Der Kultur-Hund
Das Geschenk
Ein Tierarzt hat im vornehmsten Viertel Londons einen Schön-
beits-Salon für Hunde eröffnet. Er beschäftigt darin einen ganzen
Stab von Ärzten, Dentisten, Pedikuristen, Friseuren und Schön-
beitsspezialisten.
„Ein Hund ist ein unwürdiges Naturprodukt," so lautet seine
Maxime, „aber ein Kultur-Hund ist die Krone eines vornehmen
Hauses! Er muß ästhetisch sein wie seine Herrschaft. Wenn die
gnädige Frau mit ihm spazieren geht, muß er ihr Ehre machen;
sein Schwanz muß in bezaubernder Kurve verlaufen; er muß
gewaschen, maffiert, individuell parfümiert und ganz
frisch pedikürt sein." — In diesem SchönbeitS
Salon bekommen Möpse Goldkronen von Zahn-
ärzten, Windspiele künstliche Höhensonne,
Zwergbündchen werden gepudert und ge-
schminkt. Vergeffen hat man unsres Er-
achtens nur, auch für eine individuelle
Bildung der Kultur-Hunde zu sor-
gen; was nützt alle Pediküre, wenn
der Bull» auf der Straße geht
und nicht einmal Spenglers „Un-
tergang des Abendlandes" am
Halsband trägt!
Zeitglosse
Bei einer exklusive» Modevor-
führung in Paris waren dieAn-
wesendenZeugen einer rührenden
Szene: Während die hübsche»
Mannequins durch den Salon
schreiten und sich das allgemeine
Intereffe auf die kostbaren Kleider
richtet, ertönt plötzlich ein Schrei,
vielmehr zwei Schreie: „Natascha!'
Am Tage vor meinem zwanzigsten Wiegenfest sagte Großpapa zu
mir: „Du hast morgen Geburtstag, nichtwahr? So werd' ich dir
meine silberne Zigarettendose schenken. Ich rauch' ohnedies nicht
mehr . . . !" — „Welche Dose, Großpapa?" staunte ich. — „No,
die schöne, silberne, mit dem Hirschen drauf!" — „Ach! du meinst
wohl diese?" lachte ich und zog die Dose aus der Tasche. „Die hast
du mir schon im Vorjahr zum Geburtstag geschenkt, Großpapa!"
Großpapa versank in Sinnen.
„Macht nichts!", meinte er
schließlich, „so schenk'
ich sie eben noch
einmal!"
Salpeter
- „Sonitscha!" Eine südamerika-
nische Milliardärin und eine der Vor-
sübrdamcn hatten sich als Schwestern er-
kannt; sie waren beide ruffische Emigranten
und durch zwe, sebr verschiedene Schicksale aus-
einandergeriffen worden. Während sie sich nun ge-
rührt in den Armen lagen, flüsterte die Milliardärin:
„Dies wunderschöne Kleidchen, Sonitscha, das du da trägst,
möchte ich wohl haben!" - Sonitscha mustert die Schwester
und sagt: „Du wirft ein wenig zu korpulent sein, Natascha, um es
tragen zu können!" - „Wie? Ich zu korpulent? Du dumme Gans!" schrie
Natascha - - - und zwei Schicksale riffen die zärtlichen Schwestern wieder
auseinander. Br»,„chn-i<>«r
Nix /, widers. a/s loennst schlafa möchtst
Und (■/’ Muck’n tun als wie Dahext,
Surr'n dir um d' Nas’n und um d' Ohm
Schoo munchu is da wiiati morn.
o
Boshaftes aus der guten alten Zeit
Lebrer: „Wenn ihr von der Gemeindeverwaltung gute Rechner wäret, würdet ihr
den Iagdpachlschilling nicht jedes Jahr an die Grundbesitzer verteilen, sondern zum
Gemeindevermögen schlagen!"
Bürgermeister: „Gute Rechner?? Sie können uns aus unserm Lebenskreise kein«
Rechnung ausgeben, die wir nicht lösen würden!"
Lehrer: „So? Dann lösen Sie mal gefälligst diese Ausgabe: „Ein Pfund Ochsen-
fleisch kostet 12 Kreuzer; was kostet dann die ganze Gemeindeverwaltung??"
Der Wastl aha. der macht ’s fein,
Schmiert d’ Nas’n sich mit Honig ein.
Da bleibt des Ziefer pappen dro
Und da Wastl griiabi schlafa koo.
Und wenn er si gnua g'schlafa hot
Putit d Nas h er mit in Stiickl Brot,
Dös gibt hernach an fei na Biss ’n —
Ma muafl si nur grad z ’helfa rviss’n. e.f.
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Das Geschenk
Ein Tierarzt hat im vornehmsten Viertel Londons einen Schön-
beits-Salon für Hunde eröffnet. Er beschäftigt darin einen ganzen
Stab von Ärzten, Dentisten, Pedikuristen, Friseuren und Schön-
beitsspezialisten.
„Ein Hund ist ein unwürdiges Naturprodukt," so lautet seine
Maxime, „aber ein Kultur-Hund ist die Krone eines vornehmen
Hauses! Er muß ästhetisch sein wie seine Herrschaft. Wenn die
gnädige Frau mit ihm spazieren geht, muß er ihr Ehre machen;
sein Schwanz muß in bezaubernder Kurve verlaufen; er muß
gewaschen, maffiert, individuell parfümiert und ganz
frisch pedikürt sein." — In diesem SchönbeitS
Salon bekommen Möpse Goldkronen von Zahn-
ärzten, Windspiele künstliche Höhensonne,
Zwergbündchen werden gepudert und ge-
schminkt. Vergeffen hat man unsres Er-
achtens nur, auch für eine individuelle
Bildung der Kultur-Hunde zu sor-
gen; was nützt alle Pediküre, wenn
der Bull» auf der Straße geht
und nicht einmal Spenglers „Un-
tergang des Abendlandes" am
Halsband trägt!
Zeitglosse
Bei einer exklusive» Modevor-
führung in Paris waren dieAn-
wesendenZeugen einer rührenden
Szene: Während die hübsche»
Mannequins durch den Salon
schreiten und sich das allgemeine
Intereffe auf die kostbaren Kleider
richtet, ertönt plötzlich ein Schrei,
vielmehr zwei Schreie: „Natascha!'
Am Tage vor meinem zwanzigsten Wiegenfest sagte Großpapa zu
mir: „Du hast morgen Geburtstag, nichtwahr? So werd' ich dir
meine silberne Zigarettendose schenken. Ich rauch' ohnedies nicht
mehr . . . !" — „Welche Dose, Großpapa?" staunte ich. — „No,
die schöne, silberne, mit dem Hirschen drauf!" — „Ach! du meinst
wohl diese?" lachte ich und zog die Dose aus der Tasche. „Die hast
du mir schon im Vorjahr zum Geburtstag geschenkt, Großpapa!"
Großpapa versank in Sinnen.
„Macht nichts!", meinte er
schließlich, „so schenk'
ich sie eben noch
einmal!"
Salpeter
- „Sonitscha!" Eine südamerika-
nische Milliardärin und eine der Vor-
sübrdamcn hatten sich als Schwestern er-
kannt; sie waren beide ruffische Emigranten
und durch zwe, sebr verschiedene Schicksale aus-
einandergeriffen worden. Während sie sich nun ge-
rührt in den Armen lagen, flüsterte die Milliardärin:
„Dies wunderschöne Kleidchen, Sonitscha, das du da trägst,
möchte ich wohl haben!" - Sonitscha mustert die Schwester
und sagt: „Du wirft ein wenig zu korpulent sein, Natascha, um es
tragen zu können!" - „Wie? Ich zu korpulent? Du dumme Gans!" schrie
Natascha - - - und zwei Schicksale riffen die zärtlichen Schwestern wieder
auseinander. Br»,„chn-i<>«r
Nix /, widers. a/s loennst schlafa möchtst
Und (■/’ Muck’n tun als wie Dahext,
Surr'n dir um d' Nas’n und um d' Ohm
Schoo munchu is da wiiati morn.
o
Boshaftes aus der guten alten Zeit
Lebrer: „Wenn ihr von der Gemeindeverwaltung gute Rechner wäret, würdet ihr
den Iagdpachlschilling nicht jedes Jahr an die Grundbesitzer verteilen, sondern zum
Gemeindevermögen schlagen!"
Bürgermeister: „Gute Rechner?? Sie können uns aus unserm Lebenskreise kein«
Rechnung ausgeben, die wir nicht lösen würden!"
Lehrer: „So? Dann lösen Sie mal gefälligst diese Ausgabe: „Ein Pfund Ochsen-
fleisch kostet 12 Kreuzer; was kostet dann die ganze Gemeindeverwaltung??"
Der Wastl aha. der macht ’s fein,
Schmiert d’ Nas’n sich mit Honig ein.
Da bleibt des Ziefer pappen dro
Und da Wastl griiabi schlafa koo.
Und wenn er si gnua g'schlafa hot
Putit d Nas h er mit in Stiickl Brot,
Dös gibt hernach an fei na Biss ’n —
Ma muafl si nur grad z ’helfa rviss’n. e.f.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der schlaue Wastl"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1927
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1932
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 166.1927, Nr. 4268, S. 243
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg