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Sie treibt rhythmische Gymnastik

Wiff'n S, Frau Baumhackl, i’
sag nur dös oane, wia heut de
Jugend aufwachst, dös iS einfach
net zum glaab'n. Ma traut de
Aug'n kaum, wenn ma'döseigane
Fleisch und Bluat a so ber-
wachsen steht. Dös Hab' i
Eahna ja scho verzählt, was
mir mit unferm Fannerl für
Vodrufi und Kummer Ham!
Daß sie st' mit an Kunst-
maler verlobt hat - er nir — sie nir — dös wiff'n S' ja! Nachha' der
Bubikopf! - Dös hat na no net glangt, jetzt hat sie si' d' Haar ganz
kurz schern laff'n; an Ideenkopf, sagt s' allwei - i woaß net, was dös
wieder damifch's iS. No, Sie ham 's ja g'sehng, Frau Baumhackl, wia
s' ausschaut: wia a Pikkolo, der ins Kraut g'schoffen iS. Jhran ehrlichen
Nama Fannerl hat 's aa g'ändert. Jetzt hoaßt sie si' Franka. Was
sagn S' da dazu«! - Hält derKramp'n volangt, mir soll'n aa Franka
zu ihr sag'n. Aber Sie, da bin i ihr
kemma! I gib dir na glei a Franka, hob i
g'sagt, du spinnate Wachtel, wennst ma
net z'groß waarst, na treib i dir bei
„Franka" scho aus mit 'n Ausklopfer.

Am End waar ihr unser ehrlicher Nama
Daxlhuber aa nimmer guat gnua. -
Franka Darlhuaber!" — Wenn 's net
so trauri waar, müaßt ma glei lacha! —

DöS Neueste is aber jetzt bei ihr de rhyth-
mische Grimmastik oder wia ma 's hoaßt!

— Zu unserer Zeit, Frau Baumhackl,
da hat ma aa a weiblichs Schönheits-Lldeall g'habt: Guat unter-
wachs'n, hübsch mollert, so Ham 'S d' Männer mög'n, und so hat si 's
g'hört. „Holz bei da Hütt'n,"bat mei Alisi allweil g'sagt als Bräu-
tigam, dös g'fallt eahm an a ran Madl. Guate Formen, verftenga S',
Frau Baumbackl. Was da! — wia ma so sagt. I war aa recht voll-

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schlank wia ma g'heirat Ham. No, mit der Zeit geht ma ja a wengl
ausanander, aber dös iS ma all'weil no liaber, wia dös Boanerg'ripp,
des wo heut modern iS. - De moderne Linie, sagt mei' Fannerl all-
weil. — Wisi'n S' dös Madl waar a so guat g'stellt! - A Figur
hätts wia ma si 's net schöner wünsch'n kannt! — Wia a Fenus! So
recht was mollerts, dantschigs, rund, wo si 's g'hört. — Naa — sie muaß
de moderne Linie Ham und jetzt treibt f rhythmische Grimmastik.

Am Abend, nach ’n G'schäft, laafts allweil in an Kurs, wo 's eahna
bei'bracht werd. I Hab int'restehalber a mal zuag'schaugt. WoS f' nur
für G'wander o'ziag'n Frau Baumbackl in dem Kurs! Wia Mafchkra,
wia Rennbuam kemma s' daher. — Und nir als Har'n herzoag'n. Es
is nur guat, daß lauter Weiberleut unteranand fan. — No, da hupfa
f na rum im Gänsemarsch
und manchmal laufen f
trab trab wia Narrische im
Kreis rum, na leg'n sie fe
wieder an Bod'n und ftrecka
d' Füaß in d' Höh — i kann
'S eahna gar net alles er-
zähln. — De g'schupfte
Madam', de wo den Kurs
hat, de sagt zu mir: Woll'n
die Frau Mama sich nicht auch beteiligen? — Naa, Hab i gsagt, i dank
fd)ön! So weit bin i ganz g'sund und mir waar 's ja gnua in an solchen
Verzug mi' zoag'n. I g'lang scho' a» mei'm Deandl!

No, was mei' Fannerl in dem Kurs macht, geht mi' ja weiter nix
o! — Aber dahoam, Frau Baumhackl, dahoam is aa koa Ruah!

In der Fruah gebt 's scho o! Aus 'n Bett 'raus und scho is der
ganze Flur a Badeanstalt. — Wiff'n S', mir Ham koa Badwanna',
jetzt bad't si' mei Fannerl in dem g'roß'n Schafft. Könna S' Eahna
denk«, was dös für a Pritfchlerei is! Nachher hängt sie si' halbnackat
an Türstock von unferm Wohnzimmer hi' und ziagt sie 6 mal an de
Fingerspitzln in d' Höh! — Danach n.achtö im Gang an Dauerlauf,
daß die ganze Wohnung wackelt und 'as G'schirr zittert.

Da Grammophon werd aufzog'n und jetzt verdraaht si sie nach alle
Windrichtungen dazua und streckt d' Händ' recht saudumm aus. Fängst
scho' wieder Fliag'n, sag i allweil, drapfte Henn', drapfte! — Danach
massiert sie si und druckt und walgelt au
ibr 'rum als wenn f a Nudltoag waar

Und nachher ohne Kaffee ins Büro. -
Am Spirituskocher tuat sie si' a paar Haus-
brot röst'n — weil ma da net dick werd.
sagt 's. - Mittags geht erscht 'as Kreuz
mit 'n Eff'n o! Glaab'n S', daß des Madl
no' Dampfnudl oder Rohrnudl ißt? Ao
schönste Schweinerne laßt s' steh. — Sie
mag nur Salal, Zitrona', Apfikompott,

G'müaspstanzl, Kohlrabi, Spinat — lauter
so Zeug, wo net dergibt.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"So treibt rhythmische Gymnasstik"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Neu, Paul
Entstehungsdatum
um 1927
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1932
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Übergewicht
Gymnastik
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 166.1927, Nr. 4248, S. 8

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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