Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
schnarcht weiter-", sagte Frau Doris zornig. Fra» Doris hatte ihre»

Mut wieder, und wenn eine Frau sich an ihrem Mann rächen will, sei es,
weil er sie vernachiäsiigt oder sonstwie von klbe) ist, so tut sie es eben unter
allen Umständen und beschleunigt. Skipeter besaß keine Frauenkenntnis.

Sie waren an der Türe. Das Haus schlief. Frau Doris stellte sich vor
Skipeter auf und frug mit gutgespielter Treuherzigkeit: „Was würden
Sie denn tun, Skipeter, wenn ich Sie wecken würde —mit einem Kuß?"

Ihr reizendes Gesicht strahlte im Mondlicht, während sie kokett die
Lippen spitzte.

Skipeter vergaß gänzlich, daß er die kleine Frau Doris auf dem Weg
der Pflicht bestärken wollte. Aber, sagte er sich andrerseits, würde es bei

einem Kuß bleiben, die Tage lang, während dieser Gatte abwesend war?

Er riß die bereits ausgestreckten Arme herab und sagte würdig: „Ich
bin im Training, Frau Doris. Es kommen die großen Meisterschaften.
Aber, immerhin — vielleicht in acht Wochen . . . ?"

„Sie wollen andern Moral predigen. Im Training sein — — — das
ist Ihre Tugend," rief wütend Frau Doris, so laut, daß ein Hund auf'
bellte, „aber ,immerhin^ in acht Wochen ... Warum nicht in acht Monaten
oder Jahren? Nun, ich schaue keinen Mann mehr an. Daß Sie es wisien:
Ich liebe meinen Mann!"

Mit diesem ein wenig paradore» Ausspruch verschwand Frau Doris
hinter der Türe, die Skipeter krachend vor die Nase siel.

Im Antiquitätenladen

„Zeigen Sie mir ihre älteste Antiquität!" - „Emma, komm doch mal vor, der Herr da möchte die größte Antiquität sehen, die in unserem Laden ist."

Z e i t st l o s s e n

Die Sänger-Uniform. Innerhalb der Vereine des deutschen Sän-
gerbimds—so berichtet die „Berliner Liedertafel Märker" sind Bestrebun-
gen im Gang, eine einbeiltiche blaue Jacke mit Marinestehkragen und
blauer Mütze für die in Vereinen organisierten Sänger einzuführen. Schon
die Dichter sagen: Wo man singt, da laß dich ruhig nieder - böse Menschen
haben keine - Sängeruniform. Oder: Das Lied, das aus dem Marine-
ftehkragen dringt, ist Lohn, der reichlich lohnet! Hoffentlich kriegen Tenöre
einen goldenen Streifen, Bäffe eine» silberne» an die Sängermütze. —
Gut ausgerichret und nach derGröße geordnet wird der Gesangverein künftig
nickt nur dem Ohr, sondern auch dem Auge einen Schniaus bereiten. —
Vielleicht wird nun mancher kochftapelnde Nlchtsänger sich mit der Sänger-
uniforni schmücken und dann die Kapellmeister furchlbar leicht betrügen.—
Denn wie soll man dann wiffen, daß der Mann nicht singen kann, wen»
er die Sängeruniform an hat!?

Statistisches. Eine blonde Dame ohne Bubikopf trägt durchschnittlich
65 — 80 Kilometer Haar auf dem Kopf! Wenn eine Blondine nun alle
ihre Haare zu einem 8O Kilometer langen Haar zusammcnknüpft, so er-
geben sich neue Rekordmöglichkeiten. Sie braucht 20 — 22 Stunden, um
diesem ihrem Haar nachzugehen und muß drei Mahlzeiten einnekmen, bis
das Ziel erreicht ist. Sie kann dieses 80 Kilometer lange Haar an eine
Haarspalterei verkaufen, die schließlich weitere 80 Kilometer Haar weg-
spalten kann. Wenn aber alle Blondinen ihr 80 Kilometer-Haar zu einem
einzigen Blondinenhaar aneinanderknüpfen, dann kann man damit die
Erde mit dem Mond und der Venus, mit Jupiter und Saturn verbinden
und die Statistik kann an dem einem Haar sich forttastend den Boden
unserer irdischen Realität verlaßen um sich ins Nebulöse verlieren.

Sprechsaal der „Fliegenden Blätter"

Wertgeschätzte Fliegende!

In Anbetracht de» epidemisch grassierenden Abbausparprinzip» ist es für die Majorität
der Betroffenen ein Problem von eklatantester Vitalität ihre physikalischen und intellektu-
ellen Geisteskräfte in anderweitigen Berufssparten in florierender Weise gewinnbringend
zu verwerten, welche aber leider ebenfalls an Überfüllungebypertrophie zu laborieren
pflegen, weswegen ich mit diesen unmaßgeblichen Zeilen aus eine garantiert neue, von
einer amerikanischen Miß erfundene Lebensbetätigung »erweisen möchte, die sowohl ihren
Mann als ihre Frau zu ernähren vermag und in der Gründung eines sogenannte» Tauf-
büros besteht, welches gegen tariflich fixierte Normalhonorarc durch diskrete Ratschlag-
erteilung dafür sorgt, daß nicht nur jedes Kind seinen richtigen Namen bekommt, sondern
auch jeder Schoß, und Kettenhund, jedes Pferd, jede» Gastlokal und Tanzetabliffemeni,
jedes Warenhaus, Kino, Segelboot, Zeitungsblatt, jedes Schönheit«- und Abführmittel
und überhaupt jedes andere Geschöpf, bei welchem der Name eine symbolistische Andeutung
der wahren Naturwesenheit bilden soll und nicht das Gegenteil, wie es im täglichen Leben
leider sehr oft der Fall zu sein pflegt, so daß es, ebenfalls leider, viel zu weit führen würde
sämtliche Beispiele in den beschränkten Spaltenraum dieser engen Zeilen zu konzentrieren,
weshalb Sie wohl mit Vergnügen daraus verzichten werden. Bescheiden anzufügen gestatte
ich mir daher nur, daß ich das prophetische Hellsehertalent für richtige und geschmackvolle
Namensgebung von meinen Eltern sel. geerbt habe und daher wahrscheinlich beabsichtige
eigenhändig ein diesbezügliches öffentliches Privatbüro auszumachen, zu besten zahlreichem
Besuche im Bedarfsfälle geziemendst einladt Ihr ergebenster

Ambrosius Zipfl, Sekretariatsoffiziant a. D.

Briefkasten

Kindersreund in K. Sie finden ee hart, daß heuer in Köln der Karneval in vollem
Umfange gestaltet ist mit Ausnahme der Kindermaskenbälle. Vermutlich haben die Kinder
selbst darauf verzichtet, weil ihnen die vorgesehenen Polizeistundverlängerungen unge-
nügend erschienen.

Sportfreund, hier. Sie irren! Der hübsche Trick bei Hunderennen Affen aufsitzen
zu laste», ist keine englische Erfindung. Besonders im Karneval sieh« man bei uns schon
von alters her zahlreiche Windhunde, die Affen sisen haben!

70
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Im Antiquitätenladen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Wawra-Wiron, Josef
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 168.1928, Nr. 4305, S. 70

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen