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Letztes Mittel.

Das schlechte Gewissen.

Au!

„Sie haben Ihrer Frau einen Hutladcn ein-
gerichtet? Glauben Sic wirklich, damit einen ge-
schäftlichen Erfalg zu erzielen?" — „Dasnicht, aber
ich hoffe, jetzt endlich einmal Ruhe zu bekommen,
nun kann sic aufsctzcn, so viel sie will!"

„Eine Anzahl Tanten unserer
Verwandtschaft kommt regelmäßig
zum Tee zusammen."

„Also sozusagen Tecfrautan-
ten-Vercin!"

„Nun wirst Du meinen Fritz kennen lernen,
lieber Onkel, und ich bin sicher, daß er Dich sehr
hoch schätzen wird." — „Das ist mir aber sehr
unangenehm; denn soviel ich weiß, ist er beim
Rentamt angcstcllt."

Der Herrgott im Äirschbaum.

U•jf'' ist kein inärdjen, wie
der geneigte Leser am
Ende denkt dem die Geschichte
vom Schmied von Iütcrbogk
cinfällt. in der der Tod auf dem
Apfelbaume sitzt und in seiner
Verzweiflung die Apfel aufißt.
Nein, der vcrrgott im Kirsch-
baume ist kein Märchen; auch
keine Legende. Es ist eine wahre
Gegebenheit, oder, wie der alte
Vetter Andres, der ne mir ver-
bürgt, stets zu sagen pflegte:
„Tatsach', aber wahr." — Sie
trug sich vor vielen Jahren zu.
Sin heißer Sommer war's
und wochenlang hatte es nicht geregnet, lind die Flur brauchte
Regen, denn die lvicscn standen still und das Getreide mager. Glanz-
voll stand nur die Sonne am Pimmel. Tagcin tagaus trocknete sic
alles aus. Die Bauern schimpften und seufzten und mehr konnten

geführt vom Lehrer, lvcitcr hinten, in einer Eskorte der Gemeinde-
bevollmächtigten der dicke vochwürdcn mit dem Brevier und hinter
ihnen in unabsehbaren Reihen die Männlein und lveiblein. Ein
schönes, buntes Bild von Sonncnglanz umwoben. So bewegte sich
der Zug fort. Bell erklangen aus ihm die lauten Stimmen der vor-
betenden Kinder, denen das dumpfe Gemurmel der Menge folgte.
So ging's zum Dorfe hinaus, den steilen Berg hinunter ins Tal und
wieder hinauf, dem lvalde zu.

Immer heißer schien die Sonne und immer größere Lücken zeigten
sich zwischen den einzelnen Gruppen. Dem hochwürdigen Perm tropften
Schweißperlen aufs Brcpier und er und die Gcnicindcbcvollmächtigten
verlangsamten ihre Schritte immer mehr. Schließlich mar es gar nicht
mehr das Bild eines geschloffenen Ganzen. Der Lehrer hatte das
Kommando der Vorhut »icdcrgclegt und sich den Männern angcrciht.
Rur die Buben vorne maschierten unentwegt weiter im Schweiße
ihres Angesichtes und kamen so dem Zuge um ein Beträchtliches voran.

Dort an der Grenze, wo die Straße nach Tanndorf abzwcigt,
macht der lveg ein paarnial scharfe Biegungen. Und hier stehen
hart am lvcgrand aus dem Acker des vorgauer Gemeindevaters
ein paar mächtige Kirschbäume. Sie standen in vollster Pracht,

sie nicht tun in der Angelegenheit. — Damals war der Pfarrer Ameicr
in Erlental, rin behäbiger, freundlicher Mann, lvic die Rot aufs
pöchstc stieg und altes Schimpfen und Seufzen nichts half da ordnete
der Pfarrer einen Bittgang durch die Flur an von Erlental nach
Vorgau ins.Kloster und die rcgenhungrigen Bauern nahmen voll-
zählig teil an der Ivaltfahrt.

Unter dem Geläute aller Glocken ging der stattliche Zug zum
Dorf hinaus. Es war ein schönes Bild, voran die drei Ministranten,
von denen der mittlere dar Kreuz trug. Dahinter die Schuljugend

wie mit roten Perlen übersät, ein gleich schöner Anblick für das
Auge wie ein Labsal für den Gaumen. Inzwischen war die pitzc
eine wahrhaft tropische geworden. Die Kehlen waren ausgctrocknct
von dem knöcheltiefen Staub der Landstraße. Die Bubenstimmen
klangen heiser beim Beten. Und die Buben schauten mit lüsternen
Augen hinauf in die lftrschbäume. Genau so mag Eva dereinst
den Apfelbaum angeschaut haben, lind dann schauten sic zurück
um die Biegung, ob die andern bald nachkämcn. Aber die Straße
blieb menschenleer hinter ihnen. Da siegte die Begierde über die

lüü »u»
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Herrgott im Kirchbaum"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Entstehungsdatum
um 1923
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1928
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 158.1923, Nr. 4059, S. 155

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