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Das weiße Rnöpfchen.

Wan ging in den Stadtanlagen spazieren. Da blieb Kasimir
stehen und bückte sich.

„Ein weißes Knöpfchen!" sagte er.

„Laß doch den Knopf liegen!" meinte seine Schwester. „Du
kriegst, wo möglich, Warzen davon."

„Du kennst ihn doch!" lächelte seine Frau ihr zu und seufzte
wie jemand, der sein Leben lang an einer furchtbaren Last trägt.
„Du weißt doch, daß er alles aufheben und für alles sorgen muß."

Kasimir hatte den goldenen Zwicker aus der linken oberen
Westentasche genommen und betrachtete das Knöpfchen genauer.
„So wertvoll scheint es ja nicht zu sein. Aber man weiß nicht,
ob es die Person, die es verloren hat, nicht doch vielleicht vermißt
und sucht. Ich werde es hier auf den Brunnenrand legen."

Er besah das Knöpfchen noch einmal genau und legte es dann
dorthin.

Die übrigen waren inzwischen vorausgegangen und redeten
von seinen Eigenheiten. Er wußte das und lächelte, wenn er
das weiße Knöpfchen auf dem Boden hätte liegen lassen, würde
ihn das in seinem empfindsamen Gemüt ein ganz klein wenig ge-
stört haben. Daß er es aufgehoben und dem Eigentümer für alle
Hölle gesichert hatte, befriedigte ihn nun ein ganz klein wenig. Er
hatte also statt eines unangenehinen Empfindens ein angenehmes
eingetauscht — und warum soll man sich den langen Pfad des
Lebens nicht mit solchen kleinen harmlosen Blumen am Wege
schmücken?! warum soll man nicht?!

Vergnügt gingen alle miteinander heimwärts. Allmählich be-
schleunigte man die Schritte etwas, weil ein Gewitter heraufzog.
Gerade in dem Augenblick, als man das paus betrat, brach es los.

„Seht Ihr" scherzte Kasimir — „es hat so lange gewartet
aus Anerkennung für n:cine gute Tat, weil ich das weiße Knöpfchen
aufgehoben und daniit vielleicht jemandem einen kleinen Gefallen
erwiesen habe."

„wenn es nur jetzt nicht davongeschwcmmt wird" — neckte
ihn seine Schwester — „daß es der Eigentümer oder die Eigen-
tümerin schließlich doch nicht mehr findet!"

Er lächelte und setzte sich in die Sosaecke. Dann griff er nach
dem Buch, in dem er gestern gelesen hatte. Es ist so angenehm,
etwas Gemütvolles zu lesen, wenn es draußen stürmt.

Er langte in die linke obere WKentasche. Dann langte er
in die linke untere. Dann in die rechte obere. Dann in die rechte
untere.

Dann ging er rasch aus dem Zimmer.

Seine Hrau kam ihm sofort nach.

„wohin willst Du denn?"

„Ich glaube. . ."

„was glaubst Du?"

„Ich glaube" --- sagte er und stürmte hinaus — „ich habe
meinen goldenen Zwicker zu dein weißen Knöpfchen gelegt."

„Kasimir!" schrie sie ihm nach.

Er war schon davon.

„And ohne Schirm!" sagte sie halb verzweifelt, als sie in das
Wohnzimmer trat. „Es ist schrecklich. Mindestens eine Viertelstunde
bei diesem Regen!"

„Nun, vielleicht kuriert ihn diese Badekur." meinte die humo-
ristische Schwester.

Als er erschöpft und triefend wieder ka>n und sich umgekleidet
hatte, setzte er sich sehr still in die Sofaecke, griff nach dem geiuüt-
vollen Buch, legte es wieder hin und seufzte. . . .

Man brachte lange nichts aus ihm heraus. Endlich redete er.

Seine gute Tat hatte wirklich Erfolg gehabt. Er hatte einem
Menschen einen kleinen Gefallen erwiesen.

Das weiße Knöpfchen lag zwar noch auf dem Brunnen-
rand.

Aber der goldene Zwicker nicht...

Verdacht.

„Über fünfundzwanzig Jahre
ivar ich gegen Einbruch versichert
und jetzt — kaum, daß ich die
Versicherung habe ablaufcu lassen
— wurde bei mir einge-
b rochen." — „Haben Sie auf
jemand Argwohn?" — „Ja, auf
den Versicherungsagenten."

R e ch » u n g s a n f g a b e.

Zu einer Virginia, die zehn-
mal ausgeht, braucht man heut-
zutage 16 Streichhölzer. Wieviel
Streichhölzer braucht man zu
272 Virginias, von denen jede
dreizehnmal ausgeht?

P e ch.

„Nun, Frau Rat, wie ist das
Seebad bekommen — hat das
Fräulein Tochter einen Bräuti-
gam?" — „Ach, die! Einen
Kropf hat sie sich hergeschwom-
mcn, aber keinen Mann."

,/s Portemonnaie ist Ihnen an der Theaterkasse ge-
stohlen worden? Mit dem ganzeit Geld?" —- „Die Ein-
trittskarten hatte ich zum Glück schon gekauft." — „Gott sei
DankI Wo sind sie?" — „Ich Hab' sie ins Portemonnaie
gesteckt."

Naiv.

Ein Lied

ans sagenhaften Zeiten.

„Mutter, der Mann mit dem
Koks ist da!"

Unfehlbar.

Unti zürnte sie drum und flöht mich auch
stbwehrenü fort ihr Händchen,

£5 ist ja leidiger Liebe brauch —

Ich zappelte dennoch am ständchen.

Und sucht' ich endlich, des llnälens satt,
Schon an der wand den hacken,

Dann kehrt mir das Herlein den stücken
— sie hat

So himmlische Löckchen im stacken.

N. e. £n Cray.

Vermut n it g.

„Ist das wieder ein Spektakel
über uns in aller Früh!" —
„Das ist jeden Tag so. . . der
Herr haut da seine Kinder
durch — ich glaub' rein, der
bezieht eine F r ü h d r u s ch p r ä -
mie."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Naiv"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1919
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1924
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 151.1919, Nr. 3869, S. 143

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