Die Mumie.
Ein Forscher, ein gelehrter, stiller
Scharmanter Äerr - (er schreibt sich Müller)
Grub einstmals eine Mumie aus
Und brachte sie mit sich nach Laus.
In einem Schrei» von Glas und Eiche
Barg er die balsamierte Leiche,
Die seiner Sammlung größter Schatz.
Drum kriegt' sie auch den Ehrenplatz
Und ward bestaunt von Äerrn und Damen,
Die aus Besuch zum Doktor kamen.
Er selber saß oft vor dem Schrein
Und sann: „Wer mochtest du wohl sein?
Wie war dein Name, Art und Stand?"
So dacht' er und schrieb allerhand
Ägyptische gelehrte Sachen.
Nun mußt' er 'mal 'ne Reise machen
Das war der Wirtin grade recht,
Weil sie schon längst gern stöbern möcht'. -
Kaum war der Doktor glücklich draußen,
Da fing sie grausam an zu Hausen.
Die ganze Sammlung mußt' dran glauben;
Denn jetzt begann sie abzustauben.
Zu putzen, schrubben und zu wische»
An Schränken, Kästen, Schreinen, Tische»,
Wie's so beim Reinemachen Brauch.
So kam sie zu der Mumie auch.
Sic fand die Puppe zwar ganz putzig,
Dafür auch recht erheblich schmutzig.
So etwas war ihr Dorn im Auge,
Drum macht' sic eine milde Lauge,
Füllt dann die Badewanne ein
Und warf die Mumie hinein.
„Die mag einstweilen weichen dort".
So dacht' die Frau, dann ging sie fort.
Die Mumie im Wasser liegt.
Auf dem sic sich sanft schaukelnd wiegt.
Allmählich wird sie sichtlich schwerer,
Die Wanne wird schon etwas leerer.
Der Wasserspiegel sinkt herunter
Und es begibt sich so ein Wunder:
Die ausgrdörrtcn, harten Glieder,
Sie straffen sich allmählich wieder.
Die Wangen werden rundlich prall.
Das gleiche ist beim Kinn der Fall.
Der Mund, dir Nase tritt hervor.
Erkenntlich wird das kleine Ohr.
Die Arme runden sich, die Land,
Der ganze Körper wird gespannt.
Die Füße schwellen an, die Wädcbrn, —
Kurz, statt der Mumie liegt ein Mädchen,
Zwar leblos, aber drall und rund
Nun auf der Badewanne Grund.
Des Doktors Äausfrau hat indessen
Ganz auf die Mumie vergessen.
Auf einmal kam'S ihr in den Sinn,
Sie lies zum Badezimmer hin.
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Ein Forscher, ein gelehrter, stiller
Scharmanter Äerr - (er schreibt sich Müller)
Grub einstmals eine Mumie aus
Und brachte sie mit sich nach Laus.
In einem Schrei» von Glas und Eiche
Barg er die balsamierte Leiche,
Die seiner Sammlung größter Schatz.
Drum kriegt' sie auch den Ehrenplatz
Und ward bestaunt von Äerrn und Damen,
Die aus Besuch zum Doktor kamen.
Er selber saß oft vor dem Schrein
Und sann: „Wer mochtest du wohl sein?
Wie war dein Name, Art und Stand?"
So dacht' er und schrieb allerhand
Ägyptische gelehrte Sachen.
Nun mußt' er 'mal 'ne Reise machen
Das war der Wirtin grade recht,
Weil sie schon längst gern stöbern möcht'. -
Kaum war der Doktor glücklich draußen,
Da fing sie grausam an zu Hausen.
Die ganze Sammlung mußt' dran glauben;
Denn jetzt begann sie abzustauben.
Zu putzen, schrubben und zu wische»
An Schränken, Kästen, Schreinen, Tische»,
Wie's so beim Reinemachen Brauch.
So kam sie zu der Mumie auch.
Sic fand die Puppe zwar ganz putzig,
Dafür auch recht erheblich schmutzig.
So etwas war ihr Dorn im Auge,
Drum macht' sic eine milde Lauge,
Füllt dann die Badewanne ein
Und warf die Mumie hinein.
„Die mag einstweilen weichen dort".
So dacht' die Frau, dann ging sie fort.
Die Mumie im Wasser liegt.
Auf dem sic sich sanft schaukelnd wiegt.
Allmählich wird sie sichtlich schwerer,
Die Wanne wird schon etwas leerer.
Der Wasserspiegel sinkt herunter
Und es begibt sich so ein Wunder:
Die ausgrdörrtcn, harten Glieder,
Sie straffen sich allmählich wieder.
Die Wangen werden rundlich prall.
Das gleiche ist beim Kinn der Fall.
Der Mund, dir Nase tritt hervor.
Erkenntlich wird das kleine Ohr.
Die Arme runden sich, die Land,
Der ganze Körper wird gespannt.
Die Füße schwellen an, die Wädcbrn, —
Kurz, statt der Mumie liegt ein Mädchen,
Zwar leblos, aber drall und rund
Nun auf der Badewanne Grund.
Des Doktors Äausfrau hat indessen
Ganz auf die Mumie vergessen.
Auf einmal kam'S ihr in den Sinn,
Sie lies zum Badezimmer hin.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Mumie"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1923
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 158.1923, Nr. 4058, S. 147
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg