„.. . und ein großes Kistel Zigarren!" fügte er bei.
„Bho! Das kostbare c8eld in die Luft blasen? . . . Zigarren
werden keine gekauft."
„Mas, Du vergönnst nur keine Zigarren? Kruzitürken, dann
mag ich nicht . . ."
(Eine jähe pandbewegung ließ sein <Ei auf dem Asphalt ver-
spritzen.
Schreit sie: „Gimpel, jetzt verdien' ich mir das Geld allein!"
„Allein? Das war' nicht schlecht, palte mein Bierl Ich hol'
mir ein anderes Li."
Lr saust heim, entnimmt dem eingekalkten Vorräte einen Er-
satz und kommt gerade noch recht, als der Straßenbahnwagen
eintrifft. Dem Schaffner kugelten sich die Augen — vorsichtig
nahm das Ehepaar Platz, Ei und Maßkrug in der pand. So
fuhren sie eine Stunde lang, ernst und sinnend wie im Warte-
zimmer des Zahnarztes.
Dann fragt sie: „Brosi, spürst was?"
„Air spür' ich."
„Das glaube ich gerne: Du hältst ja das Bier in der rechten
pand! . . . Links herüber! So verlangt's die Zeitung."
„Malefiz, bin ich eine volle Stnnde vergebens gefuhrwerkt."
Und sie fahren wieder eine Stunde. Nachdenklich und schweigsam.
„Alte, spürst was?"
„Noch nix!"
„Aber ich spüre einen Mordsdurst. Profil"
Sein Krug ist leer.
„Um Pimmels willen, was treibst denn? Jetzt kannst wieder
von vorne anfangen! Mit dem leeren Krug gilt's ja nichts."
„Gut, eine frische Maß — und noch einmal ganz herum!"
Gegen Mittag hat man bereits ein päufchen Papiergeld der
Bahn geopfert.
„Alte, spürst was?"
„Ja, punger!"
„Bohr' mit der Haarnadel Dein Ei an und trink' es aus!"
„freilich, und dann dürfte ich heimlaufen wie Du und ein
neues holen. Nein, jetzt wird gefahren, bis ich ein Gefühl habe,
das ich an die Redaktion einschicken kann, perr Konduktor, noch
einmal 'rum!"
So kutschieren sie, taub gegen Stichelreden und Spott. Dem
Schaffner schlich Mitleid ans perz. „Entweder wollen die unser
Defizit beseitigen — oder sie spinnen!"
Spät nachmittags erklang es schwach: '„Brosi, spürst was?"
„Allerdings — einen damischen Schädel! Und mein Ei ist
hartgesotten bei der Pitz' I"
„Und ich... Jesses! — da fällt mir ein! perr Konduktör,
bei der nächsten Straße steigen wir aus! . . . Du, Hab' ich denn
die Brennsuxpen vom Gas weg?"
Ungern verlor der Schaffner die gute Kundschaft.
Sie stürmten nach Pause, fanden aber alles in Drdnung. Die
Wohnungstüre stand zwar offen — der Geheime hatte sie heute
früh zu schließen vergessen — ein fremder Mensch war jedoch
nicht in der Wohnung, vielmehr hatte er sich schon mit dem
Sonntagsmantel unauffällig entfernt, der fremde Mensch.
Mit freudig lodernder Flamme begrüßte der Gasherd seine
perrin, während am Boden der zersprungene Suppentiegel seine
letzte Träne weinte.
Der Geheime warf seinen Bierkrug daneben, lachte bitter und
sank auf den Küchenstuhl. Frau Monika sah ihn schreiben und
hielt mit dem Jammern inne.
„Schreibst Dein Gefühl auf? Geh' weiter und lies vor!"
Er las. Langsam und laut. „Lin perrenüberzieher, sehr gut
erhalten, Samtkragen abgeschabt, macht 800 Mark, fünfzehn Kubik-
meter Gas 30 Mark, Straßenbahn. 40 Mark, ein Tiegel 7 Mark
50 Pfennig, ein Krug — sagen wir s Mark.
„Brosi, da schau'I ... I" rief sie dazwischen," meine Schuhe
sind auch gestohlen...!" Gelassen schrieb er weiter:" Ein paar
Damenschuhe, noch wenig ausgehatscht, joo Mark, dazu drei Maß
Vollbier \2 Mark, alles zusammen macht 995 Mark 50 Pfennig,
fehlen also nur noch . . ."
„Die drei Eier!"
„Richtig, drei rohe Eier kosten je Linsfünfzig, purra, teuere
Gesponsin! Die Tausend sind voll. Allerdings nicht „ge", sondern
„ver" I Aber was schadet dieser kleine Unterschied? Wie hat unsere
Pythia gesagt? „Die Konstellation bedeutet für uns mindestens
tausend Mark?. . ." Sie hat nicht gelogen, Warum freust Du Dich
nicht, Alte? ..."
Schluchzen aus dem Taschentuch.
„Brost — und das Gefühl? Was für ein Gefühl hast Du jetzt?"
„Gffen gesagt: Ich fühle mich wie ein König."
Sie fährt auf. „Dein dummer Krösus!"
„Rein, wie Seine Majestät König Midas."
Und der perr Geheime Kalkulator befühlte seine beiden (Uhren.
Kranit ns.
Seiltänzer.
