War amol aner, der Bonifazius Kleemukerl g'heißen hat. Wenn ma
gegens Iochkar von der Mittfeer Seiten steigt, dann kommt man zu aner
Hüttn, dö so windschief und zerbeult dafteht, daß an schier derbarmt. Die
Fenster san mit öligen Zeitungspapier verpickt und da ruasstge Kamin
schaut so müad aus, als wollt er jedes Augenblickerl umfallen. Das war in
Bonifaz sein Eigentum. Doch der hat fick, um sei Häusel wenig kümmert,
hat a ka Zeit net g'habt, denn er war woblb'ftallter Gmoahüater, der Herr
über rund achtzig Ochsen, Küah und Kalbenj dö den Bauern von Mittsee
q'hört haben. Der Kleemuckerl war, was ma so sagt, a „guater Lapp" —
hält er net an Fehler g'abt, - 's Trinken. Unter d' Wochen is ja gangen,
aber kaum war der Sonntag da, is der Fazi schon im Wirtshaus g'seffen
und bat sein Wochenlohn bis aufs letzte Nagerl versoffen. — —
Amol im Sommer, wieder an ein Sonntag,
es mag scho sehr hübsch anige Jahrln her sein,
ivackelt der Kleemukerl gegen sei Hüttn aufi
und führt mit sich selber an lauten Dischkurs.
„Höllteifi, dö verflixten Stoaner, rein herkugeln
tan 's vor an, dö Sakra!" „Hö" macht er im
selben Augenblick, während er gegen den Bret-
terzaun des Schneidergirgl rennt. — „Wirst
ma mein Zaun dalaffen, Hallodri" — schreit
lachend der Schneider. — „A ja sreili, freili"
mant da Kleemukerl und torkelt weiter. Mitt-
lerweil kommt er der Stell immer näher, wo die Straßen nach Schon-
bach abzweigt und an der Kreuzung a Bildstöckl vom heiligen Nepomuk
steht. Wiaso der Wafferbeilige dorthin kommen is, mag vielen net ein-
gangen sein, aber dort war er amol und so bat sich weiter neamd kümmert.
Kimmt jetzt da Fatzrrl zu der Stell' und hat sich damisch giften müaffen.
Allerweil ie eahm vorkemma, 's laufert ihm oana nach und fchupst'n bald
nach rechts, bald nach links. So oft er sich aber umschaut, is der Kerl net
zum sehn. Kriagt da der Kleemukel an damischen Zorn, hebt sein Stecka
und haut wia wild umanand. Auf amol gibts an Döllerer und dem heiligen
Nepomuk hat scho die Nas'n gefehlt. „Hab i di", schreit der Bonifaz und
fuchtelt triumphierend mit seine Pratzen herum. Aber dös war z'viel, kaum
bast es gsehgn, verliert er scho 's Gleichg'wicht und legt sich fei manierli
»eben dem Heiligen sei Nasen.
Glei d'rauf iS er eing'schlafe».
Der Nepomuk is aber glei
zum Herrgott g'rennt und Hai
dort a mords Lamentabel an-
g'fangen. Schön war er ja zwar
nia net g'wesen, aber d' hervor-
ragendste Stell' im G'sicht ver-
lieren, dös war selber für an
Heiligen z' viel. „Na, na"
schmunzelt da Gottvater, „is
ja no net 's Ärgste g'schehen"
und schickt glei a Engerl aus d'
Erd, damit 's dem Nepomuk
die Nasen wieder anpappt. Der aber war recht grantig ob der unmanier-
lichen Behandlung und hat sich vorgnoma, bei Gelegenheit den Bonifaz
richtig d' Manung z' sagen. — — —
Wia da Kleemukerl am nächsten Sonntag wieder wohlg'laden vom
Sternwirt z' Haus wackelt, fiehgst es neta, begeg'nt eam a alte Mandl.
Dös macht a recht finsters G'sicht und fangt glei den Bonifaz a dicke Gardinen-
predigt z'halten an. „Und daß du 's woaßt, du Wascherl, i bin der heilige
Nepomuk" - schreit er zum Schluß. „A freili" grinst da der Kleemukerl -
„dös könnt a jeder sagen. Du warst ma scho der richtige Heilige". Draus
wird der Weißbartete wild und schreit: „Du Bauerndickschädel, du vier-
eckiger, dich soll do glei der Teufel holen!" — Kaum is eam aber dös so
aus 'n Mund außagsprudlt, is da Höllische a schon dag'standen und har
g'lacht, daß eahm da Bock g'stoßen hat. Jetz is aber dem Heiligen do bang
wordn und schnell hat er den Kleemukerl bei ein Rockzipfel packt, daß der
Teufel den sündhaften Wunsch net anssührn kann. Der aber hat scho a
andere Rockseiten in seine Krallen g'habt
und so hab'n do zwa hin und her zogen,
daß dem Bonifaz 'S Hören und Sehn ver-
gangen is. — Da Gottvater hat scho d'
längre Zeit zuag'schaut, hat eigenst sei
Brillen ausg'setzt, daß er bester sieht und_
hat g'lacht, daß eahm nur so d' Träne»
abikugel t san. Auf amol kimmt der Petrus
daher, gibt eahm an ehrfurchtsvollen Rippenstoß und moant kopfschüttelnd:
„Aber lieber Hergott, was werd'n denn d' Leut sagen zu der Rauferei?"
