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Zum Platzen
Kruse und Krause fahren
im Auto. Krause steuert.
Kruse erzählt einen furcht-
baren Kalauer. Krause em-
pörtsich : „Ra hören Se mal,
wie ich das sinde: einem wehr-
losen Menschen solch einen
Witz zu versetzen. Das ist ja
einfach zum . . . (im selben
Augenblick platzt ein Reifen)
. . . na sehn Se!!"

Am Postschalter
„Lagert hier ein Brief
unter dem Kennwort „Ewig
dein?"

„Vor acht Wochen hat
mal ein solcher Brief hier
gelagert — um den prozes-
sieren jetzt sieben alte Iung-
sern . . . !"

Erziehung

„Schrecklich, wenn man
wie ich an schlechtem Ge-
dächtnis leidet."

„Sie muffen sich eben
selbst erziehen und mit Din-
gen beginnen, die ent-
sprechenden Eindruck auf
Sie machen. Leihen Sie mir

B. mal l00 Mark!"

$

Schwere Strafe. „Mir kommts nicht drauf an: Wenn nicht Ruhe
wird, laß ich die ganze Klasse in die Ecke stehen !“

Abgewimmelt

„Für ein harmloses Küß-
chen, Fräulein Erika, haben
Sie mir eine Ohrfeige ge-
geben ... Viel scheinen Sie
ja nicht für mich übrig zu
haben!"

„O doch - wollen Sie
noch eine?"

Schlagfertig

„Vorsitzender: „Ich mein'
gar, der Angeklagte ist ein-
geschlafen? Da hört sich
doch schon alle Gemütlichkeit
auf!"

Verteidiger: „Gott sei
Dank! Nunsehen Sieselbst,
Herr Rat: so schnarcht nur
ein gutes Gewiffen!"

Abhilfe

„Neulich beklagte sich mein
Personal, daß es im Büro
zu kalt sei. Da habe ich den
Leuten geraten, etwas näher
an die Heizkörper heran zu
rücken."

„Und nun?"

„Sitzt jeder Herr neben
einem Schreibmaschinen-
fräulein".

Namenlos

Mein Freund, Namenlos, der Dichter, hörte eines Abends im Herbst,
als wir zusammen schweigsam spazieren gingen, aus einem Fenster
heraus ein Kind singen. Wir blieben stehen und lauschten. Es war
ein kleines Haus vor der Stadt, im Garten fiel das Laub, der Mond
stieg hinter dem Dach herauf. Das Kind sang: „Wenn ich den
Wandrer frage — " ganz mit dem wehmütig.gedehnten Ton, wie
es das Lied von den Mägden gehört. Es litt mit dem Lied, das
hörte man deutlich. Dan» wurde es still ringsum. Die Nacht sank
herab. Namenlos stand noch immer da. „Hast du das Gefühl der
Wanderschaft der Volkslieder?" — „Ich versteh dich nicht ganz,
Namenlos!" - „Ja, diese Lieder wandern durch die Menschen, sie
kommen langsam an, man muß sie singen, dann gehen sie weiter.
Nicht der Mensch beherrscht sie, sondern sie beherrschen die Menschen.
Jahrelang sind sie fort. Dann kommen sie wieder vorüber an deiner
Tür, treten «in und gleiten in dich. Du bist nur noch ihr Instrument.
Du hast kein Lieblingslied. Sondern das Lied hat seine Lieblinge.
Aber es gibt nicht mehr viele, die man singen hört. Die Lieder
sterben. Nur manchmal an einsamen Abenden finden sie noch im
Herzen eines Menschen nach Haus. Nun ist das Lied des Kindes in
mich hinein gewandert. „Nach Hause — nach Hause — " sang leis
Namenlos.

Namenlos kaufte sich «in Grammophon und lauschte hingeriffen

einer Caruso-Platte. „Wie die Menschen alles erfinden." - „Ja,
dies vor tausend Jahren in einem Altar versteckt, die Menschen
hätten die Engel singen gehört und gejubelt: Ein Wunder! Nun
fabrizieren wir dies Wunder. Aber wie häßlich dieser Kasten ist.
Und wie platt diese Platte. Und wenn ich den Kasten ankurble, das
knackt und knarrt. Dann komme ich mir immer so lächerlich vor,
Gelächter der ewigen Sphären überschüttet mich. Und Namenlos
schüttelte sich und zerschmiß die Caruso-Platte für 12.50 Mk. Das
Grammophon benutzte er in Zukunft als Aufbewahrungsort für
allerhand unordentlichen Kram. „Ich habe es seiner irdischen Be-
stimmung weltordnungsgemäß zurückgeführt", sagte er einmal

Namenlos sammelte einmal über ein politisches Ereignis die
Ausschnitte aus zehn Zeitungen. „Welche Nachricht über dies« alle
Seelen heute beschäftigende Angelegenheit hältst du für di« einzig
wahre? — „Das einzig Wahre an allen zehn Nachrichten ist, daß
keiner der Berichterstatter überhaupt für notwendig hielt, den Tele-
grammen eine auch nur scheinbar objektive Färbung zu geben. Jede
Zeitung schlägt nichts als Ratlenfängertöne für den Abonnenten,
stamm an. Darum folgen ihr auch immer nur politische Kinder." -
„Und wen hältst du unter uns für einen richtigen Politiker?" —
„Wer schweigend so handelt, daß es den harmonischen Grundton
zu all dem verschiedenen Gedudel gibt." Ai,»» H«m

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Schwere Strafe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Hesse, Rudolf
Entstehungsdatum
um 1927
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1932
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Klassenlehrer
Klassenzimmer
Schulklasse
Strafe <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 166.1927, Nr. 4258, S. 124

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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