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Hölzernes Holz.

„Redegewandte Damen gesucht."

Das Geheimnis.

err und Frau Meier saßen bei Tisch und begannen gerade
die Suppe zu löffeln, als die 'Klingel ertönte. Mit dem
ihr eigenen Spürsinn erriet Frau Meier, noch ehe Mina
geöffnet hatte, wer draußen sein
müßte: „Gewiß dieser unver-
meidliche Störenfried, dieser
Müller! Sicherlich will er das
Geld für ein Mittagessen sparen
und kommt nun, ausgerechnet
heute, wo es ohnehin etwas
knappe Rationen gibt."

Mina meldete ihn auch
richtig — und Herr Meier erhob
sich, seinen Gast zu begrüßen,
nicht ohne vorher einen bedeut-
samen Blick mit seiner gestrengen
Ehehälfte gewechselt zu haben,
der sagen sollte: „Mir können
nicht anders als ihn zum Mittag-
essen auffordern."

Herr Müller ließ sich denn
auch nicht lange bitten. Die
Suppe schmeckte ihm vorzüglich
und er hatte Herrn und Frau
Meier bereits eingeholt, ehe diese
auf den Grund des Tellers
stießen, obgleich beide doch einen
bedeutenden Vorsprung hatten.

Herr Meier ahnte die Ge-
danken seines Freundes und linste
vorsichtig in die Suppenschüssel.

Etwas war noch darin. — „Lieber Müller" — begann er — „Sie
sind unser Gast und dürfen nicht hungrig aufstehen. Bitte, langen
Sie doch zu!"

Und Müller ergriff freudig den Schöpflöffel, als er z u s a m >
menzuckte, Frau Meier anblickte und verlegen lächelnd sagte:
„Danke vielmals, bester Freund, ich habe genug."

Der Fisch kam; er schmeckte vorzüglich. Frau Meier war
berühmt unter ihren Gästen wegen der Zubereitung ihrer Fische.
Sie mußte eine wahre Perle von Hausfrau sein. Müller machte
ihr Komplimente und entwickelte einen glänzenden Appetit. Und
einen Mein gab es dazu, delikat I Schon das zweite Glas hatte
er geleert — und Meier erhob die Flasche, um ein drittes Mal zu
füllen. Gerade wollte Müller ihm sein Glas reichen, als er es
plötzlich wieder hinstellte, etwas errötete und schüchtern sagte:
„Danke vielmals, lieber Meier, ich habe genug." Dabei warf er
einen Blick auf die Hausfrau — und ein schmerzliches
Lächeln zuckte um seinen Mund.

„Aber Fisch werden Sie doch noch nehmen?!" begann Meier
und reichte ihm die Schüssel.

Müller hatte erst einmal gehabt und gehörte nicht zu den
Menschen, die sich lange bitten lassen. Das Maffer lief ihm im
Munde zusammen. Ängstlich schielte er nach Frau Meier. Schon
griff seine Hand nach der Schüssel, als er wieder zusammen-
zuckte. Sein Lächeln war schon recht verkrampft: „Ich bin voll-
kommen satt, lieber Meierl" — und mit verlegenen Ulienen reichte
er die Schüssel der Hausfrau.

Meier wunderte sich über das ungewohnte Benehmen seines
Freundes; aber er sagte nichts.

Mina brachte einen wundervollen Pudding mit Fruchttunke.
Das war etwas für Müller. Herzhaft hieb er ein. Heimlich
berechnete er, wieviel er noch ein zweites Mal nehmen konnte. And
Meier bot seinem Freunde wieder an — und wieder zuckte dieser
schmerzlich zusammen; jetzt entschlüpfte ihm sogar ein kleiner Seufzer.

Meier fragte ganz besorgt: „Ist
Ihnen etwa nicht wohl? Sie
essen heute so wenig!" Aber
Müller warf nur einen beküm-
merten Blick auf die Hausfrau.

...„Merkwürdig war
Müller heute." sagte Meier
später zu seiner Gattin. „Was
hatte er nur?I"

„Ja!" antwortete sie. „Ich
glaube, er hatte irgendwo
Schmerzen. Aber wie konntest
Du ihm nur immer wieder an-
bietcn, wo so wenig da war?!
Mir müssen ja heute abend auch
noch davon essen. Ich habe D i ch
doch jedesmal deutlich genug
auf den Fuß getretenl" —
„Du hast mich getreten?!"
fragte Meier erstaunt. — „Na ja
doch I Hast Du denn so dickes
Leder an? Das letzte Mal
hat's mich beinahe gedauert —
so stark war's."

Müller aber humpelte die
Treppe hinab und seufzte: „Und
immer gerade auf das Hühner-
auge!" . . .

Komplizierter Fall.

„Tenfi eint, mi' friert's damisch in van' Fuaß!" — „In
recht'» oder in link'n?" — „Wia soll i' denn dös wissen, wann
i' s' übers Kreuz Hab'!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Häkchen" "Komplizierter Fall"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Storch, Carl
Madlener, Josef
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 150.1919, Nr. 3857, S. 261

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