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meinte der Franzi mit einem
Aufstöhnen. „Nocha tat' 's ja
do' bloß heißen, i' hält' Dir dös
Akadl z'wider g'macht! Na nal
2akra, de Schmerzen!"

„W-w-was fürs Madl?—

Utoanst lei-lei-leicht d' Resi?"

„No freili' moan' i' de!

Wen denn sonst?"

„Und wa-was is nocha mit
der?"

„Rdrhext Hot s' mi', wenn
D' 's g'rad' wissen muaßt!" schrie
der Franzi, scheinbar wütend, dem
Girgl ins Gesicht und hielt sich
stöhnend die Seite.

„R-v-verhcxt?" brachte der
Girgl vor maßlosem Staunen
kaum heraus.

„Ja freili'I — Geh' nur
amol hin, Du! Leicht macht sie's Dir g'rad'aso wia mir! Kimmt
mit an schwarz'« Tüachl um an Kopf g'rad' wia da Teusi zur
Tür' 'rei', stellt zwoa Kerz'n auf 'n Tisch, schlagt a Zauberbüachl
auf, sagt a Sprüchl, tuat a weiß' Pulver in a Glasl Wasser ein!
und hoaßt mi' trink'n. lsätt' i' das ganze Glasl aus'trunk'n, waar'
i' jetzt hin! J' Hab' bloß an Schluck davo' g'nonnn'n, und so hat's
mir bloß die link' Seit'« verschandelt, daß i' kaum mehr laufen
ko. „Koa Sekund' bleib' i' mehr auf'n Ejof 1 Nix wia fort will i'I"
Hab' i' g'sagt, Hab' mei' Kofferl packt und bin auf und davo'I"
Der Bericht endete mit einem tiefen Stöhnen.

Girgl hatte der lebendigen, nur durch häufiges Stöhnen unter-
brochenen Rede mit offenem Wunde zugehorcht. Endlich brachte
er unter heftigem Stottern heraus: „Jetzt d-d-dös m-m-möcht' i'
fcho' fei' s-s-selber sehgn, wia d' R-R-Resi he—he-he-hexen tuat!"
Sagt's, macht kehrt und geht im Trab dem Lindenhof zu.

„Wirst es scho' sehgn, wia s' hexen tuat, 's Dirndl!" lacht
der Franz! hinter dem Dexx'n drein und freut sich wie ein Spitz-
bub'. —

Resi stand ebenfalls schon den ganzen Morgen mit den von
ihrem Franzl vorgeschriebenen Utensilien auf der Lauer. Endlich
kam er — der Girgl I „Führ' ihn in d' Stub'n ein! und sag' ihm,
i' kinnn glei'I" sagte sie zur Marei. Dann ging sie schleunigst in
ihre Stube hinüber, band sich ein schwarzes Tuch um den Kopf,
steckte zwei Kerzen an, klemmte ein Gebetbüchl untern Arm und
fühlte nochmal in ihrer Tasche, ob sie das „lfexenpulver" nicht ver-
gessen habe.

„2-i-is der Bauer da?" er-
kundigte sich der Girgl bei der
Ularei. „Er wird glei' kemma."
gab diese ihm Auskunft. ,,I' will
derweil d' Resi zu Dir einischick'n."

,,D' Resi? — Ah ja, is recht!

Sch-sch-schick' sie nur dm!" meinte
der Girgl und ließ sich breit auf
der Bank hinter dem Tisch nieder.

Er brauchte nicht lange zu warten,
da ging die Tür' auf und herein
kam, langsam wie ein Gespenst,
die Resi mit zwei brennenden Ker-
zen und einem Gebetbüchl unterm
Arm. Um den Kopf ein schwarzes

Tüchl gebunden — ganz wie es
der Franzl vorhin gesagt hatte.
Sie sprach kein Wort, stellte die
Kerzen auf den Tisch und fing
an, aus dem Büchl mit einer
unheimlichen Stimme unverständ-
liche Sprüche zu lesen.

„Aha! Jetzt will s' di'
verhexen!" schoß es dem Girgl
durch sein bißchen lhirn. Seine
Augen waren weit aufgerissen
— die ksaare fingen an, 'sich
zu sträuben — der Schweiß
lief in Bächen an ihm herab.
„Aber Du sangst mi' fei' d o'
nit!" dachte er zwischen Angst
und dem Triumph, in die „lsexen-
komödi" bereits eingeweiht zu
sein. —

Jetzt nahm die Resi ein
weißes Papier aus der Tasche und leerte etwas Weißes in ein
Glas Wasser.

„Da trink'!" befahl sie dem Girgl mit dumpfer Geisterstimme
und hielt ihm das Glas unter die Nase.

,,2-i-i-trink' fei' nit!" schrie da der Girgl wie besessen.
„Du willst mi' bloß verhexen! A-a-aber i' bin fei' n-n-nit so
d-d-d-dumm als wia der Franzl! I'-i' trink' fei' n-n-nit,
Du kjex'! La-la-laß mi-mir md' Ruah! y woaß 's scho',
D-Du bist a rj-bj-lsex'I"-

In diesem Augenblick trat der Bauer unter die Türe. Resi

sah ihn sofort und nahm blitzschnell das Tuch vom Kopf und

löschte die Kerzen aus. „Wer is a kfex'?I" schrie da der
Lindenbauer wütend und trat mit gewichtigen Schritten in die
Stube.

„D-Dei'Uladl i-i-is a ljex'!" erwiderte ihm der Girgl er-
bost und deutete auf Resi.

„y gib Dir glei' a Uex', Du Lack!, Du damischer!" schrie da
der Bauer wild und faßte den Girgl beim Kragen.

„Laß mi' außi oder i' hau' D-D-Dir oanc in d' R-v-Di-
sasch' I" brüllte der Girgl, der außer seiner Dummheit auch noch

über ziemliche Körperkräfte verfügte.

„Gb Du mei' Uladl nomal a lsex'n hoaß'n willst, frog i' Di'?I"
krakeelte wieder der fuchsteufelswilde Bauer und schnürte dem
Girgl den pals zu.

„Sie is aa' oane!" krächzte der Girgl, faßte den Bauern mit
seinen starken Armen um den Leib
und schleuderte ihn mit einem ge-
stotterten Fluch in eine Stubenecke.
Dann rannte er nach seinem Weich-
sclstock, um dem Lindenbauern das
Fell zu gerben.

Da tat sich die Türe auf und
herein trat der Franzl — hoch und
kampflustig.

„Franzl! kjilf an Vota!" schrie
die Resi auf. „Der Depp schlagt
’n sonst tot!!"

Und der Franzl half dem
Rater, und es erwies sich dabei,
daß er noch stärker war als der
Girgl,V sonst hätte er ihn nicht

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Her' vom Lindenhof"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Krombach, Paul
Entstehungsdatum
um 1919
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1924
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 151.1919, Nr. 3866, S. 105

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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