D i c T h c a t er l> e ka n »t s ch a ft.
„Sie waren ja Sonntag im Theater,
Anna; >vas wurde gegeben?" — „Die
Räuber!" — „Aha, da haben Sie mit
Schiller Bekanntschaft gemacht?" — „Nee,
Lehmann hccßt er!"
Eilig.
Freier (verschuldet): „AngebeteteErna,
tute ich Sie liebe I Sprechen Sic das kleine
Wörtchen „ja" und Sie machen mich zum
Glücklichsten der Sterblichen! (Mit Nach-
druck): Na? Wird's?"
Diiirr KitKtffftt.
Dein liefes en coeur bemerkt man mit CUonnc.
vermagst du's nicht etwas auszumerzen?
Der Dichter schrieb nur: hab’ Sonne im Herzen!
Gr schrieb nicht: habe das Herz in der Sonne!
Beruh. Schäler.
Die Feldmäuse.
Bon H. ®raacul)or|t.
Mein Freund, Professor Müller, >var
ein unter Fachgenossen bekannter Zoologe,
der das Studium der Nagetiere besonders
pflegte.
Mit ihm schleuderte ich an einem ivar-
men Apriltage durch einen Redder, der das
Dorf, in dem ich wohnte, mit einem Vorort
der nahen Großstadt verband. Die Knicks
zu beiden Seiten waren dicht mit Bäumen
und Sträuchern besetzt und der Weg mit
Gras und Moos überzogen.
Wir vernahmen ein leises Piepsen im
Knick an der linken Wegseite.
„Junge Vögel?" fragte ich.
„Feldmäuse!" sagte mein Freund, der
Professor Müller.
Kurz darauf blieb er vor einem Stück-
chen Papier stehen, das aus dem die Böschung
bedeckenden Moose wie ein kleiner Trichter
hervorsah.
„Die Feldmänse!' sagte mein Freund,
der Professor Müller.
„?" machte ich.
„Eine Feldmaus versuchte das Papier
zum Nestbau in die Erde zu ziehen!" sagte
mein Freund, der Professor Müller.
Kurz darauf blieb er vor
einem zweiten Stück Papier
stehen, das in derselben Art
aus dem Boden ragte, aber
bedeutend größer als das
erste war.
„Die Feldmäuse!" sagte
mein Freund, der Professor
Bald darauf blieb er wieder vor einem
Stück Papier stehen, das ebenso >vie die
. anderen ans der Erde ragte, aber bedeutend
größer war als das zweite.
„Die Feldmäuse!" sagte mein Freund,
der Professor Müller.
„???" machte ich.
Bald darauf blieb mein Begleiter wieder-
um vor einem Stück Papier stehen, das
ebenso wie die drei ersten trichterförmig aus
der Erde ragte, aber ganz bedeutend größer
tvar als das dritte. Es tvar ein Bogen derbes
Packpapier, durch den Gebrauch ein wenig
mürbe und zerknittert.
„Die Feldmäuse!" sagte mein Freund,
der Professor Müller.
„????" machte ich.
„Es ist anzunehmen," dozierte nun mein
Freund, der Professor Müller, „daß dieser
Weg seit Menschengedenken besteht und daß
die Menschen ebenso lange hier Papier fort-
geworfen haben. Es ist ferner anzunehmen,
daß die Feldmäuse bald die Verwendbarkeit
des Papiers für den Nestbau erkannt und
kleine Stücke unter die Erde gezerrt haben.
Es ist ferner anzunehmen, daß sie sich be-
müht haben, immer größere Stücke hinab-
zuziehen, daß dadurch ihre Zähne und
Muskeln immer mehr gestärkt wurden,
daß die nachfolgenden Generationen eine
immer mehr wachsende Kvrperkraft ver-
erbten. Es ist also ferner anzunehmen, daß
die jetzt hier lebenden Feldmäuse imstande
sind, ganze Bögen Papier zu bewältigen,
vorausgesetzt, daß sie nicht dabei gestört
werden, wie es hier wohl der Fall gewesen
sein dürfte."
Da warf ich einen halben Bogen Zei-
tnngspapicr auf den weichen Boden, nahm
meinen in eine stumpfe Eisenspitze auslaufen-
den Wanderstock und brachte mit einigem
Druck das Papier bald so in die Erde, daß
es trichterförmig daraus hcrvorragte, genau
ivic die anderen Papierstücke es taten.
„?????" machte mein Freund, der
Professor Müller.
„Es ist anzunehmen," erklärte ich, „daß
ich mich auf meinem täglichen Gange durch
diesen Redder so über seine Verschandelung
durch fortgeworfenes Papier ärgere, daß ich
die herumliegenden Papier-
setzen an Stelle der nicht
gegenwärtigen Rohlinge mit
meinem Stocke just so bear-
beite, wie Du es eben gesehen
hast, vorausgesetzt, daß ich
nicht dabei gestört werde!"
„Gemeiner Kerl!" brummte
mein Freund, der Professor
Müller.
„??" machte ich.
„Ich liebe dich, so wie du mich."
Müller.
„??????" machte ich.
