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Die Hex' vom Lindenhof.

Von (lai't Sibcv.

|o paß auf, was i' Dir sag', iveft:
Mann der Depp, der Girgl, morg'n
kimint und inill bei Dci'm Vota um
Di' anhalt'n, nocha gehst D' her,
bind'st Dir a schwarz' Tüachl um 'n
Kopf, nimnist zwoa brennede Aerz'n
in d' Band und a Gebetbüachl untern Arm, und so gehst D'
nocha 'schön langsani in d' Stub'n dm, stellst de Aerz'n auf 'n Tisch,
schlägst Dei' .Gebetbüachl auf und lest bem Girgl a Spruchl voni
vorher'» vor, hast D' g'hört? Und nacha ninmist D' a kloans
Papierl aus 'n Sack, do »maß a Griaszucka drinna sei'. Dös
leerst D' in a Glasl lvasser dm, gibst ’s an Girgl und sagst mit
aner hohlen Stimm' kannst D'

„Ja freili'I — Aber zu was
„Ulit aner hohlen
„Da trink'!" Mas nocha kinlmt,

Der so zu der blitzsauberen

dös mach'n, a hohle Stinmi' ?"
soll i' denn —"

Stimm’ — hob i' g'sagt! — sagst zu eahin:
das laß mei' Sorg' sei', Rest!"
der einzigen Tochter des
Lindenhofbauern, sprach, war der Großknecht Franz, ein gar statt-
licher und pfiffiger Bursch, bem allzeit irgend ein lustiger Streich
im Aopf herumspukte. Außer seiner Liebe zu Rest war diesem
Schlank! nichts heilig, Mein er einen Schabernack spielen konnte,
dem tat er's mit freudigem Herzen. Sein einziger Aunnncr, bei
denl ihn sein „ksamur" völlig im Stich ließ, war die für ben armen
Burschen gänzlich hoffnungslose Liebe zu der Einzigen seines
Bauern, Franzl hatte sich schon Tag und Nacht besonnen, ivie er
den hartschädligen Bauern nmstininien und den von diesem begün-
stigten Sägmühlengirgl ausstechen konnte. Da war aber nichts zu
machen! Denn der Girgl hatte einen schönen Batzen Geld und
seine Äcker und Miesen grenzten dicht an die des Lindenhofbauern.
Alles Dinge, die einen Bauernburschen als Eidam hochwillkonnnen
machten. Daß der Girgl ein bißl ein Depp war und der Franzi
behauptete, sogar ein ganz großer Depp! das spielte bei seineni
Geld und seineni großen Besitztum keine Nolle.

Einmal kam das Gespräch zwischen den: Lindenhofbauern und
dem Franzi auch auf den Girgl, und Franzl meinte erbost zum
Bauern: „No, wann halt der Bauer den Girgl als Eidam nehnien
will, nacha kann ja der Lindenhof in an Deppen Hof umtauft
wer'n!"

„Maar nit so schlimm, als wenn er „Armer-Franzlhof"
umtauft iver'n müaßt!" antwortete ihm der Bauer mit vielsagen-
der lliiettc und
zog dabei seine
Brauen hoch.
Da wußte der
Franzl, wie er
dran war.

Beute nun
hatte der Säg-
mühlengirgl dem
Bauern ansrich-
ten lassen, er
käme morgen
auf Besuch -
und es sei halt
ivas Dringendes
- und der Bauer

wisse schon, warm». - „Maar scho' rechtI Er soll nur umi-

kemnial" ließ der Bauer dem Girgl sagen und sah den Franzi,
der klopfenden Berzens dabeistand, wieder mit einer gar bedeutungs-
vollen UTieite und hochgezogenen Brauen an. Darauf tat er einen
kurzen pfiff, machte kehrt und ging großspurig ins Baus.

Dem ^ronzl ward dabei wind und weh ums Bcrz. Zum
erstenmal im Leben verließ ihn alle Pfiffigkeit. Mit gesenktem
Aopf ging er in den Stall, klatschte dem Braunen zärtlich den Bals
und sagte mit einer Leichenbittermiene: „Jetzt geht's bald ans
pfüat Gott sag'n, Brauner! Menn der damische Girgl auf 'n
Bof kimmt, nocha ko' i' mci' Ranzl schnür'»." Und in einem
plötzlichen Anfall von einer „sakrischen Muat" schmetterte er den
Ganlstriegel auf den Boden und schrie wie „narrisch": „Auf deni
verfluachtcn Lindenhof is scho' alles verhext!" -

- Franz! schoß wie der Blitz ein Gedanke

„verhext??" - -
durch den Aopf. „verhext?" sagte
Za ging denn das nicht, daß
damischen Girgl weismachen könnt',

er noch einmal vor sich hin.

? Und wenn man denn
daß -? Und der Depp

wllrd' darauf hereinfallen und würd' glauben, daß — — -?

„Und dös wird fei' g'machtl" schrie der Franzl plötzlich in aus-
brechendeni Jubel und schickte vor lauter unbändiger Freude einen
Hellen Zauchzcr aus dein Stall. — —

Dann ging er schnurstracks zu seiner Resi und cs entwickelte
sich das eingangs erwähnte Gespräch. Das arme Dirndl aber
zerbrach und zerqnälte sich einen ganzen Tag lang den Aopf, was
der Franzi wohl mit beu Aerzen und dem Gebetbüchl und dem
Glas Zuckerwasser bezwecken ivollt'. Der Franz! hatte auf all
ihre Fragen nur beit Aopf geschüttelt und geheimnisvoll dazu
gelacht. Und sie hatte ihn schmollend in die Seite gestoßen und
ihn einen „Depp'n" geheißen. Der Franz! aber quittierte den
Dcpp'n auf der Stell' mit einem kilometerlangen Busserl.

Andern Tags lag der Franzl schon in aller Früh' mit einem
verschnürten Aofferl auf der Lauer, uni den Girgl - „den g'scherten
Lackl!" - auf dem kveg abzufangen. Nichtig, da kam er in seiner
täppischen Gangart, der man den Depp'n schon von weitem ansah,
den Feldweg herauf. „Jetzt aber schau', daß d' ihm cntgegen-
kimnist!" sagte der Franzl zu sich selber und trabte den kveg
hinunter. Dabei hinkte er jammerwürdig und stöhnte dazu, daß
es einen Stein erbarmen mußte. Als er in der Nähe Girgls
war, stellte er ächzend
sein Aofferl hin, setzte
sich darauf und hielt
sich stöhnend die Seite.

„G-g-grüaß Di'

Gott, F-F-Franzl!"
jDer Girgl stotterte
auch noch stark zu
seiner Dummheit.)

„M-w-was is denn
nocha nii-mi-mit Dir
l-l-los?" fragte er
den Franzl teilnahms-
voll und blieb vor
diesem stehen.

„Ah-nix, nix . . .

Laß mi' nur, Girgl!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Her' vom Lindenhof"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Krombach, Paul
Entstehungsdatum
um 1919
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1924
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 151.1919, Nr. 3866, S. 104

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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