Im Warenhaus.
Verkäufer: „Möchten Sie nicht Ihrem Herrn Gemahl einige schöne Nachthemden mitnehmen?,,
Kunde: „Hat für ihn keinen Zweck, der schläft immer ohne Nachthemd." — — ? ? — —
„Er ist doch Nachtwächter."
Die Doktorrechnung
„Herr Doktor, darf ich fragen,
haben Sie mir die Rechnung selbst
geschrieben?"
„Nein, meine Frau. Warum?"
„Hm, Ihre Frau Gemahlin hat
scheint 's gerade ein neues Kleid
gebraucht..."
Mann und Frau
Der Mann ist ein Geschöpf von
eisernen Gewohnheiten. Die Frau
paßt sich den Umständen an. Ein
Mann versucht nicht eher einen Na-
gel einzuschlagen, als bis er einen
Hammer hat. Eine Frau zögert nicht,
eine Feuerzange, den Hacken ihres
Schuhes oder den Rücken der Bürste
zu nehmen; der Mann hält es für
nötig, einen Korkzieher zu haben, um
eine Flasche aufzuziehen. Die Frau
versucht den Kork mit der Schere,
dem Messer oder einem Schuhknöpfer
herauszuholen. Kommt er nicht her-
aus, so wird er hineingestoßen, denn
die Hauptsache ist ja schließlich, daß
man aus der Flasche herauskriegt,
was drin ist. Für den Mann ist
ein Rasiermesser nur zu einem Zweck
da, die Frau hat von seiner Verwendbarkeit eine höhere Meinung.
Sie gebraucht es, um Bleistift und Schuhbänder damit zu schneiden
und dieser heimliche Mißbrauch veranlaßt natürlich den Gemahl,
aus die Rasiermesser und iyre Fabrikanten zu schimpfen. Wenn ein
Mann schreibt, muß alles sich diesem Umstand anpaffen. Feder, Papier
und Tinte müssen genau „so oder so" sein. Die Familie wird in dem
Bann des Stillschweigens gehalten und wagt kaum überhaupt nur
zu denken. Die Frau sucht sich irgend ein unbeschriebenes Stück
Papier, ein loses Schreibbuchblatt oder die Rückseite eines alten
Kuverts. Sie spitzt den Bleistift mit der Schere, legt das Papier
auf einen alten Atlas, zieht einen Fuß unter, schaukelt mit dem Stuhl
hin und her und bringt unter verzweifeltem Saugen am Bleistift ihre
Gedanken zu Papier. Es stört sie weiter nicht, daß die Kinder dabei
laut ihr Einmaleins hersagen oder krampfhaft Tonleitern üben und
daß die Köchin sie ab und zu um das Herausgeben von Haushalt-
fachen angeht. Er schilt und zankt, wenn das Löschblatt nicht zur
Hand ist. Sie bläst die Tinte mit dem Mund trocken, schwingt das
Papier in der Luft hin und her oder hält es an das Lampengla«, bis
es braun anläust und nach Brand riecht. Er macht dieTinte,wenn sie zu
dick oder dünn ist, so schlecht, daß sich die Feder sträuben würde, es
niederzuschreiben. Sie kratzt mit Gleichmut aus den Ecken und von
unten glücklich soviel zusammen, daß die Feder in den Fluß kommt
und die Epistel mit „Geduld und Spucke" zu Ende geführt werden
können. Der Mann steckt einen Brief ohne Bedenken in den Post-
kasten. Die Frau liest zuerst noch einmal die Adresse durch, dann sieht
sie zu, ob der Verschluß auch sicher ist und läßt ihn endlich mit Nach-
druck die Öffnung hinuntergleiten. Bei dem Manne bedeutet ein
„Ade!" das Ende des Gesprächs und den Augenblick des Auseinan-
Vergehens. Bei der Frau ist es der Anfang eines neuen Kapitels,
denn „wenn Frauen auseinandergehn, so bleiben sie noch lange stehn,
ja lange, recht lange". Eine Frau hält die Stücke eines zerbrochenen
Gegenstandes noch lange mit Wehmut aneinander, der Mann legt
sie bei Seite und vergißt, was nun einmal nicht zu ändern ist. Die
Frau liest vor dem Anfang eines Buches das Ende und fängt ein
Notizbuch stets an verschiedenen Stellen an. Der Mann geht in
beiden Fällen nach der Reihenfolge. G»g°,
SCHNEE
Schau auf den Schnee, wie er die Tannen kleidet,
von kleinen Lüften leis herangeweht,
wie er sein weißes Fallen still erleidet
und schleppt kein Fragen oder Ziel-Gebet
noch Not von Wissen oder Wünsche-Spiel:
er rastet nur, wohin er eben fiel —
so sollst auch du die weißen Stunden nehmen
und nichts als Schneien sein und Ruhe-Nehmen
Jetzt schweigen und nach keinem Glück mehr
fragen
und nicht mehr Worte von dem Sommer sagen —
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Verkäufer: „Möchten Sie nicht Ihrem Herrn Gemahl einige schöne Nachthemden mitnehmen?,,
Kunde: „Hat für ihn keinen Zweck, der schläft immer ohne Nachthemd." — — ? ? — —
„Er ist doch Nachtwächter."
