Fliegende Blätter (154.1921 (Nr. 3936-3961))

Zum Gkdrnkrn lOismurrhs.

L April.

1)m stillen SachsrnwalDe
Araltr Lichen steh'n.

Die sah n viel' Jahre unb Menschen,
Sah'n Völker kommen unk geh'n.

Sie sah'n im Kriege lodern
Die Flamme riesengroß,

And dann die Niederlage,
Den Akgrunü hoffnungslos.

Ich hör' die Wipfel rauschen:
Vergeht den Linen nicht!
Macht seinen Geist lebendig!
Lr weist Luch Lure Micht:

Das Land, in dem sie wurzeln,
Sir sah'n 's aus bitt'rrr Aat
Lmpor sich mächtig ringen,

Von ihah und Arid bedroht.

And der es einst gehoben,
Gefestigt und greint,

Lr ruht in ihrem Schatten,
Der einst so heiß beweint.

Dem Vaterland zu dienen,
In ehrlichem Verein
Dem Mißgeschick zu trotzen,
Lu bauen Stein auf Stein.

Aus LIend und Leürückung
Muh wachsen neue Kraft,

Dir auf sich selbst uertrauend
Fürs Ganze wirkt und schafft.

Wenn Ihr, was Lr geschaffen,
Aicht aus der Asche hebt.

Sann seid Ihr nimmer würdig,
Daß Lr für Luch gelebt!

Sttfeid.

Nun ist es Frühling und die Erde festlich,
Die Dichter melden es, drum ist es wahr,
Oer teure Spargel schmeckt mit Lutter
köstlich

So wie in jedem, auch in diesem Fahr.

Nun ist es Frühling, Frau und Töchter strahlen
Fn Weiß und Gelb und Rosa wunderbar,
Oer Vater muß die Farbensymphonie be-
zahlen

So wie in jedem, auch in diesem Iahr.

Nun ist es Frühling und die Mieten klettern,
Das Huhn legt brav, doch sind die Eier rar.
Vom Keller bis zum Dachstuhl Grammo-
phone schmettern.

So wie in jedem, auch in diesem Iahr,

Nun ist es Frühling und die Wirte stellen
Mit einem Llumentopf die Gartenwirtschaft dar,
Und wie bekannt, die Menschenherzen schwellen
So wie in jedem, auch in diesem Iahr.

Nun ist es Frühling - und sie nennt sich Resel,

Die dieses Mal mein Herz bringt in Gefahr,

Ich weiß - im Herbst sag ich: „Du warst ein Esel
So wie in jedem, auch in diesem Iahr!" 3.0, H.

Neue Kunst,

Meine Frau stillte unfern Kleinen und ich betrachtete mit Wohlgefallen dies liebliche Bild, Aber Plötzlich gab das Bürschlein,
ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen, einige verwegene Töne von sich, die er sich als Erwachsener in besserer Gesellschaft nicht hätte leisten
dürfen, „Hm", meinte ich, mich zurückziehend, „der ist ja recht ungeniert,"—„Tja", sagte meine Frau, „er ist halt Ex-Ex-pres-sionist,"
Und lange, lange mußte ich noch über dies tiefsinnige Wort Nachdenken, ehe es mir in seiner ganzen Vieldeutigkeit restlos klar war.

ßeöulö, ihr Leit!

stoch spukt de Winter Drlan im Ofc,
stoch hot wer stelz unn stlantel a',
stoch ühut mer morgens länger schloofe,
stednlü, ihr Leit - 's isch ball gedha'!
st flrpifel. st 5pip(fugel. st gahneraupe.

Hm stachrand drirnwe an de Hecke,
Do knicken schon die stnöpple 'naus,
Unn dort an sellern weiüestecke
stuckt schon e herzig stähel 'raus!

Die kinner dornen draus wie wühdig,
DeDanzknoppst fliegt, de stuckerstsorrt,
Die stlädle lachen all so gluhdig,

De Sockel kräht, de Kater knarrt,

Hm fenschter hubsen schun die Micke,
Sogar a wefz Hot heit gebrummt,

Mei Hlzelaag^j heert uff zu zwicke -
steduld, ihr Leit: de friehling kommt!

Euöroiri (jnrtmnnn.

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