113
„Sie waren ja Sonntag im Theater,
Anna; >vas wurde gegeben?" — „Die
Räuber!" — „Aha, da haben Sie mit
Schiller Bekanntschaft gemacht?" — „Nee,
Lehmann hccßt er!"
Eilig.
Freier (verschuldet): „AngebeteteErna,
tute ich Sie liebe I Sprechen Sic das kleine
Wörtchen „ja" und Sie machen mich zum
Glücklichsten der Sterblichen! (Mit Nach-
druck): Na? Wird's?"
Diiirr KitKtffftt.
Dein liefes en coeur bemerkt man mit CUonnc.
vermagst du's nicht etwas auszumerzen?
Der Dichter schrieb nur: hab’ Sonne im Herzen!
Gr schrieb nicht: habe das Herz in der Sonne!
Beruh. Schäler.
Die Feldmäuse.
Bon H. ®raacul)or|t.
Mein Freund, Professor Müller, >var
ein unter Fachgenossen bekannter Zoologe,
der das Studium der Nagetiere besonders
pflegte.
Mit ihm schleuderte ich an einem ivar-
men Apriltage durch einen Redder, der das
Dorf, in dem ich wohnte, mit einem Vorort
der nahen Großstadt verband. Die Knicks
zu beiden Seiten waren dicht mit Bäumen
und Sträuchern besetzt und der Weg mit
Gras und Moos überzogen.
Wir vernahmen ein leises Piepsen im
Knick an der linken Wegseite.
„Junge Vögel?" fragte ich.
„Feldmäuse!" sagte mein Freund, der
Professor Müller.
Kurz darauf blieb er vor einem Stück-
chen Papier stehen, das aus dem die Böschung
bedeckenden Moose wie ein kleiner Trichter
hervorsah.
„Die Feldmänse!' sagte mein Freund,
der Professor Müller.
„?" machte ich.
„Eine Feldmaus versuchte das Papier
zum Nestbau in die Erde zu ziehen!" sagte
mein Freund, der Professor Müller.
Kurz darauf blieb er vor
einem zweiten Stück Papier
stehen, das in derselben Art
aus dem Boden ragte, aber
bedeutend größer als das
erste war.
„Die Feldmäuse!" sagte
mein Freund, der Professor
Bald darauf blieb er wieder vor einem
Stück Papier stehen, das ebenso >vie die
. anderen ans der Erde ragte, aber bedeutend
größer war als das zweite.
„Die Feldmäuse!" sagte mein Freund,
der Professor Müller.
„???" machte ich.
Bald darauf blieb mein Begleiter wieder-
um vor einem Stück Papier stehen, das
ebenso wie die drei ersten trichterförmig aus
der Erde ragte, aber ganz bedeutend größer
tvar als das dritte. Es tvar ein Bogen derbes
Packpapier, durch den Gebrauch ein wenig
mürbe und zerknittert.
„Die Feldmäuse!" sagte mein Freund,
der Professor Müller.
„????" machte ich.
„Es ist anzunehmen," dozierte nun mein
Freund, der Professor Müller, „daß dieser
Weg seit Menschengedenken besteht und daß
die Menschen ebenso lange hier Papier fort-
geworfen haben. Es ist ferner anzunehmen,
daß die Feldmäuse bald die Verwendbarkeit
des Papiers für den Nestbau erkannt und
kleine Stücke unter die Erde gezerrt haben.
Es ist ferner anzunehmen, daß sie sich be-
müht haben, immer größere Stücke hinab-
zuziehen, daß dadurch ihre Zähne und
Muskeln immer mehr gestärkt wurden,
daß die nachfolgenden Generationen eine
immer mehr wachsende Kvrperkraft ver-
erbten. Es ist also ferner anzunehmen, daß
die jetzt hier lebenden Feldmäuse imstande
sind, ganze Bögen Papier zu bewältigen,
vorausgesetzt, daß sie nicht dabei gestört
werden, wie es hier wohl der Fall gewesen
sein dürfte."
Da warf ich einen halben Bogen Zei-
tnngspapicr auf den weichen Boden, nahm
meinen in eine stumpfe Eisenspitze auslaufen-
den Wanderstock und brachte mit einigem
Druck das Papier bald so in die Erde, daß
es trichterförmig daraus hcrvorragte, genau
ivic die anderen Papierstücke es taten.
„?????" machte mein Freund, der
Professor Müller.
„Es ist anzunehmen," erklärte ich, „daß
ich mich auf meinem täglichen Gange durch
diesen Redder so über seine Verschandelung
durch fortgeworfenes Papier ärgere, daß ich
die herumliegenden Papier-
setzen an Stelle der nicht
gegenwärtigen Rohlinge mit
meinem Stocke just so bear-
beite, wie Du es eben gesehen
hast, vorausgesetzt, daß ich
nicht dabei gestört werde!"
„Gemeiner Kerl!" brummte
mein Freund, der Professor
Müller.
„??" machte ich.
„Ich liebe dich, so wie du mich."
Müller.
„??????" machte ich.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ich liebe dich, so wie du mich"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1921
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1926
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 155.1921, Nr. 3975, S. 113
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg