslos."

Auch die andern zollen Beifall —
Jede holt geschwind ein Stück.

Kalb geleert ist — ach! — die Schale,
Als Frau Else kehrt zurück.

Nach der Zuckerdose blickt sie
Gleich mit ahnungsvollem Sinn.
„Dacht' ich's doch! Die Äeuchelbande!
Zischt empört sie vor sich hin.

Doch sie faßt sich, lächelt süßlich,
Prüft die Tassen, ob sie leer.
And ergreift die Kaffeekanne:
„Noch ein Täßchen? Bitte sehr!

Schämig sitzen da dje Gäste.
Grct errötet, Lili bebt.

Kurze Stille. Sacht ein Engel
Durch die Sünderstube schwebt.

Aber dann bricht um so mächtiger
Die Beredsamkeit hervor.

Von des Zuckers Kraft befeuert.

Schwelgt im Tratsch der Damenflor.

Wilhelm Widmann.

L e u ch t f o »t ä n e.

Blau — rot — grün — Farbenchaos.

Kinderfreude und Kinderbewllndernng. Die Kurkapelle spielt
den neuesten Operettenunsinn, „Schlager" genannt. Mcnschen-
stimmen summen mit. Und die Wasser leuchten — hoch geht dcr
farbige Kegel — grün — gold — in stetem Wechsel. Und die
Gäste sprechen. Von Technik — von Kindheit — Politik — von

Kunst — vom Leben-und verstehen von einem so viel wie

vom andern.

lind die Fontäne springt.

Tailscndc von kleinen Wassertropfen schillern in geliehenen,
farbigen Gewändern. „Entzückend!" nennt's der Backfisch. Sprudeln
und rauschen und erfreuen. Und alles blickt ans die Wasser — den
bunten Zauber — der in dunkler Nacht leuchtet und lebt.

Und keiner sieht den kleinen Tropfen, der sich losringt.
Er will nicht wie die vielen wieder zurück in das Brunnenbecken.
Er will hinaus in die Nacht und das Licht suchen.

Verläßt den sprudelnden Strahl und geht zur Höhe — zer-
stiebt. Unbekannt bleibt der Masse sein Wollen — von niemand
wird er vermißt — und wollte doch so gerne sehen und gesehen
werden.

In schillerndem Blau ivar er aus der Herde gegangen, hatte
noch einen Strahl Grün wie eine Hoffnung mit ans den Weg be-
kommen. Bald war er weiß, wesenlos. Kein Licht von oben —
kein Licht von unten — Luft — ein Tropfen. r— — —

lind wenn's ein Dichter erzählt, ist's eine Phantasie. Die
Fontäne springt. Was tut ein Tropfen? Tie Musik spielt

eine schwermütige Weise — des Unbekannten Grabgcsang. Die
bunten Scheiben rotieren nicht mehr. Weiß werden die Wasser
und blenden die Augen. Ein großes Springen noch — dann sinken
sic in sich zusammen. Eine beängstigende Stille folgt dem Rauschen.
Kinderlachen beendet sie. Man geht. Hört die Klänge der Kapelle:
„Ja, wenn das der Petrus wüßte"-Und der Tropfen? --

Gustav Stol;r.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Versuchung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Traub, Gustav
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 150.1919, Nr. 3857, S. 255

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