Die Doktorrechnung
„Herr Doktor, darf ich fragen,
haben Sie mir die Rechnung selbst
geschrieben?"
„Nein, meine Frau. Warum?"
„Hm, Ihre Frau Gemahlin hat
scheint 's gerade ein neues Kleid
gebraucht..."
Mann und Frau
Der Mann ist ein Geschöpf von
eisernen Gewohnheiten. Die Frau
paßt sich den Umständen an. Ein
Mann versucht nicht eher einen Na-
gel einzuschlagen, als bis er einen
Hammer hat. Eine Frau zögert nicht,
eine Feuerzange, den Hacken ihres
Schuhes oder den Rücken der Bürste
zu nehmen; der Mann hält es für
nötig, einen Korkzieher zu haben, um
eine Flasche aufzuziehen. Die Frau
versucht den Kork mit der Schere,
dem Messer oder einem Schuhknöpfer
herauszuholen. Kommt er nicht her-
aus, so wird er hineingestoßen, denn
die Hauptsache ist ja schließlich, daß
man aus der Flasche herauskriegt,
was drin ist. Für den Mann ist
ein Rasiermesser nur zu einem Zweck
da, die Frau hat von seiner Verwendbarkeit eine höhere Meinung.
Sie gebraucht es, um Bleistift und Schuhbänder damit zu schneiden
und dieser heimliche Mißbrauch veranlaßt natürlich den Gemahl,
aus die Rasiermesser und iyre Fabrikanten zu schimpfen. Wenn ein
Mann schreibt, muß alles sich diesem Umstand anpaffen. Feder, Papier
und Tinte müssen genau „so oder so" sein. Die Familie wird in dem
Bann des Stillschweigens gehalten und wagt kaum überhaupt nur
zu denken. Die Frau sucht sich irgend ein unbeschriebenes Stück
Papier, ein loses Schreibbuchblatt oder die Rückseite eines alten
Kuverts. Sie spitzt den Bleistift mit der Schere, legt das Papier
auf einen alten Atlas, zieht einen Fuß unter, schaukelt mit dem Stuhl
hin und her und bringt unter verzweifeltem Saugen am Bleistift ihre
Gedanken zu Papier. Es stört sie weiter nicht, daß die Kinder dabei
laut ihr Einmaleins hersagen oder krampfhaft Tonleitern üben und
daß die Köchin sie ab und zu um das Herausgeben von Haushalt-
fachen angeht. Er schilt und zankt, wenn das Löschblatt nicht zur
Hand ist. Sie bläst die Tinte mit dem Mund trocken, schwingt das
Papier in der Luft hin und her oder hält es an das Lampengla«, bis
es braun anläust und nach Brand riecht. Er macht dieTinte,wenn sie zu
dick oder dünn ist, so schlecht, daß sich die Feder sträuben würde, es
niederzuschreiben. Sie kratzt mit Gleichmut aus den Ecken und von
unten glücklich soviel zusammen, daß die Feder in den Fluß kommt
und die Epistel mit „Geduld und Spucke" zu Ende geführt werden
können. Der Mann steckt einen Brief ohne Bedenken in den Post-
kasten. Die Frau liest zuerst noch einmal die Adresse durch, dann sieht
sie zu, ob der Verschluß auch sicher ist und läßt ihn endlich mit Nach-
druck die Öffnung hinuntergleiten. Bei dem Manne bedeutet ein
„Ade!" das Ende des Gesprächs und den Augenblick des Auseinan-
Vergehens. Bei der Frau ist es der Anfang eines neuen Kapitels,
denn „wenn Frauen auseinandergehn, so bleiben sie noch lange stehn,
ja lange, recht lange". Eine Frau hält die Stücke eines zerbrochenen
Gegenstandes noch lange mit Wehmut aneinander, der Mann legt
sie bei Seite und vergißt, was nun einmal nicht zu ändern ist. Die
Frau liest vor dem Anfang eines Buches das Ende und fängt ein
Notizbuch stets an verschiedenen Stellen an. Der Mann geht in
beiden Fällen nach der Reihenfolge. G»g°,
SCHNEE
Schau auf den Schnee, wie er die Tannen kleidet,
von kleinen Lüften leis herangeweht,
wie er sein weißes Fallen still erleidet
und schleppt kein Fragen oder Ziel-Gebet
noch Not von Wissen oder Wünsche-Spiel:
er rastet nur, wohin er eben fiel —
so sollst auch du die weißen Stunden nehmen
und nichts als Schneien sein und Ruhe-Nehmen
Jetzt schweigen und nach keinem Glück mehr
fragen
und nicht mehr Worte von dem Sommer sagen —
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Im Warenhaus"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1927
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1932
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 166.1927, Nr. 4258, S. 122
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg