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Haupts nit wert, daß ma f anschaugt, 's war'
schad um d' Zeit!" Fridolin war für diesen
Aufschluß sehr dankbar, wennschon er ihn
nur als Maßstab für die Dringlichkeit der
Untersuchung zu benutzen gedachte, denn als
gewissenhafter Mann war er selbstverständ-
lich gewillt, sich so bald als möglich durch
eigene Anschauung ein Bild von den beiden
Hydranten zu machen.

Als er die Stiege zur Direktion der
Wasserwerke hinaufging, begegnete er auf
dem ersten Treppenabsatz dem Direktor. Um
sein verspätetes Kommen zu erklären, er-
wähnte er, daß er bei der Feuerwehr ge-
wesen sei. Pritschelmeier schmunzelte beifäl-
lig. »Ham S' Ihnen nacha den Hydrant'n
scho' ang'schaugt?" fragte er erwartungs-
voll. Fridolin verneinte,- er sprach aber zu-
gleich seine Vermutung aus, der Hydrant
werde sich bei der von ihm beabsichtigten
baldigen Prüfung wohl schwerlich als brauchbar erweisen, denn
er sei nack dem übereinstimmenden Urteil zweier Fachleute ein
ganz trauriger Murx.

Fridolin Arglos hatte es kaum gesprochen, als der Direktor
einen blauroten Kopf bekam, kullernd wie ein gereizter Truthahn
den Gang hinunterrannte und die Tür hinter sich zuschlug. Als
sich Fridolin von seiner größten Bestürzung erholt hatte, eilte er
ins Büro Brindlingers, erzählte ihm den ganzen Vorfall und
bat ihn um Aufklärung des Rätsels. Aber der Ingenieur brack
in ein so unbändiges Gelächter aus, daß er schier keine Luft mehr
kriegte, und Fridolin ihm den Rücken klopfte, weil er das Schlimmste
befürchtete. Brkndlinger beruhigte sich aber allmählich, und mit dem
Schnupftuch die Tränen abwischend stieß er hervor: „Raa, so a
Viecherei! Da ham S' was Schön's ang'stellt, mei' Liawa!
Den Hydrant' auf der Südseit'n hat ja unser Alter konstruiert!"
Und er begann auf's neue zu schnauben und zu prusten, plötzlich
aber fragte er: „ Und wassag'nS'nachazu dem andern Hydrant'n?
Zu dem auf der Vordseit'n?" Fridolin Arglos bekannte, daß er
zwar auch diesen noch nickt gesehen habe,
daß er aber mit Genehmigung des Herrn
Betriebsingenieurs die Prüfung als
nickt vordringlich zurückstellen wolle,
weil nämlich dieser Hydrant nach zwie-
fachem fachmännischen Urteil ein Ge-
lump sei.

Die Wirkung dieser Worte war
niederschmetternd. Die Stimme Brind-
lingers glich dem dumpfen Rollen aus
der Tiefe eines feuerspeienden Berges,
der im nächsten Augenblick losbrechen
wird, als er sagte: »Wisst n S', von
wem daß dieser Hydrant sein tut, junger

Herr? Der iS nämlich von mir!" Fridolin
Arglos stand eine Minute, als wäre er selber
zu einem Oberflurhydranten erstarrt,- dann
stürzte er in sein Zimmer und vergrub sich
in seine Arbeit. Er lernte aus dieser und dem
Rackdenken über seine jüngsten Erlebnisse
erstaunlich Vieles: Zum Ersten, daß sich die
Oberflurhydranten System pritschelmeier
und Brindlinger bei der ungesäumt vorge-
nommenen Untersuchung als die vorzüglich-
sten aller erwiesen,- wobei allerdings das
System des Direktors in einigen kleinen,
aber doch nicht zu übersehenden Punkten
jenem des Ableilungsingenieurs überlegen
war. Zum andern, daß, wenn auch der
Oberflurhydrant System pritschelmeier dem
Brindlknger'schen um besagte Kleinigkeit
voraus war, dafür dasFräuleinBrindlinger
das Fräulein pritschelmeier in Bezug auf
Dantschigkeit weit in den Schalten stellte.
Das wohllöbliche Stadtbauamt erkannte bei der entscheidenden
Sitzung, dank der besonders klaren Darstellung der Vorzüge des
pritschelmekerschen Hydranten, diesem den Preis zu und gab Anord-
nung zu seiner allgemeinen Einführung. Fridolin Arglos erreichte,
nicht ohne Zusammenhang mit diesen seinen Verdiensten, alsbald
seine feste Anstellung, während seinem hinterlistigen Konkurrenten
Fuxbichler wegen verschiedener, auck bei anderen Gelegenheiten
verübter Intrigantenstücklein dieStiefel vor die Tür gestellt wurden.
Als endlick zur stolzen Freude pritschelmeiers bei der feierlichen
Vorführung die Wasser seiner Hydranten aus dem Rohrstrang
der Hauptstraße in den Rinnstein rauschten, da stand sein erster
Hilfsarbeiter, der Abteilungsingenieur Brindlinger, ohne Groll
und Neid neben ihm,- was indessen doch nicht ganz allein seiner
tugendhaften Gesinnung zuzuschreiben war, indem daß er nämlich
auf dem drüberen Trottoir unter den Zuschauern sein blondes
Binchen sah, und zwar eingehängt in den Arm ihres Bräutigams,
des Referendars Fridolin Arglos. Hermann Franz

Die anspruchsvolle moderne Zeit
Zu Frau X, die Vorsteherin der
Kinderbewahranstalt ist, kommen die
Schwestern und bitten um neue Stroh-
säcke. Als Antwort erhalten sie: »Ach
was, jetzt sind die Strohsäck' 25 Jahr'
gut genug gewesen, auf einmal sollen
sie schlecht sein!"

Vermutung

Tänzer, im Kränzchen: »Was mag
Ihnen fehlen, Fräulein Kamilla, Ihr
Knie ist so blaß?"

Scherenschnitt von Irmingard Straub

153
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Scherenschnitt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Straub, Irmingard
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Scherenschnitt
Affen <Motiv>
Gorilla <Motiv>
Fass
Arm <Motiv>
Schlüssel <Motiv>
Buch <Motiv>
Rechtswissenschaft

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 168.1928, Nr. 4312, S. 153

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