„Bho! Das kostbare c8eld in die Luft blasen? . . . Zigarren
werden keine gekauft."
„Mas, Du vergönnst nur keine Zigarren? Kruzitürken, dann
mag ich nicht . . ."
(Eine jähe pandbewegung ließ sein <Ei auf dem Asphalt ver-
spritzen.
Schreit sie: „Gimpel, jetzt verdien' ich mir das Geld allein!"
„Allein? Das war' nicht schlecht, palte mein Bierl Ich hol'
mir ein anderes Li."
Lr saust heim, entnimmt dem eingekalkten Vorräte einen Er-
satz und kommt gerade noch recht, als der Straßenbahnwagen
eintrifft. Dem Schaffner kugelten sich die Augen — vorsichtig
nahm das Ehepaar Platz, Ei und Maßkrug in der pand. So
fuhren sie eine Stunde lang, ernst und sinnend wie im Warte-
zimmer des Zahnarztes.
Dann fragt sie: „Brosi, spürst was?"
„Air spür' ich."
„Das glaube ich gerne: Du hältst ja das Bier in der rechten
pand! . . . Links herüber! So verlangt's die Zeitung."
„Malefiz, bin ich eine volle Stnnde vergebens gefuhrwerkt."
Und sie fahren wieder eine Stunde. Nachdenklich und schweigsam.
„Alte, spürst was?"
„Noch nix!"
„Aber ich spüre einen Mordsdurst. Profil"
Sein Krug ist leer.
„Um Pimmels willen, was treibst denn? Jetzt kannst wieder
von vorne anfangen! Mit dem leeren Krug gilt's ja nichts."
„Gut, eine frische Maß — und noch einmal ganz herum!"
Gegen Mittag hat man bereits ein päufchen Papiergeld der
Bahn geopfert.
„Alte, spürst was?"
„Ja, punger!"
„Bohr' mit der Haarnadel Dein Ei an und trink' es aus!"
„freilich, und dann dürfte ich heimlaufen wie Du und ein
neues holen. Nein, jetzt wird gefahren, bis ich ein Gefühl habe,
das ich an die Redaktion einschicken kann, perr Konduktor, noch
einmal 'rum!"
So kutschieren sie, taub gegen Stichelreden und Spott. Dem
Schaffner schlich Mitleid ans perz. „Entweder wollen die unser
Defizit beseitigen — oder sie spinnen!"
Spät nachmittags erklang es schwach: '„Brosi, spürst was?"
„Allerdings — einen damischen Schädel! Und mein Ei ist
hartgesotten bei der Pitz' I"
„Und ich... Jesses! — da fällt mir ein! perr Konduktör,
bei der nächsten Straße steigen wir aus! . . . Du, Hab' ich denn
die Brennsuxpen vom Gas weg?"
Ungern verlor der Schaffner die gute Kundschaft.
Sie stürmten nach Pause, fanden aber alles in Drdnung. Die
Wohnungstüre stand zwar offen — der Geheime hatte sie heute
früh zu schließen vergessen — ein fremder Mensch war jedoch
nicht in der Wohnung, vielmehr hatte er sich schon mit dem
Sonntagsmantel unauffällig entfernt, der fremde Mensch.
Mit freudig lodernder Flamme begrüßte der Gasherd seine
perrin, während am Boden der zersprungene Suppentiegel seine
letzte Träne weinte.
Der Geheime warf seinen Bierkrug daneben, lachte bitter und
sank auf den Küchenstuhl. Frau Monika sah ihn schreiben und
hielt mit dem Jammern inne.
„Schreibst Dein Gefühl auf? Geh' weiter und lies vor!"
Er las. Langsam und laut. „Lin perrenüberzieher, sehr gut
erhalten, Samtkragen abgeschabt, macht 800 Mark, fünfzehn Kubik-
meter Gas 30 Mark, Straßenbahn. 40 Mark, ein Tiegel 7 Mark
50 Pfennig, ein Krug — sagen wir s Mark.
„Brosi, da schau'I ... I" rief sie dazwischen," meine Schuhe
sind auch gestohlen...!" Gelassen schrieb er weiter:" Ein paar
Damenschuhe, noch wenig ausgehatscht, joo Mark, dazu drei Maß
Vollbier \2 Mark, alles zusammen macht 995 Mark 50 Pfennig,
fehlen also nur noch . . ."
„Die drei Eier!"
„Richtig, drei rohe Eier kosten je Linsfünfzig, purra, teuere
Gesponsin! Die Tausend sind voll. Allerdings nicht „ge", sondern
„ver" I Aber was schadet dieser kleine Unterschied? Wie hat unsere
Pythia gesagt? „Die Konstellation bedeutet für uns mindestens
tausend Mark?. . ." Sie hat nicht gelogen, Warum freust Du Dich
nicht, Alte? ..."
Schluchzen aus dem Taschentuch.
„Brost — und das Gefühl? Was für ein Gefühl hast Du jetzt?"
„Gffen gesagt: Ich fühle mich wie ein König."
Sie fährt auf. „Dein dummer Krösus!"
„Rein, wie Seine Majestät König Midas."
Und der perr Geheime Kalkulator befühlte seine beiden (Uhren.
Kranit ns.
Seiltänzer.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Seiltänzer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1921 - 1921
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 155.1921, Nr. 3983, S. 175
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg