„Mein Narr tot? Wie? Mein letzter Freund geftorben?
Der einzige, der mich liebte? Denn nur er
Gab mir die Wahrheit. Lügner seid Ihr alle.
In Euren fußen Worten lauert Gift.
In feinen bitteren Scherzen war für mich
Des Lebens letzte Weisheit eingefchloffen —
Und nun ging alles hin, was ich befaß.“
Mit schweren Schritten und mit finfterm Blick,
Vor dem das feige Volk der Schmeichler floh,
Trat er vor’s Tor, wo auf dem Marmorftufen
Der Narr, jäh hingefunken, ausgeftredkt war.
Die Schellenmütze lag nicht fern von ihm.
Bus feiner Hand entschlüpft, war weggerollt
Der Bänderftab und barg sich in den Blumen.
„Wach auf!“ sprach der König. „Ungetreuer!
Laß Deinen Bruder nicht allein in Not!
Sieh’ ihn vor Dir, verwaist und fteuerlos,
Ein Schiff, das ohne Maft im Meere treibt. .!“
Da rührte lind ihm eine Hand die Schulter
Und fein Gemahl, jung, schön und bläß von Leid,
Bat fo in Demut: „Herr! Nimm mich für ihn!
Laß mich statt feiner jetzt Dein Narre fein!“
„Du?!“ riet er zürnend und des Mißtrau’ns voll.
„Schmeichlerisch Weib! fin Künsten Listigste!
Wie willst Du Narrentreue mir ersetzen?!
Kannst Du Wahrheit in Schelmenworten sagen?
Kannst Du in Hoffen Weisheit klug verbergen?
Kannst Du in Tränen lachen?!“
„Herr, vernimm!“
So sprach sie flüsternd. Doch, indem sie’s wollte,
Floß ihr ein heißer Strom auf bleiche Wangen
Und weh wie ein zersprungener Kristall
Klang ihr das Lachen aus der wunden Seele.
Bestürzt sah er dies alles ... da vom Buge
Fiel ihm der Schleier, den das Mißtrau’n wob.
Zorn schmolz in Reu’ - Leid löste sich in Lieb’
Und milde, feiner eigenen Rauheit feind,
Schlang er den Brm um ihre zage Schulter
Und schaute ihr ins Buge. „Bist Du ko?!
Ist das die Wahrheit? Kenn’ ich Dich erst heut’?
Lacht mir ein Kleinod, das ich von mir warf?!“ —
„So ift’s, Gevatter König!“ rief der Narr
Und sprang empor. „Vergib! Doch sieh’, zuweilen
Muß Darrheit sterben, daß die Liebe lebt!“
Wilhelm Herbert,
I nt I » ng g c s eI l cnH c i nt.
Ilona: „Sich 'mal, das wäre doch gar nicht teuer: Zu Verkauseu ist ein elegantes Herrenzimmer
für 10000 Mark!" — Hugo: „Ja, ja — das ist lange nicht so teuer wie ein elegantes Frauenzimmer!"
Günstige Kritik.
Wie gefällt Ihnen die Sängerin?" — „D, sie ist viel zu hübsch, als daß ihr ihre Stimme schaden könnte!"
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Der einzige, der mich liebte? Denn nur er
Gab mir die Wahrheit. Lügner seid Ihr alle.
In Euren fußen Worten lauert Gift.
In feinen bitteren Scherzen war für mich
Des Lebens letzte Weisheit eingefchloffen —
Und nun ging alles hin, was ich befaß.“
Mit schweren Schritten und mit finfterm Blick,
Vor dem das feige Volk der Schmeichler floh,
Trat er vor’s Tor, wo auf dem Marmorftufen
Der Narr, jäh hingefunken, ausgeftredkt war.
Die Schellenmütze lag nicht fern von ihm.
Bus feiner Hand entschlüpft, war weggerollt
Der Bänderftab und barg sich in den Blumen.
„Wach auf!“ sprach der König. „Ungetreuer!
Laß Deinen Bruder nicht allein in Not!
Sieh’ ihn vor Dir, verwaist und fteuerlos,
Ein Schiff, das ohne Maft im Meere treibt. .!“
Da rührte lind ihm eine Hand die Schulter
Und fein Gemahl, jung, schön und bläß von Leid,
Bat fo in Demut: „Herr! Nimm mich für ihn!
Laß mich statt feiner jetzt Dein Narre fein!“
„Du?!“ riet er zürnend und des Mißtrau’ns voll.
„Schmeichlerisch Weib! fin Künsten Listigste!
Wie willst Du Narrentreue mir ersetzen?!
Kannst Du Wahrheit in Schelmenworten sagen?
Kannst Du in Hoffen Weisheit klug verbergen?
Kannst Du in Tränen lachen?!“
„Herr, vernimm!“
So sprach sie flüsternd. Doch, indem sie’s wollte,
Floß ihr ein heißer Strom auf bleiche Wangen
Und weh wie ein zersprungener Kristall
Klang ihr das Lachen aus der wunden Seele.
Bestürzt sah er dies alles ... da vom Buge
Fiel ihm der Schleier, den das Mißtrau’n wob.
Zorn schmolz in Reu’ - Leid löste sich in Lieb’
Und milde, feiner eigenen Rauheit feind,
Schlang er den Brm um ihre zage Schulter
Und schaute ihr ins Buge. „Bist Du ko?!
Ist das die Wahrheit? Kenn’ ich Dich erst heut’?
Lacht mir ein Kleinod, das ich von mir warf?!“ —
„So ift’s, Gevatter König!“ rief der Narr
Und sprang empor. „Vergib! Doch sieh’, zuweilen
Muß Darrheit sterben, daß die Liebe lebt!“
Wilhelm Herbert,
I nt I » ng g c s eI l cnH c i nt.
Ilona: „Sich 'mal, das wäre doch gar nicht teuer: Zu Verkauseu ist ein elegantes Herrenzimmer
für 10000 Mark!" — Hugo: „Ja, ja — das ist lange nicht so teuer wie ein elegantes Frauenzimmer!"
Günstige Kritik.
Wie gefällt Ihnen die Sängerin?" — „D, sie ist viel zu hübsch, als daß ihr ihre Stimme schaden könnte!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Günstige Kritik"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1920
Entstehungsdatum (normiert)
1910 - 1930
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 152.1920, Nr. 3909, S. 283
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg