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jauchzend herfiel, während er noch die guten Dinge sanimclte,
ging draußen ein Kettenrasseln, Poltern und Brummen an, das
nicht heftig genug war, den gesunden Jungen zu erschrecken, aber
doch hinreichend Spektakel verursachte, um ihn aushorchen und
fragen zu lassen: „Mama, was ist denn das?"

„Mir scheint" — sagte sie — „da kommt noch ein zweiter
nach, Marl — der „Klaubauf" — weißt Du, der Knecht von
St. Nikolaus, der wahrscheinlich auch sehen möchte, ob Du ein
artiger braver Bub bist. Soll ich ihn hereinlassen?"

Unerschrocken und sehr neugierig rief Marl: „Ja, bitte, Mama,
bittel Laß doch den Klaubauf hereinI"

Da kam er auch schon, in einen Zottelpelz gewickelt, mit einer
großen Pfcrdekctte um den Leib, alten Kutscherstiefeln an den
Beinen, brummte, knurrte, polterte und niachte mit der mächtigen
Weidenrute einen kleinen Ausfall auf Max, bei dem dieser hinter seine
Mutter flüchtete, sonst aber ohne besondere Zeichen der Furcht die in
tiefstem Baß gehaltene Standrede des „Klaubauf" entgegcnnahm.

Endlich, als dieser genug gebrummt, gewarnt, gedroht und
spektakelt hatte, schüttete auch er einen wohlgcfüllten Sack auf den
Teppich und trollte sich mit erheblichem Abzugslärm.

Nach einiger Zeit kam der Saier „nach Sause" und „ganz zu-
fällig" fand sich auch L>r. Summarius ein.

Die beiden Herren und ^fran Dr. Lampert verständigten sich
durch Augenzwinkern. Dann wurde Marl ins Gebet genommen,

der bald aus der linken, bald aus der rechten Sand von allerlei
guten Sachen abbiß und sehr vergnügt war.

Die Psyche des Kindes wurde erforscht.

„Nun, Maxl" — sagte erst der Papa, dann die Mama, dann
der Hausfreund — „w elcher Niklo hat Dir denn an: besten ge-
fallen? Überleg' Dir's wohll Das ist nicht so leicht zu sagen,
wenn gleich ihrer zwei konnnen und noch dazu zwei grund-
verschiedene — einer, der sehr sanft ist, und einer, der es
sehr ernst und streng meint."

Maxl beißt behaglich ein Stück Lebkuchen ab. Dann meint er
schnell entschlossen: „Mir hat der Schwarze besser gefallen."

„was? Der Schwarze? Nicht der Weiße?" sagt Di-, Lam-
pert, innerlich sehr gekränkt, während Or. Summarius die Hände
reibt und ihm über die Schulter zuflüstert: „Da siehst Du! Da
siehst Du! Auf ein gesundes Kind wirkt eben doch die Abschrek-
kung stärker als die Milde."

Er rückt an seinen Augengläsern, besinnt sich eine weile und
sagt dann mit einem gewissen Pathos: „Nun, Maxl, jetzt gib uns
einmal genau an: „warum hat Dir der schwarze Niklo besser
gefallen wie der weiße? warum hat er auf Dein kindliches
Gemüt einen tieferen Eindruck gemacht? warum hat seine Er-
scheinung Dich im Herzen stärker ergriffen?"

Da lacht der Maxi mit dem ganzen Gesicht: „Darum" — sagt
er — „weil er mir mehr Leckerln gebracht hat."

Wilhelm Herbert.

Wahrhaftig! In meinem Leben habe ich nach nie so unschuldig ausgeschaut.
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stubenrauch, Hans
Entstehungsdatum
um 1919
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1924
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 151.1919, Nr. 3879, S. 265

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