TOD UND FRÜHLING
ln den Wald, den frühlingshellen.
Komm, geliebte Krau:
Lall um unsre Stirnen quellen
Himmels Gold und Blau!
Aus den braunen Ackerkrumen
Flieht die Nebelschar:
Frühe, schlichte Heimatblumen
Blühen für dein Haar.
Hinter uns, da schreitet Finer.
Mächtig von Gestalt:
Liber unser Glück hat keiner
Auller ihm Gewalt. —
Siehe, junge Zweige neigen
Sich vor unserm Schritt:
Uns den frohen Weg zu zeigen.
Fliegt ein Stieglitz mit.
Lall uns Wang’ an Wange legen,
Glückbeklommen, stumm:
Zukunft träumt an allen Wegen:
Blicke dich nicht um!
Stefan Denk
Brauchen heut daran nicht denken,
Komm geliebte Frau.
Denn Gott selber will uns schenken
Himmels Gold und Blau.
Gestörte Aachtruhe
I. Bild Da bin ich aber schön eingegangen, todmüde - und jetzt ist da eine Tanzmusik.
An den Rand geschrieben
Jedes Erlebnis wird dir als Prüfung geschickt und du hast es
richtig bestanden oder nicht, je nachdem, ob es dich aus der Erinner-
ung heraus mit neuen Energien speist oder solche von dir nimmt.
Es wobnen in dir allerfeinste Seelchen, deren Eriftenz du
erst merkst, wenn sie über ei» Erlebnis Kerfallen und sich sättigen;
du magst ein unerklärliches, quälendes Gefühl auf den Hunger eines
solchen Seelchens zurückfübren — aber du kannst an einem solchen
ungestillten Hunger zugrunde geben.
Es gibt den Rausch der Vergangenheit, des Erinnerns, Wieder-
durchlebens, der den Kopf klar macht, das Auge sicher und die Hand
stark; und es gibt den Rausch der (möglichen oder unmöglichen)
Zukunft, der Träume, der Phantasie, der die Sinne trübt und nach
dem ein bitterer Jammer inrückbleibt.
Segen der Unzufriedenheit: Wären alle Menschen stets mit ihrem
Lose zufrieden gewesen, wir lebten heute noch als Pfahlbauern.
Allein zu sein ist die Qual der Herdentiere. Beobachte die Leute
in einem Eisenbahnwagen, von denen keiner den anderen kennt, wie
unbehaglich ihnen zu Mute ist, ehe sich das Gefühl, Herde zu sein,
ihren stumpfen Sinnen übermittelt. Wer zuerst mit seinem Nachbar
ein Gespräch beginnt, ist das schwächste Tier.
Welche Waffe ich für die wichtigste halte? — Die Selbstbeherrschung.
Weil ich an meinen Gegnern sehe, wie gefährlich sie mir wird.
Die Kindheit — das Land der großen Entdeckungen, der daraus ge-
wobenen subjektivsten Weltanschauung und der ersten Enttäuschungen,
wenn die Großen diese Entdeckungen schon kennen. C,->a
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ln den Wald, den frühlingshellen.
Komm, geliebte Krau:
Lall um unsre Stirnen quellen
Himmels Gold und Blau!
Aus den braunen Ackerkrumen
Flieht die Nebelschar:
Frühe, schlichte Heimatblumen
Blühen für dein Haar.
Hinter uns, da schreitet Finer.
Mächtig von Gestalt:
Liber unser Glück hat keiner
Auller ihm Gewalt. —
Siehe, junge Zweige neigen
Sich vor unserm Schritt:
Uns den frohen Weg zu zeigen.
Fliegt ein Stieglitz mit.
Lall uns Wang’ an Wange legen,
Glückbeklommen, stumm:
Zukunft träumt an allen Wegen:
Blicke dich nicht um!
Stefan Denk
Brauchen heut daran nicht denken,
Komm geliebte Frau.
Denn Gott selber will uns schenken
Himmels Gold und Blau.
Gestörte Aachtruhe
I. Bild Da bin ich aber schön eingegangen, todmüde - und jetzt ist da eine Tanzmusik.
An den Rand geschrieben
Jedes Erlebnis wird dir als Prüfung geschickt und du hast es
richtig bestanden oder nicht, je nachdem, ob es dich aus der Erinner-
ung heraus mit neuen Energien speist oder solche von dir nimmt.
Es wobnen in dir allerfeinste Seelchen, deren Eriftenz du
erst merkst, wenn sie über ei» Erlebnis Kerfallen und sich sättigen;
du magst ein unerklärliches, quälendes Gefühl auf den Hunger eines
solchen Seelchens zurückfübren — aber du kannst an einem solchen
ungestillten Hunger zugrunde geben.
Es gibt den Rausch der Vergangenheit, des Erinnerns, Wieder-
durchlebens, der den Kopf klar macht, das Auge sicher und die Hand
stark; und es gibt den Rausch der (möglichen oder unmöglichen)
Zukunft, der Träume, der Phantasie, der die Sinne trübt und nach
dem ein bitterer Jammer inrückbleibt.
Segen der Unzufriedenheit: Wären alle Menschen stets mit ihrem
Lose zufrieden gewesen, wir lebten heute noch als Pfahlbauern.
Allein zu sein ist die Qual der Herdentiere. Beobachte die Leute
in einem Eisenbahnwagen, von denen keiner den anderen kennt, wie
unbehaglich ihnen zu Mute ist, ehe sich das Gefühl, Herde zu sein,
ihren stumpfen Sinnen übermittelt. Wer zuerst mit seinem Nachbar
ein Gespräch beginnt, ist das schwächste Tier.
Welche Waffe ich für die wichtigste halte? — Die Selbstbeherrschung.
Weil ich an meinen Gegnern sehe, wie gefährlich sie mir wird.
Die Kindheit — das Land der großen Entdeckungen, der daraus ge-
wobenen subjektivsten Weltanschauung und der ersten Enttäuschungen,
wenn die Großen diese Entdeckungen schon kennen. C,->a
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Gestörte Nachtruhe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1927
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1932
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 166.1927, Nr. 4262, S. 170
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg