Panik. Den Fakir hat eine Wespe gestochen!
Lohengrin — wie Jack Knockout ihn sah
Für den durch plötzliche Erkrankung verhinderten Musikreferenten
einer Tageszeitung hatte deren Sportmitarbeiter, Herr Jack Knockout,
die Besprechung der gestrigen Aufführung des neueinstudierten Lohengrin
übernommen. Er schrieb:
Der gestrige Tag stand im Zeichen eines großen Ereigniffes; unsere
rühmlichst bekannte Städtische Oper stellte durch ihre repräsentative
Mannschaft eine gut kombinierte Aufführung der in weitesten Kreisen
beliebten Wagneroper Lohengrin auf die Bretter. Die gesamte Theater-
sportgemeinde unserer Stadt hatte sich vollzählig eingefunden; man be-
merkte viele kostbare Toiletten; ein Zeichen für die durch den Sport be-
wirkte fortschreitende Gesundung der Lebensverhältniffe. Die Spiel-
leitung hatte dem großen Tag durch festliche Beleuchtung des ganzen
Hauses Rechnung getragen.
Nach dem Anpfiff, der durch Glockenzeichen gegeben wurde, verdunkelte
sich das Haus, die Kapelle intonierte ein Tonstück. Schon jetzt lief der
Dirigent, Herr Sedlmayr, zu großer Form auf, er schlug den Takt
seines Lebens. Auch im ganzen weiteren Verlauf des Matchs zeigte er
eine vorbildliche Arbeit der Arme und des Oberkörpers; gewiffermaßen
als Hüter des Heiligtums rettete er wiederholt überlegt in schwersten
Situationen. Ein echter Vertreter alter großer Spieltradition!
Bei Aufgehen des Vorhangs zeigte sich eine freie Gegend am Ufer
der Schelde, für ein Stadion eine geradezu ideale Lage. Man muß den
belgischen Sportverbänden alle Achtung zollen, daß sie in so weit zurück-
liegender Zeit schon ein solches für Ausübung aller Sportarten gleich
hervorragend geeignetes Gelände zu erwerben wußten. Zahlreiche Zu-
schauer hatten sich bereits eingefunden, augenscheinlich, um einem sport-
lichen Kampfe beizuwohnen. Sie sollten auf ihre Kosten kommen.
Es ging um nichts Geringeres als die Europa-Meisterschaft im
Schwertfechten. Der Inhaber des Meistertitels, Telramund-Belgien,
ließ eine Herausforderung ergehen, veranlaßt wahrscheinlich durch Ge-
rüchte in Fechterkreisen über unrechtmäßige Gewinnung der Meister-
schärpe und Hetzartikel einer gewissen Sensations-Sportpresse. Welchen
vorbildlichen Anteil man bereits damals an sportlichen Ereignissen
nahm, erhellt die Tatsache, daß außer den Spitzen zahlreicher Be-
hörden sogar seine Majestät König Heinrich von Deutschland herbei-
geeilt war, um dem gewaltigen Kampfe beizuwohnen. Wertvolle Ehren-
preise winkten dem Sieger, unter anderem, falls er unverheiratet, die
Hand der sportbegeisterten Prinzessin Elsa von Brabant. Besondere
Anerkennung verdiente die vorzügliche Organisation des Tages durch
den Niederschelde-Gau des Belgischen Fechtklubs von 85?, e. V.; der
keine Kosten für diese Veranstaltung gescheut hatte.
Zunächst allerdings verlief die Herausforderung scheinbar ergebnislos
und die oberste Fechtsport-Behörde wollte bereits den Herausforderer
aufs neue mit der blauen Meisterschärpe bekleiden, als plötzlich auf der
Schelde ei» merkwürdiges Fahrzeug erschien. Es handelte sich um eine
Abart des amerikanischen „Floating-Board,“ aber gezogen nicht von
einem Motorboot, sondern von einem Schwan! Ein jetzt leider völlig
unbekannter Sport! Mit mächtigen raumgreifenden Schlägen kam das
edle Vollblut näher und hielt nach einem fabelhaften Endspurt vor der
Ehrenloge. Dem Fahrzeug entstieg ein junger elastischer Sportsmann,
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Lohengrin — wie Jack Knockout ihn sah
Für den durch plötzliche Erkrankung verhinderten Musikreferenten
einer Tageszeitung hatte deren Sportmitarbeiter, Herr Jack Knockout,
die Besprechung der gestrigen Aufführung des neueinstudierten Lohengrin
übernommen. Er schrieb:
Der gestrige Tag stand im Zeichen eines großen Ereigniffes; unsere
rühmlichst bekannte Städtische Oper stellte durch ihre repräsentative
Mannschaft eine gut kombinierte Aufführung der in weitesten Kreisen
beliebten Wagneroper Lohengrin auf die Bretter. Die gesamte Theater-
sportgemeinde unserer Stadt hatte sich vollzählig eingefunden; man be-
merkte viele kostbare Toiletten; ein Zeichen für die durch den Sport be-
wirkte fortschreitende Gesundung der Lebensverhältniffe. Die Spiel-
leitung hatte dem großen Tag durch festliche Beleuchtung des ganzen
Hauses Rechnung getragen.
Nach dem Anpfiff, der durch Glockenzeichen gegeben wurde, verdunkelte
sich das Haus, die Kapelle intonierte ein Tonstück. Schon jetzt lief der
Dirigent, Herr Sedlmayr, zu großer Form auf, er schlug den Takt
seines Lebens. Auch im ganzen weiteren Verlauf des Matchs zeigte er
eine vorbildliche Arbeit der Arme und des Oberkörpers; gewiffermaßen
als Hüter des Heiligtums rettete er wiederholt überlegt in schwersten
Situationen. Ein echter Vertreter alter großer Spieltradition!
Bei Aufgehen des Vorhangs zeigte sich eine freie Gegend am Ufer
der Schelde, für ein Stadion eine geradezu ideale Lage. Man muß den
belgischen Sportverbänden alle Achtung zollen, daß sie in so weit zurück-
liegender Zeit schon ein solches für Ausübung aller Sportarten gleich
hervorragend geeignetes Gelände zu erwerben wußten. Zahlreiche Zu-
schauer hatten sich bereits eingefunden, augenscheinlich, um einem sport-
lichen Kampfe beizuwohnen. Sie sollten auf ihre Kosten kommen.
Es ging um nichts Geringeres als die Europa-Meisterschaft im
Schwertfechten. Der Inhaber des Meistertitels, Telramund-Belgien,
ließ eine Herausforderung ergehen, veranlaßt wahrscheinlich durch Ge-
rüchte in Fechterkreisen über unrechtmäßige Gewinnung der Meister-
schärpe und Hetzartikel einer gewissen Sensations-Sportpresse. Welchen
vorbildlichen Anteil man bereits damals an sportlichen Ereignissen
nahm, erhellt die Tatsache, daß außer den Spitzen zahlreicher Be-
hörden sogar seine Majestät König Heinrich von Deutschland herbei-
geeilt war, um dem gewaltigen Kampfe beizuwohnen. Wertvolle Ehren-
preise winkten dem Sieger, unter anderem, falls er unverheiratet, die
Hand der sportbegeisterten Prinzessin Elsa von Brabant. Besondere
Anerkennung verdiente die vorzügliche Organisation des Tages durch
den Niederschelde-Gau des Belgischen Fechtklubs von 85?, e. V.; der
keine Kosten für diese Veranstaltung gescheut hatte.
Zunächst allerdings verlief die Herausforderung scheinbar ergebnislos
und die oberste Fechtsport-Behörde wollte bereits den Herausforderer
aufs neue mit der blauen Meisterschärpe bekleiden, als plötzlich auf der
Schelde ei» merkwürdiges Fahrzeug erschien. Es handelte sich um eine
Abart des amerikanischen „Floating-Board,“ aber gezogen nicht von
einem Motorboot, sondern von einem Schwan! Ein jetzt leider völlig
unbekannter Sport! Mit mächtigen raumgreifenden Schlägen kam das
edle Vollblut näher und hielt nach einem fabelhaften Endspurt vor der
Ehrenloge. Dem Fahrzeug entstieg ein junger elastischer Sportsmann,
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Panik: Den Fakir hat eine Wespe gestochen!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1926
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Missgeschick <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 166.1927, Nr. 4250, S. 32
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg