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und dabei is ihr d' Stimm' überg'schnackelt. — Da is der Zipfel-
bauer aber hoaß wor'n und hat aus seinem Vfeif'l Rauch blasen
wie ein Bäckerschlot in der Fruah. „Mas?" hat er g'rnsen, „möchst
D' mi' 'leicht beleidigen? I' wollt' ja doch glei', Du hocketst statt
der Gams am Dachl da droben I"

Kaum hat der Zipfelbauer so g'sprochen g'habt, is sei' Alte
auch schon auf dem ksäusl oben g’feffcn, die Gams aber is neben
seiner herunt' g'wesen. Der Zipfelbauer is dag'standen wie ein Käs-
laibl und hat an bsänd' und Füß' zittert, daß fein unbedachter
Wunsch so jach in Erfüllung 'gangen is, der Austragvater hat fi'
nit auskennt, soll er lachen oder soll er weinen und die Gams hat
ihre zerzausten Flitscherl hängen lassen und hat g'sagt: ,,J' kunnt
fei’ 2töpfert Milli geb'n vor lauter Schrecken/' Die Klee-Fee aber
hat sich auf die Jung' 'bissen und d' ihand vors G'sicht g'halten,
damit ihr 's Lachen nit aus'kommen is. (Denn die Feen sind alle-
weil lustige Weibsleut' g'wesen und haben gern Spassettl g'macht;
wenigstens die guten.)

Die Zipfelbäurin is spinngifti' auf ’m lsäusl g'sessen und hat
auf die viere 'runterg'schaugt und hat g'sagt: „Sauber steht's da,
ös vieri. Und Du hast grad not, daß D' lachst auch noch. Jawohl,
Dich mein' i' schon, Uladel, dumm's! Wer is denn schuld, wie Du
mit Dei'm Wünschelklee, mit Dei'm dalketen? Wenn Di'nur glei'
der Kuckuck holet!"

Wie die Zipfelbäurin das g'sagt hat g'habt,
hat's im Wald braust und g'rauscht und über
d' Wiesen her is ein Kuckuck g'stogen kommen.

Aber kein solcher armseliger, wie s' gewöhn-
lich sind, die Kuckuck, sondern ein mordsgroß'

Viech; ein vogelstranß wär' der reinst' Spatz
dagegen g'wesen. Der hat sich vor dem
Zipfelbauer seiner ksütten auf den Boden
niederlassen, die Klee-Fee hat sich ihm ans den
Buckel g'setzt und dahin 'gangen is's auch schon
in den Wald, wo die Fee daheim g'wesen is.

Die Zipfelbäurin is auf ’m kfäusl g'hockt
und hat kein' Deuter 'tan. Der Zipfelbauer hat

auch nix g'sagt, er is sich bloß mit der lsand übers pirn g'fahren,
hat sein pfeift an'zunden, ’s Leiter! ang'legt und hat seiner Allen
übers Dachl 'runterg'holfen. Dann hat er die Gams zum Metzger
'trieben, denn mit einer Kuh, die Flügel g'habt hat und reden hat
kinnen, hat er nix z' tun haben wollen, und der Metzger hat Würfcht
draus g'macht, weil's beim Posthalter ein paar Tag' drauf eine
Fahnenweih' g'habt haben.

Aber damit is die G'schicht' noch nit aus. Denn bei der
Fahnenweih' is allerhand dumm's Zeug passiert; wer nämlich
von einer solchen Wurscht, die aus dem Fleisch von der Kuh
g'macht war, die den Wünschelklee g'fressen hat g'habt, wer also,
sag' i', von einer solchen Wurscht bloß ein Zipferl oder nur d'
Wurschthaut 'gessen hat und hat ahnungslos irgend einen Wunsch
getan, dem is der Wunsch auf der Stell' in Erfüllung 'gangen.
Und das End', das könnt's euch denken, is eine mordalische Keilerei
g'wesen.

Der alt' Zipfelvater aber is vor der Post Heraußen auf der Bank
in der Sonn' g'sessen und hat so vor si' hin'träumt und zug'horcht,
wie s' drinnen Musi' g'macht und mit die Teller 'klappert und g'rauft
haben. Er is ein bissel tranri' g'wesen, weil's mit seine Leut'
bergab 'gangen is, denn zu einer neuen Kuh, mein Gott, hat halt
's Geld nit g'langt. ,,J' Hab' kein' Wunsch," hat er g'sagt; „wann
nur grad as Gamsei no' am Leben wär'I"
Da hat neben.seiner was 'brummt und
was warm's und rauh's is ihm von der Seiten
her übers G'sicht g'fahren, und wie er schier
»erschrocken aufg'schaugt hat, is's eine Kuh
g'wesen und hat auf und nieder der Gams ähnli'
g'sehg'n, wie s' g'wes'n is, bevor s' den Wünschel-
klee g'fressen g'habt hat. Ein Strick! hat s' auch
schon um den pals 'tragen, an dem hat s' der
Jipfelvater 'packt und hat s' heimg'führt. von
deni Tag an war im Zipfelbauernhäusl wieder
eine Milli und eine Zufriedenheit und ein Glück,
und wenn s' noch nit g'storben sind, so leben s'
heut' noch. Hermann Franz.

Vor der Abreise.

K a l t.

Männe verreist. Auf ein halbes Jahr. Über das große Wasser.
Frauchen zerfließt in Abschiedstränen. Er: „Und noch eins, Elly-
maus, wenn mir etwas zustoßen sollte, vergiß nicht, wir sind bei
Firma Kohndcrgerechte versichert, Du erhältst dann zehntausend
Mark." — Sie (unter Tränen): „Ach, bleib' lieber leben, was
sind heute zehntausend Mark!"

„Geld her oder das Leben!" — „Mit Geld sieht's schlecht
ans! Nehmen Sic auch Briefmarken?"

Aus einem S ch ü l c r n u f s a tz.

Der Reisende sah den treuen Hund auf seinem Mantelsack
liegen, wedelte noch schwach und verendete.

0 lacht nicht üderr ]üngferlein
Im Biedermeierkleide —

— Ich weif? ein Märchen (pinnwebfein
Hon Liebe und von Leide.

Ein Maidlein war — ein wildes Kind
Mit Zöpfen, goldgelponnen.
eisgrau längst (eine Locken (ind,

Still ward cs und versonnen.

0 lacht nicht übers Oüngferlein,

Das jungem Holk gewogen —

Drum schliefet das Märchen: hütet euch
Horm Schelm mit Pfeil und Dogen.

Die weifee Dank ward morsch und alt,

Die 's junge glück getragen.

Und braust der Sturmwind durch den park,
hört man sie schmerzlich klagen.

Längst schwand der Kosmarin dahin,
kelbveiglein sind verdorben,
herz/jesu Blllmlein welkten all —

Die Kosen sind gestorben.

lind lacht nicht übers (jüngferlein
Im Biedermeierkleide,

ÜJenn’s (räumt — im alten Park — allein —

— fld), es beifet herzeleide.

m. 3.

G lacht nicht. . .

6s war einmal — klein Amor stand
Tm Park mit Pfeil und Bogen,

Da hat cr’s Maidlein heife geküfet,
Der in die Hielt gezogen.

Das Silberbiönnlein hat's geseh'n
Tm lichten Mondesscheinen —

Seit jener Stunde (ingt's nicht mehr,
Dur weinen kann es — weinen.

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Wünschelklee"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Winkler, Rolf
Entstehungsdatum
um 1921
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1926
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 155.1921, Nr. 3968, S. 59

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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