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Die drei Goldmacher

In jener Zeit, in der das
Bürgerliche Gesetzbuch noch keine
Grundsätze für Erb-Regelung
gegeben hatte, ludein Vater seine
dre i Söhne vor sein gre ises Haupt
und sprach also: „Gehet hin und
lernt die Kunst des Goldmachcns.

Wer das Geheimnis am besten
erforscht, der soll mein Univer-
salerbe sein. Ich besitze bekannt-
lich eine Million in KreuzzugS-
Anleihe. Bei der in Aussicht ge-
stellten Aufwertung wird mein
Allein-Erbe reich genug sein,
eines der Felle zurückzukaufen,
die mir in erklecklicher Anzahl
auf dem InflationSfluffe davon-
grschwommen sind. Also, reiset
mit Gott, nehmt statt Zehrgeldes
meinen väterlichen Segen und
kommet morgen in zwo Jahren
wieder vor mein Angesicht!"

Und als die Zeit derFamilien-
konferenz wieder da war, kamen
die drei Söhne zum Vater zurück,
und jeder brannte darauf, dar-
zutun, wie weit er es in der Gold-
macherkunst gebracht hätte.

„Ich bin" also Hub der Erste
au „bei einem Goldmacher in der
Lehre gewesen und habe das Ge-
heimnis von ihm erlauscht. Ich
kann Truggold, Schemgold, Schaumgold und vor allem das köstlichste
aller Golde, das Talmi hervorzaubern, das, es nur eine Luft ist."

„Hm" hmte der Vater. „Es ist nicht alles Gold, was talmit. Du sollst
also mein Trug-, Schein- und Talmi-Erbe sein. Ich hinterlaffe dir meinen
gesamten Besitz an rotgestempelten Tausendmarkscheinen!"

Da zog der Sohn ein langes Gesicht und alsdann von dannen.

„Was aber hast du, mein Sohn Brutus, will sagen Otto, gelernt?

Wie weit bist du in der Kunst des
Goldmachens vorgedrungen?"

Otto II verneigte sich und be-
kannte: „Mein Lehrer war ein
Finanzminifter. Nun weiß ich,
daß man Gold am leichtesten
macht, indem man es den Leuten
aus der Tasche zieht!"

Und abermals hmte der Vater,
indem er laut und vernehmlich:
„Hm, hm" äußerte. „Deine
Kunst wird bald auf leere Hosen-
böden stoßen. Aber weil du sre
gelernt hast, sollst du sie mir er-
probendürfen. Ich werde dir eben-
so viel hinterlaffen, wie ich in
meiner letzten Steuererklärung
als „Geschäftsgewinn" angege-
ben habe."

Da erblaßte auch dieser Sohn
und suchte sein Heil in der Flucht.

„Wie steht es, dritter Spröß-
ling, nun mit deinen Erfolge auf
demGebiete des Gold-machens?"
Der Vater wandte sich an seinen
Benjamin, und seine Stimme
bebte leis. „Was hast du gelernt?"

Benjamin bekannte, daß er
leider als Goldmachervöllig ver-
sagt habe. Auf seiner Wander-
schaft sei er einem wackren Schuh-
macher ins Haus geschneit, und
dort habe er sich in der Kunst
auögebildet, Leder zu schneiden und Stiefel zu nähen. Und als er gestern
von seinem Meister Abschied genommen, da habe ihm der fünf blanke Du-
katen in die Hand gedrückt, als Lohn seiner Arbeit."

Da machte der Vater gerührte Augen: „Junge" sagte er, „komm an
meine halbe Elternbrust. Du bist der einzige, der mich verstanden hat. Ein
Handwerk hast du gelernt? Junge, weißt du nicht, daß du die einzige und
wahre Kunst der Goldmacherei gefunden hast . . . ?" Ri»ard Ri-ß

„Audi für unser „Hand"-merk sind Ausstellungen oon großer

Wichtigkeit!"

Über 16 000 Dapolin-Pumpen

und Depots in Stadt und Land führen „Dapolin“,

das reine kompressionsfeste Autobenzin.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Auch für unser 'Hand'-werk sind Ausstellungen von großer Wichtigkeit"
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1927
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1932
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Handwerk
Taschendieb

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Fliegende Blätter, 166.1927, Nr. 4272, S. 298

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