ar ein Gäßchen Salamankas —
Eng, versteckt, tief eingemauert —
Wo kein Studio, kein Professor
Ging, der nicht zu einem Schoppen
In den „Blauen Drachen" eintrat.
Dort ja schenkte Don Vincenzo,
Dieser wackerste der Wirte,
Einen Tropfen — einen Tropfen,
Der wie Feuer rann ins Blut.
Doch noch edler als der Tropfen,
Doch noch feuriger wie dieser
War Vincenzos Tochter Anna,
Deren Glutaug' aus dem Dunkel
Ihrer engen Stube flammte
Wie ein Stern am Wetterhimmel,
Wenn er durchs Gewölke brach.
Leißgeschart an blanken Tischen,
Ja, oft auf den Fenstersimsen,
Am Kamin und auf dem Schenkbrett
Saß der Schwarm der Musensöhne,
Im „Blauen Drachen".
Dem mit flinker Land die Lebe
Krüge nahm und Krüge brachte,
Lieder trällernd, Scherze wechselnd —
Und ihr Vater stand am Ohmfaß,
Draus der Duft des Weins entfloh.
Einst da in des Sommers Dörrbrand,
Der die Kehlen dreifach trocken,
Dreifach heiß die Köpfe sengte.
Trat ins Laus mit Degenrasseln
Don Raubazzo di Strabanza,
Jener größte aller Polterer,
Jener schärfste aller Zecher,
Der — so hieß es — mit der Klinge
Und mit der geschmeidigen Gurgel
Spielend jeden Gegner schlug.
Breit auf den zwo dürren Beinen
Stellte er sich in die Mitte,
Wichste keck den Stachelschnauzbart
And schrie: „Leda! Donna Anna!
Bringt den allerstärksten .Humpen!
Füllt ihn mit dem schwersten Safte —
And wer dann mit Don Raubazzo,
Don Raubazzo di Strabanza,
Einen Gang wagt — sei's im Trinken,
Sei's mit seinem Flederwisch da —
Ler zu mir ... ich schick' ihn heim!"
Mancher wohl von den Studiosen,
Den des Schreiers Keckheit wurmte,
Wär' gar gerne aufgesprungen.
Doch sie scheuten sich des Zweikampfs
Mit dem mächtigen Sauf- und Rauf-
bold.
Ärgerlich in heißen Wangen
Sah das Zaudern Donna Anna.
Mit den beiden kräftigen Länden
Trug sie den gewaltigen Lumpen,
Stellte ihn vor Don Raubazzo,
Drehte lächelnd sich im Kreise
Und sprach hold verschämt: „Dem Sieger
Setz' ich einen Kuß zum Preis!"
Lei, flog Tisch und Stuhl und Bank um! Schlugen mit gewaltigen Lieben. And den Finten und den Kniffen,
Viele drängten zum Turnier sich. Doch nicht einer zwang den Lumpen Die der von Strabanza trieb.
Schluckten mit gewaltigen Zügen, And nicht einer stand den Streichen Knirschend hockten sie im Umkreis.
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Eng, versteckt, tief eingemauert —
Wo kein Studio, kein Professor
Ging, der nicht zu einem Schoppen
In den „Blauen Drachen" eintrat.
Dort ja schenkte Don Vincenzo,
Dieser wackerste der Wirte,
Einen Tropfen — einen Tropfen,
Der wie Feuer rann ins Blut.
Doch noch edler als der Tropfen,
Doch noch feuriger wie dieser
War Vincenzos Tochter Anna,
Deren Glutaug' aus dem Dunkel
Ihrer engen Stube flammte
Wie ein Stern am Wetterhimmel,
Wenn er durchs Gewölke brach.
Leißgeschart an blanken Tischen,
Ja, oft auf den Fenstersimsen,
Am Kamin und auf dem Schenkbrett
Saß der Schwarm der Musensöhne,
Im „Blauen Drachen".
Dem mit flinker Land die Lebe
Krüge nahm und Krüge brachte,
Lieder trällernd, Scherze wechselnd —
Und ihr Vater stand am Ohmfaß,
Draus der Duft des Weins entfloh.
Einst da in des Sommers Dörrbrand,
Der die Kehlen dreifach trocken,
Dreifach heiß die Köpfe sengte.
Trat ins Laus mit Degenrasseln
Don Raubazzo di Strabanza,
Jener größte aller Polterer,
Jener schärfste aller Zecher,
Der — so hieß es — mit der Klinge
Und mit der geschmeidigen Gurgel
Spielend jeden Gegner schlug.
Breit auf den zwo dürren Beinen
Stellte er sich in die Mitte,
Wichste keck den Stachelschnauzbart
And schrie: „Leda! Donna Anna!
Bringt den allerstärksten .Humpen!
Füllt ihn mit dem schwersten Safte —
And wer dann mit Don Raubazzo,
Don Raubazzo di Strabanza,
Einen Gang wagt — sei's im Trinken,
Sei's mit seinem Flederwisch da —
Ler zu mir ... ich schick' ihn heim!"
Mancher wohl von den Studiosen,
Den des Schreiers Keckheit wurmte,
Wär' gar gerne aufgesprungen.
Doch sie scheuten sich des Zweikampfs
Mit dem mächtigen Sauf- und Rauf-
bold.
Ärgerlich in heißen Wangen
Sah das Zaudern Donna Anna.
Mit den beiden kräftigen Länden
Trug sie den gewaltigen Lumpen,
Stellte ihn vor Don Raubazzo,
Drehte lächelnd sich im Kreise
Und sprach hold verschämt: „Dem Sieger
Setz' ich einen Kuß zum Preis!"
Lei, flog Tisch und Stuhl und Bank um! Schlugen mit gewaltigen Lieben. And den Finten und den Kniffen,
Viele drängten zum Turnier sich. Doch nicht einer zwang den Lumpen Die der von Strabanza trieb.
Schluckten mit gewaltigen Zügen, And nicht einer stand den Streichen Knirschend hockten sie im Umkreis.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Im blauen Drachen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1919
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1924
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 151.1919, Nr. 3875, S. 212
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg