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Mundwinkel, und wenn nicht schon in den Augen sich still der Glanz
ferner Wetten gespiegelt hätte, man hätte ihn für den allwcil auf-
geräumten kaiserlich Russischen Rittmeister a. D, Bieronvmus Karl
von Münchhausen halten können, commonlp pronounceci, wie die
elenden Engländer ihn nannten, bei denen der entlaufene und spitz-
bübische Kasseler Bibliothekar und Münzkabinett-Verwalter Raspe
sein schmählich-freches Lügenbuch mit seinem guten Namen in die
Welt gesetzt, wenn er auch manchmal die professores und Skribenten
Lichtenberg und Bürger in Göttingcn für die eigentlichen Sünder
hielt, In Göttingeu, dessen Universität mit ihren unzähligen Aka-
dcmisten einer seines Bluts und Wappenschilds gegründet!

„Bringe Er den Herren die Pfeifen", zwinkerte er Jobst zu,
„und vergesse Er auch meinen Meerschaum nicht!"

Rer Pfarrer, der ans Lenster getreten war und im Gesangbuch
geblättert hatte, wandte sich erschrocken um und schaute fragend auf
den Arzt, der ihn nicht aus den, Auge ließ, um ihm zuzuwinken,
wenn es aufs Allerletzte ging (denn allzu reichlichen Zuspruch ver-
trug der Kranke nicht), beschwichtigte mit leichter Handbewegung,
indessen der Diener die dicken Rohre herumreichtc und nnt Stahl
und Schwamm Lcuer zu schlagen begann.

Endlich brannte der Tabak und auch er hielt den geliebten

Meerschaumkopf und zog dann und wann mit aufmuntcrndcn
Blicken auf die beiden ehrlichen Kumpane, denen das Wasser in
den Augen stand. Der Medikus schob die Tür auf und öffnete auf
dem Llur vorsichtig einen Lensterflügel, Münchhausen lächelte kaum
sichtbar, Ehrwürden Hörnlein betete still vor sich hin. Die Sonne
floß abendruhig durch das dichte Weingerank in den schlicht weiß
getünchten Raum mit seinen spärlichen Möbeln,

„In Rußland", hob Versterbende plötzlich an, und der Mund
zuckte wieder ein wenig, „kam ich einst auch in ein Kloster, allwo
ich eine tDrgcl fand", hier paffte er, „für die hundert Mann den
wind machen mußten. Die Tasten waren so breit, daß ein Heu-
wagen hätte darauf stehen können. Auf jeder Seite einer", fügte
er hinzu, als er sah, wie der alte Krieger vor ihm ein freilich noch
mühsames Lächeln durch feine grauen Kummerfalten schickte, „An
jeder hing ein Strick, an dem nach des Küsters Angaben die
Männer, die ihn unten in einer geräumigen Balle hielten, abwech-
selnd zogen und eine solche Musik machten, daß selbst das zwei-
tausend Luß lange, clshundcrt Fuß breite und achthundert Luß hohe
Kirchenschiff manchmal umzufallen schien. Ich hatte mein Pferd
au der Tür festgebunden und wollte gerade mit einem der Mönche,
der ein fünf Luß langes Sprachrohr bei sich trug (der Abt chatte

In Abzug zu bringen.

„Heute bi» ich fünfundzwanzig Jahre in Ihrem Geschäft tätig, Herr Fürst." — „Fünfundzwanzig Jahre tätig? Nee, mein
lieber Salinger, da fehlt noch etwa 'n halbes Jahr — Sie sind ja jeden Morgen zehn Minuten zu spät gekommen."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"In Abzug zubringen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Wahle, Friedrich
Entstehungsdatum
um 1923
Entstehungsdatum (normiert)
1918 - 1928
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 159.1923, Nr. 4069, S. 27

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