FLIEGENDER BERICHTERSTATTER
Handel, Industrie, Reklame Theater
Zwei Unternehmen versuchen, sich gegenseitig Berkaufsbe-
dingungen zu diktieren, durch die sie beiderseits hoffen, den Kon-
kurrenten niederzuringen. Der hartnäckige Briefwechsel läuft
schließlich in die Wendung aus:
„Wir hoffen nunmehr auf 3!>r baldiges Eingehen und be-
grüßen Sie.>" d.
Es erregte unser wohlgemeintes Bedenken, ob eine derartige
„deutsche Marke" wie die hier abgebildcte
„in Fritz von Unruhs Drama
,Atosengar»erT sagt jemand mehrmals:
.Bonner Preuh — schwarzweis; — 27 Men
suren — 2 Säbeldueüe'. Der Borusse Schier
jott forderte darauf den Dichter."
„Schierjott? Unruh? Kenn ick nich! Was kost't die Butter?"
£
AK-,
VT-
nicht dem Ruf des Deutschen im Auslande schade, und wir
richteten eine dementsprechende Anfrage an den Herrn Reichs-
kanzler. „Nicht im geringsten!" war die Antwort. „Sie doku-
mentiert die tiefe Sorge, mit der wir in die Zukunft blicken.
,Wer Sorgen hat, hat auch Likörft"
Eine bekannte Tintenfabrik gab eine neue Wäschezeichentinte
mit folgender Gebrauchsanweisung heraus:
„Die gezeichneten Wäschestücke dürfen vor dem Waschen
nicht geplättet werden. Das Waschen kann sofort nach dem
Trocknen erfolgen. Zur Erzielung einer intensiveren Schrift
empfiehlt es sich jedoch, nach Möglichkeit drei Tage zu warten.
Nach drei Tagen muß gewaschen werden." T.
Das Ducll-Schicrjott-Unruh
hat inzwischen stattgefunden. Glänzend verlaufen. Schwarz
auf weiß: 270 Tageszeitungen, 20 Zeitschriften. Furchtbar
aufgeblasen, zogen sich die Kontrahenten aus dem Zweikampf
zurück.
LITERATUR
Ein Berliner Verlag bringt Kants „Kritik der reinen Ver-
nunft" in freien Stanzen leicht verständlich bearbeitet heraus.
Das vielgehaßte Handels- und Industrieungeheuer, zu dem
sich der Deutsche seit Kant zurückentwickelt hat, wird durch diese
Gesänge sicherlich in die ersten Schritte zur „reinen Vernunft"
vorwärtsgeleitet werden,- die platonischen Werke, noch leichter
verständlich bearbeitet von Hanns Heinz Ewers, werden den
Kursus fortsehen, und der „Untergang des Abendlandes", vor-
geführt mit Filmbildern von George Groß und Trauershimmy-
musik von Gert Wilcna, wird dem ehemaligen Hunnen dann
allerselbstverständlichst sein. b.
Ein Berliner Kritiker schrieb kürzlich über einen von ihm
hochgeschätzten Dichter:
„Er liebt die Menschen, aber mehr noch: er liebt das Tier.
Gerade dem Tier schenkt er seine vorbehaltlose Liebe. E s
braucht nicht immer ein lebendes Tier zu sein.
Auch schön hergerichtet, auf den Tisch gebracht,
erfreut es des milden Dichters Auge." t.
„Schierjott! ick Hab eene Unruh in mir — es iS vor lauter
Helden ja nich mehr auszuhalten!"
Harry picl sah sich einen Zeitlupenfilm an. Die Speichen
eines Motorrades drehten sich init der Geschwindigkeit eines
Uhrzeigers. Ein Schwimmer, der vom Brett absprang, brallchte
eine Minute, um ins Wasser zu kommen. Die Glieder eines
galoppierenden Pferdes gingen langsam wie die einer fleisch-
fressenden Pflanze. „Gott sei Dank!" stöhnte Harry piel, „daß
das Leben ein anderes Tempo hat! Wie wollte man da
Karriere machen!"
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Handel, Industrie, Reklame Theater
Zwei Unternehmen versuchen, sich gegenseitig Berkaufsbe-
dingungen zu diktieren, durch die sie beiderseits hoffen, den Kon-
kurrenten niederzuringen. Der hartnäckige Briefwechsel läuft
schließlich in die Wendung aus:
„Wir hoffen nunmehr auf 3!>r baldiges Eingehen und be-
grüßen Sie.>" d.
Es erregte unser wohlgemeintes Bedenken, ob eine derartige
„deutsche Marke" wie die hier abgebildcte
„in Fritz von Unruhs Drama
,Atosengar»erT sagt jemand mehrmals:
.Bonner Preuh — schwarzweis; — 27 Men
suren — 2 Säbeldueüe'. Der Borusse Schier
jott forderte darauf den Dichter."
„Schierjott? Unruh? Kenn ick nich! Was kost't die Butter?"
£
AK-,
VT-
nicht dem Ruf des Deutschen im Auslande schade, und wir
richteten eine dementsprechende Anfrage an den Herrn Reichs-
kanzler. „Nicht im geringsten!" war die Antwort. „Sie doku-
mentiert die tiefe Sorge, mit der wir in die Zukunft blicken.
,Wer Sorgen hat, hat auch Likörft"
Eine bekannte Tintenfabrik gab eine neue Wäschezeichentinte
mit folgender Gebrauchsanweisung heraus:
„Die gezeichneten Wäschestücke dürfen vor dem Waschen
nicht geplättet werden. Das Waschen kann sofort nach dem
Trocknen erfolgen. Zur Erzielung einer intensiveren Schrift
empfiehlt es sich jedoch, nach Möglichkeit drei Tage zu warten.
Nach drei Tagen muß gewaschen werden." T.
Das Ducll-Schicrjott-Unruh
hat inzwischen stattgefunden. Glänzend verlaufen. Schwarz
auf weiß: 270 Tageszeitungen, 20 Zeitschriften. Furchtbar
aufgeblasen, zogen sich die Kontrahenten aus dem Zweikampf
zurück.
LITERATUR
Ein Berliner Verlag bringt Kants „Kritik der reinen Ver-
nunft" in freien Stanzen leicht verständlich bearbeitet heraus.
Das vielgehaßte Handels- und Industrieungeheuer, zu dem
sich der Deutsche seit Kant zurückentwickelt hat, wird durch diese
Gesänge sicherlich in die ersten Schritte zur „reinen Vernunft"
vorwärtsgeleitet werden,- die platonischen Werke, noch leichter
verständlich bearbeitet von Hanns Heinz Ewers, werden den
Kursus fortsehen, und der „Untergang des Abendlandes", vor-
geführt mit Filmbildern von George Groß und Trauershimmy-
musik von Gert Wilcna, wird dem ehemaligen Hunnen dann
allerselbstverständlichst sein. b.
Ein Berliner Kritiker schrieb kürzlich über einen von ihm
hochgeschätzten Dichter:
„Er liebt die Menschen, aber mehr noch: er liebt das Tier.
Gerade dem Tier schenkt er seine vorbehaltlose Liebe. E s
braucht nicht immer ein lebendes Tier zu sein.
Auch schön hergerichtet, auf den Tisch gebracht,
erfreut es des milden Dichters Auge." t.
„Schierjott! ick Hab eene Unruh in mir — es iS vor lauter
Helden ja nich mehr auszuhalten!"
Harry picl sah sich einen Zeitlupenfilm an. Die Speichen
eines Motorrades drehten sich init der Geschwindigkeit eines
Uhrzeigers. Ein Schwimmer, der vom Brett absprang, brallchte
eine Minute, um ins Wasser zu kommen. Die Glieder eines
galoppierenden Pferdes gingen langsam wie die einer fleisch-
fressenden Pflanze. „Gott sei Dank!" stöhnte Harry piel, „daß
das Leben ein anderes Tempo hat! Wie wollte man da
Karriere machen!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Fliegender Berichterstatter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 160.1924, Nr. 4100, S. 71
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg