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Auch eilt Trost.

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„Der Weg scheint doch recht gefährlich und ich glaube, wenn hier einer abstürzt, ist
er verloren." — „Koa Spur — mir Ham no' an' jed'n unten g'fnnden."

Grobe Abweisung.

Geschäftsreisender: „Meine Name ist Fleck..." — Hausherr (zum Diener):
„Entfernen Sie den Fleck, Johann!"

gehüpft, kaum irolltc der Zug weiter, da
rief jemand und — schwapp! klatschte et-
was an meinen Hut. Ich hatte ihn wieder,
den Roman nämlich. Der Hut kam unter
den Rädern nie mehr zum Vorschein.

Rein Zweifel, der Fluch jener Here
hing an diesem Buche. Geknickt und voll
Scheu vor seiner gefährlichen likacht trug
ich cs nach Hause, wie sollte ich es los
werden? Der erste beste Gast bekam es ge-
liehen. Denn noch nie war ein ausgclieheues
Buch zu mir zurückgekehrt.

Schon am nächsten Tage brachte mir
ein Dienstmann mit höflicher Empfehlung
ein jdakct, dessen Inhalt ich witterte. Ich
schleuderte es darum in eine Ecke. Klirr!..

Meine Zugehfrau meinte am andern
Tage befriedigt, nun bräuchte sie doch den
alten venetiancrspiegcl nicht mehr abzu-
stauben. Der hätte sic stets unangenehm
an ihren Gatten erinnert, welcher mit
einer Italienerin durchgebrannt sei.

Rein wunder, daß ich das Buch reu-
mütig auf das Bücherbrett stellte. Aller-
dings nicht in die vordere Reihe zn den
Klassikern, sondern hinten, ganz hinten zu
verstaubten Schulbüchern und Katalogen."

„Bitte, was sagst Du? . . ."

„Am andern Morgen lagen die Klassiker
am Boden, heruntergestoßen von dem halb-
fertigen Scheusal, das mich von oben breit-
mäulig angrinste. Denke Dir meinen Ge-
mütszustand !

Eilends reihte ich cs nun in die Klassiker
ein. Glaubst Du jedoch, cs hätte mir ver-
ziehen? Auf Schritt und Tritt verfolgte
mich gehässig sein Blick durchs Zimmer.
Dabei klaffte der Spalt zwischen Seite 16
und 53 wie eine abscheuliche Zahnlücke.

wandte ich ihm den Rücke», dann
streckte cs mir — das fühlte ich — seine
löschpapiercne Zunge heraus. . ."

„Unsinn — Nerven!" unterbrach ich ihn.

„wärest Du nur in meiner Lage ge
wesen!" fuhr er mich an.

Ich lehne dankend ab.

„Glaube mir: wir kämpfte» eine»
stummen, aber erbitterten Kampf! Bei
Tag und Nacht. Ich knüpfte Friedens-
Unterhandlungen an und dichtete selbst
Du kennst meine jdhantasie! — einen ver-
bindenden Tert als Brücke zwischen Seite u>
und 33. Diese Dichtung klebte ich ehrfurchts-
voll in den Spalt. Leider scheine ich den
richtigen Ton nicht getroffen zu haben;
denn über Nacht spie der Tyrann ungnädig
mein Fabrikat aus und zog seine Zahnlücke
einem unpassenden Gebisse vor."

„Narrheit — der Leim taugte wohl
nichts! Übrigens, warum hast Du das Biest
nicht einfach ins Leiter geworfen?"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Auch ein Trost"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum
um 1923
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1928
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 158.1923, Nr. 4046, S. 52

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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