— „Ieffaö, Ieffas richtig d' Leut" mant der Gottvater ganz verschrecken,
schickt sofort den himmlischen Schandarm, den Erzengel Gabriel mit gernem
Sabel »unter und legt sich mit an Seufzer auf sei Wolkenkanapee zu an
Schlaferl. Da Gabriel hat natürli glei den Teufel zum Teuxel g'jagt, den
Nepomuk in Himmel und 'n Bonifaz hat er an Fußtritt gehn, daß er bis
in Straßengraben g'rollt is. — Wia da Kleemukerl wieder zum B'sinnen
kemma is, war scho ftocksinsterdunkle Nacht. „Höha" moant er, „jetzt hätt
mi bald der Teufel g'holt, stehtS leicht so schlimm mit meiner Seel?" —
Geht er also am nächsten Tag zum Herrn Pfarrer und verzählt eahm dö
ganze G'schicht. Der g'studiert a Weil und moant dann, der Bonifaz sollt
si vom Wegner Seppl, der für d'
Kirchen immer d' Bildstöckl schnitzt,
an neuchen Nepomuk machen lasten,
weil do für an Heiligen a z'ampickte
Nasen net paßt. Dös sollt er am
Kreuzweg ausstellen, dann hätt er
nix mehr z'fürchten. — — —
Vierzehn Täg später packt der
Kleemukerl den fertigen Nepomuk
in sein Rucksack und marschiertwacker
d'rauf los. Wia er aber beim Wirts-
haus vorüber will, zwickt eahm da Gangerl: „An Durscht hast, obst den
Heiligen um a halbes Stunderl früher oder später aufstellst, wird do nix
auemachen?" — Setzt sich in d' Gaftstubn und trinkt so lang, bis er ka Geld
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gegens Iochkar von der Mittfeer Seiten steigt, dann kommt man zu aner
Hüttn, dö so windschief und zerbeult dafteht, daß an schier derbarmt. Die
Fenster san mit öligen Zeitungspapier verpickt und da ruasstge Kamin
schaut so müad aus, als wollt er jedes Augenblickerl umfallen. Das war in
Bonifaz sein Eigentum. Doch der hat fick, um sei Häusel wenig kümmert,
hat a ka Zeit net g'habt, denn er war woblb'ftallter Gmoahüater, der Herr
über rund achtzig Ochsen, Küah und Kalbenj dö den Bauern von Mittsee
q'hört haben. Der Kleemuckerl war, was ma so sagt, a „guater Lapp" —
hält er net an Fehler g'abt, - 's Trinken. Unter d' Wochen is ja gangen,
aber kaum war der Sonntag da, is der Fazi schon im Wirtshaus g'seffen
und bat sein Wochenlohn bis aufs letzte Nagerl versoffen. — —
Amol im Sommer, wieder an ein Sonntag,
es mag scho sehr hübsch anige Jahrln her sein,
ivackelt der Kleemukerl gegen sei Hüttn aufi
und führt mit sich selber an lauten Dischkurs.
„Höllteifi, dö verflixten Stoaner, rein herkugeln
tan 's vor an, dö Sakra!" „Hö" macht er im
selben Augenblick, während er gegen den Bret-
terzaun des Schneidergirgl rennt. — „Wirst
ma mein Zaun dalaffen, Hallodri" — schreit
lachend der Schneider. — „A ja sreili, freili"
mant da Kleemukerl und torkelt weiter. Mitt-
lerweil kommt er der Stell immer näher, wo die Straßen nach Schon-
bach abzweigt und an der Kreuzung a Bildstöckl vom heiligen Nepomuk
steht. Wiaso der Wafferbeilige dorthin kommen is, mag vielen net ein-
gangen sein, aber dort war er amol und so bat sich weiter neamd kümmert.
Kimmt jetzt da Fatzrrl zu der Stell' und hat sich damisch giften müaffen.
Allerweil ie eahm vorkemma, 's laufert ihm oana nach und fchupst'n bald
nach rechts, bald nach links. So oft er sich aber umschaut, is der Kerl net
zum sehn. Kriagt da der Kleemukel an damischen Zorn, hebt sein Stecka
und haut wia wild umanand. Auf amol gibts an Döllerer und dem heiligen
Nepomuk hat scho die Nas'n gefehlt. „Hab i di", schreit der Bonifaz und
fuchtelt triumphierend mit seine Pratzen herum. Aber dös war z'viel, kaum
bast es gsehgn, verliert er scho 's Gleichg'wicht und legt sich fei manierli
»eben dem Heiligen sei Nasen.
Glei d'rauf iS er eing'schlafe».
Der Nepomuk is aber glei
zum Herrgott g'rennt und Hai
dort a mords Lamentabel an-
g'fangen. Schön war er ja zwar
nia net g'wesen, aber d' hervor-
ragendste Stell' im G'sicht ver-
lieren, dös war selber für an
Heiligen z' viel. „Na, na"
schmunzelt da Gottvater, „is
ja no net 's Ärgste g'schehen"
und schickt glei a Engerl aus d'
Erd, damit 's dem Nepomuk
die Nasen wieder anpappt. Der aber war recht grantig ob der unmanier-
lichen Behandlung und hat sich vorgnoma, bei Gelegenheit den Bonifaz
richtig d' Manung z' sagen. — — —
Wia da Kleemukerl am nächsten Sonntag wieder wohlg'laden vom
Sternwirt z' Haus wackelt, fiehgst es neta, begeg'nt eam a alte Mandl.
Dös macht a recht finsters G'sicht und fangt glei den Bonifaz a dicke Gardinen-
predigt z'halten an. „Und daß du 's woaßt, du Wascherl, i bin der heilige
Nepomuk" - schreit er zum Schluß. „A freili" grinst da der Kleemukerl -
„dös könnt a jeder sagen. Du warst ma scho der richtige Heilige". Draus
wird der Weißbartete wild und schreit: „Du Bauerndickschädel, du vier-
eckiger, dich soll do glei der Teufel holen!" — Kaum is eam aber dös so
aus 'n Mund außagsprudlt, is da Höllische a schon dag'standen und har
g'lacht, daß eahm da Bock g'stoßen hat. Jetz is aber dem Heiligen do bang
wordn und schnell hat er den Kleemukerl bei ein Rockzipfel packt, daß der
Teufel den sündhaften Wunsch net anssührn kann. Der aber hat scho a
andere Rockseiten in seine Krallen g'habt
und so hab'n do zwa hin und her zogen,
daß dem Bonifaz 'S Hören und Sehn ver-
gangen is. — Da Gottvater hat scho d'
längre Zeit zuag'schaut, hat eigenst sei
Brillen ausg'setzt, daß er bester sieht und_
hat g'lacht, daß eahm nur so d' Träne»
abikugel t san. Auf amol kimmt der Petrus
daher, gibt eahm an ehrfurchtsvollen Rippenstoß und moant kopfschüttelnd:
„Aber lieber Hergott, was werd'n denn d' Leut sagen zu der Rauferei?"
— „Ieffaö, Ieffas richtig d' Leut" mant der Gottvater ganz verschrecken,
schickt sofort den himmlischen Schandarm, den Erzengel Gabriel mit gernem
Sabel »unter und legt sich mit an Seufzer auf sei Wolkenkanapee zu an
Schlaferl. Da Gabriel hat natürli glei den Teufel zum Teuxel g'jagt, den
Nepomuk in Himmel und 'n Bonifaz hat er an Fußtritt gehn, daß er bis
in Straßengraben g'rollt is. — Wia da Kleemukerl wieder zum B'sinnen
kemma is, war scho ftocksinsterdunkle Nacht. „Höha" moant er, „jetzt hätt
mi bald der Teufel g'holt, stehtS leicht so schlimm mit meiner Seel?" —
Geht er also am nächsten Tag zum Herrn Pfarrer und verzählt eahm dö
ganze G'schicht. Der g'studiert a Weil und moant dann, der Bonifaz sollt
si vom Wegner Seppl, der für d'
Kirchen immer d' Bildstöckl schnitzt,
an neuchen Nepomuk machen lasten,
weil do für an Heiligen a z'ampickte
Nasen net paßt. Dös sollt er am
Kreuzweg ausstellen, dann hätt er
nix mehr z'fürchten. — — —
Vierzehn Täg später packt der
Kleemukerl den fertigen Nepomuk
in sein Rucksack und marschiertwacker
d'rauf los. Wia er aber beim Wirts-
haus vorüber will, zwickt eahm da Gangerl: „An Durscht hast, obst den
Heiligen um a halbes Stunderl früher oder später aufstellst, wird do nix
auemachen?" — Setzt sich in d' Gaftstubn und trinkt so lang, bis er ka Geld
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Nasen des heiligen Nepomuk"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1927
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1932
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 166.1927, Nr. 4258, S. 128
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg