Eichene Lerchen.
Wenn a Bierbrauer (elber
Sei’ Crankerl veracht'!;
Wenn a Metzger koa Wurst ifef,
Die er selber bat g'macht;
Wenn a Dokter gar niemals
Kuriert ’s eig'ne Raus,
Nachher brauchst koan Professor,
Kennst di’ selber scho' aus.
6. Stcmplingcr.
!Jo und jQein.
Noch wubt' ich deinen Namen
nicht,
Du solltest eines andren sein,
Ich fragte, ob du glücklich bist,
Du sagtest ]a und schautest Nein
Wie ich dich sah zum andren Mal,
Wie (tändelt du so glühend da,
Ich fragte dich: „Raft du mich
lieb?“
Du sagtest Nein und schautest (Ja.
Sritj Müller.
d)ei' ßflilla.
(Scbwäbit*.)
Du willst Menscha kenna lerna
Und du vvoascht it, wia ma's macht,
Da brauchst nur g'rad’ obacht geba,
Ob und über was ’r lacht.
Im Heiratsbüro.
„Wenn mich einer zur Frau nimmt, kann er zufrieden fein,
ich habe noch ein Herz aus der Friedenszeit."
Tragikomödie.
„Auch ich war ein Jüngling. . .“
Das war fein Leiblied. Er konnte neunzehn fein.
„Auch ich war . . ."
Seine Borsten trug er nach Art von Haaren. Man könnte
Geschichten drüber schreiben, zum Beispiel Klagelieder einer viel-
geplagten Brennschere oder: Über den nur angeblichen Mangel an
Fett und Schmierölen usw.
In Ermanglung eines Bartes war er glattrasiert und sah
auch sonst sehr genial aus.
Das Übrige von Persönlichkeit und Lharakter kann man in
einem Iournal für Herrenmode nachschlagen oder in lebenden
Illustrationen aus Münchens dunkelster Dorstadt beziehen. Außer-
dem schien er Beziehungen mit Bildungsmiitelpunkien zu pflegen;
denn er war in sämtlichen Neuerscheinungen (des Films) bewan-
dert, sprach mit Fluß und Schwung verschiedene Münchner Dialekte
und verzierte seine Rede mit originellen Wendungen, etwa: „Groß-
artig, sog i’ da". Zu diesem Bild eines Weltmannes gehört natür-
lich ein gewisser internationaler Anstrich, den er mit Raffinement
und dadurch erreichte, daß er seine Rede abwechselnd bald mit
„nich" und bald mit „net" würzte, und wenn ihn die Lina fragte,
woher er sei, mit nonchalanter Geste versicherte: „Uwie baue, uwie
badria". Sonst hieß er Xaver.
Sie hieß Lina.
Auch so eine, das heißt: Sie trug Röcke, die zwischen Knie-
und Wadenfreiheit schwankten; ihre etwas rundliche Figur ver-
längerte sie nach unten und oben durch Frisur und Absätze und
wegen ihrer etwas prometheischen Nase stand sie bereits in Ver-
bindung mit der „Vereinigung für Beseitigung abnormer Aus-
wüchse unserer Gesellschaft". Sie hat allerdings noch keine Ant-
wort bekommen.
Auf der Promenad’ hatten sie sich kennen gelernt: Der Xaver
und die Lina.
„Mein Freilein, darf ich's wag’n", hat der Xaver gestammelt
und ist dabei bis unter den Gummikragen errötet.
Die Lina hatte bereits ihr „Bortmane" in der Hand, da hat
der Xaver schon von den gleichgestimmten Seelen geredet, von
seinen Erfahrungen im Umgang mit Menschen und hat das er-
läutert durch pathetische Grüße nach allen Seiten. Und lauter
seine Herrn grüßte er.
Der Lina ist nicht mehr recht geheuer gewesen und sie wollte
dem Xaver schon sagen: „Ukein Herr, Sie wiss’n ja gar nicht, wer
ich . .
Ader da ist sie dem Xaver recht gekommen: (Db sie ihn denn
verkenne, ihn, mit seinem „Inschtingt", der sich nie verirre; wo
er doch den Riesensilm „Der Mensch, ein Rätsel" schon dreimal
gesehen habe. Da wär' es doch voll und ganz . .."
Die Lina war überwältigt.
Als der Xaver gar noch anfing, vom „Ginasium" zu reden
und sich als Erwin entpuppte, taute das Eis. Wie er begeistert
war: „Hab’n Sie schon gehört, Freilein, die Franzosen wollen uns
den Grünwalder Altar nehmen? Ist etwas ganz Großartiges. Ich
werd’ nächstens ’nausfahren nach Grünwald und ihn mir anseh’n."
Die Lina kam nicht mehr mit.
Auf einer Anlagenbank, beim Mondschein, fragte er sie, wie
sie heiße.
„Lina", sagte sie ganz schüchtern; denn was war das gegen
Erwin?
„Lina? Das is reizend, wirklich reizend."
Da war sie „weg" und das Eis brach ein.
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Wenn a Bierbrauer (elber
Sei’ Crankerl veracht'!;
Wenn a Metzger koa Wurst ifef,
Die er selber bat g'macht;
Wenn a Dokter gar niemals
Kuriert ’s eig'ne Raus,
Nachher brauchst koan Professor,
Kennst di’ selber scho' aus.
6. Stcmplingcr.
!Jo und jQein.
Noch wubt' ich deinen Namen
nicht,
Du solltest eines andren sein,
Ich fragte, ob du glücklich bist,
Du sagtest ]a und schautest Nein
Wie ich dich sah zum andren Mal,
Wie (tändelt du so glühend da,
Ich fragte dich: „Raft du mich
lieb?“
Du sagtest Nein und schautest (Ja.
Sritj Müller.
d)ei' ßflilla.
(Scbwäbit*.)
Du willst Menscha kenna lerna
Und du vvoascht it, wia ma's macht,
Da brauchst nur g'rad’ obacht geba,
Ob und über was ’r lacht.
Im Heiratsbüro.
„Wenn mich einer zur Frau nimmt, kann er zufrieden fein,
ich habe noch ein Herz aus der Friedenszeit."
Tragikomödie.
„Auch ich war ein Jüngling. . .“
Das war fein Leiblied. Er konnte neunzehn fein.
„Auch ich war . . ."
Seine Borsten trug er nach Art von Haaren. Man könnte
Geschichten drüber schreiben, zum Beispiel Klagelieder einer viel-
geplagten Brennschere oder: Über den nur angeblichen Mangel an
Fett und Schmierölen usw.
In Ermanglung eines Bartes war er glattrasiert und sah
auch sonst sehr genial aus.
Das Übrige von Persönlichkeit und Lharakter kann man in
einem Iournal für Herrenmode nachschlagen oder in lebenden
Illustrationen aus Münchens dunkelster Dorstadt beziehen. Außer-
dem schien er Beziehungen mit Bildungsmiitelpunkien zu pflegen;
denn er war in sämtlichen Neuerscheinungen (des Films) bewan-
dert, sprach mit Fluß und Schwung verschiedene Münchner Dialekte
und verzierte seine Rede mit originellen Wendungen, etwa: „Groß-
artig, sog i’ da". Zu diesem Bild eines Weltmannes gehört natür-
lich ein gewisser internationaler Anstrich, den er mit Raffinement
und dadurch erreichte, daß er seine Rede abwechselnd bald mit
„nich" und bald mit „net" würzte, und wenn ihn die Lina fragte,
woher er sei, mit nonchalanter Geste versicherte: „Uwie baue, uwie
badria". Sonst hieß er Xaver.
Sie hieß Lina.
Auch so eine, das heißt: Sie trug Röcke, die zwischen Knie-
und Wadenfreiheit schwankten; ihre etwas rundliche Figur ver-
längerte sie nach unten und oben durch Frisur und Absätze und
wegen ihrer etwas prometheischen Nase stand sie bereits in Ver-
bindung mit der „Vereinigung für Beseitigung abnormer Aus-
wüchse unserer Gesellschaft". Sie hat allerdings noch keine Ant-
wort bekommen.
Auf der Promenad’ hatten sie sich kennen gelernt: Der Xaver
und die Lina.
„Mein Freilein, darf ich's wag’n", hat der Xaver gestammelt
und ist dabei bis unter den Gummikragen errötet.
Die Lina hatte bereits ihr „Bortmane" in der Hand, da hat
der Xaver schon von den gleichgestimmten Seelen geredet, von
seinen Erfahrungen im Umgang mit Menschen und hat das er-
läutert durch pathetische Grüße nach allen Seiten. Und lauter
seine Herrn grüßte er.
Der Lina ist nicht mehr recht geheuer gewesen und sie wollte
dem Xaver schon sagen: „Ukein Herr, Sie wiss’n ja gar nicht, wer
ich . .
Ader da ist sie dem Xaver recht gekommen: (Db sie ihn denn
verkenne, ihn, mit seinem „Inschtingt", der sich nie verirre; wo
er doch den Riesensilm „Der Mensch, ein Rätsel" schon dreimal
gesehen habe. Da wär' es doch voll und ganz . .."
Die Lina war überwältigt.
Als der Xaver gar noch anfing, vom „Ginasium" zu reden
und sich als Erwin entpuppte, taute das Eis. Wie er begeistert
war: „Hab’n Sie schon gehört, Freilein, die Franzosen wollen uns
den Grünwalder Altar nehmen? Ist etwas ganz Großartiges. Ich
werd’ nächstens ’nausfahren nach Grünwald und ihn mir anseh’n."
Die Lina kam nicht mehr mit.
Auf einer Anlagenbank, beim Mondschein, fragte er sie, wie
sie heiße.
„Lina", sagte sie ganz schüchtern; denn was war das gegen
Erwin?
„Lina? Das is reizend, wirklich reizend."
Da war sie „weg" und das Eis brach ein.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Fakir"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1920
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 153.1920, Nr. 3925, S. 126
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg