Fliegende Blätter (160.1924 (Nr. 4092-4118) = 80. Jahrg.)

A m Vorabend

Das muß man sich vor st eilen!

Lehrer: „Zu Beginn unseres Zeitalters saßen die
alten Germanen zu beiden Ufern des Rheins. Was
schließen wir daraus?"

Pepi: „Daß der Rhein noch sehr schmal war und
die alten Germanen sehr breit gebaut waren."

Neuzeitliches Recht

Natürlich bandelte es sich um einen Fackie Coogan-
Film. An der Kasse staute sich die Menge, und für
die letzten in der Reihe bestand die eminente Gefahr,
daß man ihnen kein Billett mehr verkaufen würde,
weil schon zweimal soviel Leute hineingelassen waren,
als eigentlich die Polizei erlaubte.

Der würdige Herr, dem unter dem Schlapphut
graue Haarsträhnen hervorlugten — er stand ungefähr
in der Mitte der Schlange und glaubte, noch hoffen
zu dürfen - also dieser Herr ärgerte sich über den jun-
gen Mann, der erst hinter ihm gestanden hatte uitd
sich nun doch vor ihm befand. Er stellte ihn zur Rede.
„Hören Sic mal: hier wird nicht gestoßen und ge-
drängelt — hier haben wir alle gleiches Recht."

„Gleiches Recht? 71a also — da stoßen und drän-
geln Sie doch auch!"

„Ich höre immer nur tacktack.'

„Vielleicht legt der Osterhase gerade Eier."

Ein Rechenkunst stück

„Aber Marie, wie lange haben Sie denn nur die Eier ge-
kocht, die sind ja steinhart!"

„Zwölf Minuten, gnädige Frau."

„Aber habe ich Ihnen nicht noch vorhin gesagt, daß ein Ei
nicht länger als vier Minuten kochen darf?"

„Es waren aber doch drei Eier, gnädige Frau!"

Der falsche Briefkasten

In dem schönen Städtchen Dinkclsbühl sind die Briefkästen
genau so mit Reklameschildcrn bepflastert wie allerorts.

An einem solchen Briefkasten, dessen Einwurfdcckel die Schil-
der „Noris-Schokolade'zieren, stand bedächtig ein Bäuerlein,
anscheinend ein Landkrämcr, und überlegte, ob er seine Postkarte
einwerfen sollte. Der hinzukommende Bricfcinsammlcr drängte
ihn mit dem Hinweise, es sei höchste Zeit, wenn die Karte noch
fortkommen solle. Verängstigt blickte das Bäuerlein den Post-
mann an und erwiderte zweifelnd: „Ha, mer wöllet doch Rolk-
möps bestelle un koi Norisschokolade!'

Ostergcspräck i

„Ich bin nur froh, daß man seht zu Ostern wieder genüg
frische Eier haben kann! Sogar italienische sicht man ausgestcl
„Das ist gar nichts, in der Fägerstraße sah ich sogar äg
tische Eier."

„Na — denen würde ich aber nickt trauen! Das sind am E
Kalkeier aus einer Grabkammer Tutenkhamcns!"

Der ehrliche Arzt

Ick war sehr krank gewesen und mußte nun ins Bad reisen.
Der Kurarzt untersuchte inich und gab mir dann seine Verord-
nung: Diät,Lebensweise,Kurmittclgebrauch. Ergab mir 1001
Verhaltungsmaßregeln, schrieb zwei Briefseiten voll mit eigenen
Verordnungen für jeden einzelnen Körperteil. Ich war während-
dessen ans offene Fenster getreten und batte das Unglück, daß
mir ein Kohlenstäubcken ins Auge flog. Or. W. nahm eine
Pinzette und befreite mich von dem unangenehmen Fremdkörper.
Dann sagte er: „Hier haben Sie meine Ratsckläge. Wenn Sie
alle befolgen, wird cs Ihnen vielleicht von Nutzen sein. Im
übrigen bin ick Ihrem Kohlenstäubchen dankbar. Denn ich freue
mich über jede Gelegenheit, jemandem durch einen ärztlichen
Handgriff wir kl ick zu helfen!

Der Sportsmanit

Neulich fuhr ick von Garinisch nack München heim. Wir
kamen vom Sport und unterhielten uns darüber.

„Fa mci, der Sport," sagte mein stämmiges Gegenüber,
„der Sport, den brauch'» ma. Der erkält gesund und inackt
stark und mutig und kühn."

, Ricktig!" erwiderte ick.. Wclckcn Sport treiben Sic denn ?"
Da straffte sick die Brust des Sportfreundes, und er sagte:
„Den Markcnsammcl-Sport!' or,.or,

Wie i st das in ö g l i ch?

Huber: „Ick legte mick gestern abend ohne einen Pfennig Geld
schlafen, und als ick aufwacktc, hatte ich drei Mark verloren!"

Weinzierl: „Dann wolltest du fickcr einen Witz an die „Flie-
genden Blätter" senden und hast ikn über Nacht vergessen."

m