forschte Basedow erleuchteten Auges. —
„Sebastian." - „Ab!" unterbrach ibn
der Detektiv triumpbierend.
„Nichts ab. Sebastian Siroeco heiße
ich." — „Das tut nichts. Sie heißen
Sebastian und damit basta."
Basedow zog das rote Plakat aus der
Tasche. „Sie sind groß und schlank?"fragte
er streng. „Nein, Herr. Klein und dick."
„Kann Verstellung sein. Weiter.
Blondes Haar?" - „Schwarzes Haar,
Herr."
„Kann gefärbt sein. Weiter. Haben
Sie einen blauen Anzug?" — „Nein,
Herr." — „Gelbe Schuhe? Braune
Strümpfe? — Silbernes Zigaretten-
etui und Paß auf Namen Neuntöter?" - „Nein,
Herr." — „Stimmt. Sie sind es. Sie haben
haargenau das nicht, was auf dem Signalement
steht. Kein Zweifel möglich. Lauter Indizien.
Außerdem heißen Sie Sebastian. Sie sind ver«
hastet."
Dem dicke» Wirt wurde die Sache zu dumm.
Er trat drei Schritte zurück. Drückte auf einen
Knopf. Eine Falltür öffnete sich. Basedow warf
die Hände in die Höbe und stürzte mit einem wuch-
tigen Fluch auf den Lippen in die Tiefe.
Basedow fiel weich. Er kam auf eine Matratze
zu liegen, die der Wirt für betrunkene und streit-
süchtige Gäste unter der Falltür ausgestellt hatte.
Aber es lag noch einer auf der Matratze. Ein
großer fremder Herr. Er schlief.
„Entschuldigen Sie schon, Herr Nachbar,"
tupfte ihm der Detektiv auf den Rücken, „ich bin
der Basedow. Mit wem habe ich das Vergnügen? "
„Sebastian Neuntöter, falls Sie schon von
mir gehört haben."
Auf sprang Basedow. Suchte nach einer Waffe.
Vergeblich. Er mußte sie reinweg daheim ver-
geffen haben.
„Herr!" schrie er trotzdem mutig, „Hände hoch
oder ich schieße!"
Und er zückte in der Dämmerung eine Zigarre
und hielt sie dem Doppelmörder vor die Brust.
Sebastian Neuntöter, vollkommen verblüfft vor
so viel Dummheit, ergab sich. Hielt seine gekreuz-
ten Hände hin.
„Einen Augenblick," suchte der Detektiv wieder
vergeblich, „haben Sie vielleicht ein biffel Bind-
faden bei sich?"
Sebastian griff in die Tasche und brachte ein
altes Drahtseil zum Vorschein. Dabei fielen drei
Trommelrevolver, vier Bomben und zwei Meffer
zu Boden. Basedow nahm das Seil, band den
Verbrecher,führte ihn im wohlwollenden Gespräch
in das Gefängnis und sein Ruhm war wieder-
um einen neuen, schwere» Fall vermehrt.
I) 1 6 8 eil a u k e 1
Wohl seh ich den Faller im bunten Geschmeid
Von Blume zu Blume gaukeln,
Er krillt den Mund, der sich heut ihm bot
Und fliegt in die sonnigen Weiten.
Wohl seh ich ein Mädchen im lichte» Kleid
Mit leichten Sinnen sich schaukeln -
Heut wirft sie viel Rosen purpurrot
Und Blicke nach allen Seiten.
Es kam der Frühling wohl in das Land,
Wenn nicht alle Zeichen trügen -
An einer düsteren Stelle nul-
lst Schnee und Eis liegen geblieben.
Lot hario
Voreilig
„Ihre Katze hat meinen Kanarien-
vogel gefressen!"
„So was tut meine Katze nicht!"
„Freut mich, daß es eine andere war:
ich habe sie nämlich totgeschlagen!"
Carut
In Iglau, der schlimmsten Theater-
provinz, singt Carutto. Tenoristisch. „Ich
liebe dich," kam eines Tages eine Ig-
lauerin zu ihm. „Meinst du es auch ernst,
o Mädchen ?" sah ihr Carutto tief prüfend
in die Augen, „oder willst du mich nur
umsonst singen hören?"
Bedenklich
Die Gnädige sagt zum neue» Dienstmädchen: „Hören Sie, Anna, wenn Sie sehr
ehrlich sind und niemals Schmumachen bei Ihren Einkäufen, werde ich Ihnen monat-
lich fünf Mark extra geben!" — Und Anna antwortet: „Na schön, ich werde mir
Ihren Vorschlag mal durch den Kopf gehen lasten ..."
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„Sebastian." - „Ab!" unterbrach ibn
der Detektiv triumpbierend.
„Nichts ab. Sebastian Siroeco heiße
ich." — „Das tut nichts. Sie heißen
Sebastian und damit basta."
Basedow zog das rote Plakat aus der
Tasche. „Sie sind groß und schlank?"fragte
er streng. „Nein, Herr. Klein und dick."
„Kann Verstellung sein. Weiter.
Blondes Haar?" - „Schwarzes Haar,
Herr."
„Kann gefärbt sein. Weiter. Haben
Sie einen blauen Anzug?" — „Nein,
Herr." — „Gelbe Schuhe? Braune
Strümpfe? — Silbernes Zigaretten-
etui und Paß auf Namen Neuntöter?" - „Nein,
Herr." — „Stimmt. Sie sind es. Sie haben
haargenau das nicht, was auf dem Signalement
steht. Kein Zweifel möglich. Lauter Indizien.
Außerdem heißen Sie Sebastian. Sie sind ver«
hastet."
Dem dicke» Wirt wurde die Sache zu dumm.
Er trat drei Schritte zurück. Drückte auf einen
Knopf. Eine Falltür öffnete sich. Basedow warf
die Hände in die Höbe und stürzte mit einem wuch-
tigen Fluch auf den Lippen in die Tiefe.
Basedow fiel weich. Er kam auf eine Matratze
zu liegen, die der Wirt für betrunkene und streit-
süchtige Gäste unter der Falltür ausgestellt hatte.
Aber es lag noch einer auf der Matratze. Ein
großer fremder Herr. Er schlief.
„Entschuldigen Sie schon, Herr Nachbar,"
tupfte ihm der Detektiv auf den Rücken, „ich bin
der Basedow. Mit wem habe ich das Vergnügen? "
„Sebastian Neuntöter, falls Sie schon von
mir gehört haben."
Auf sprang Basedow. Suchte nach einer Waffe.
Vergeblich. Er mußte sie reinweg daheim ver-
geffen haben.
„Herr!" schrie er trotzdem mutig, „Hände hoch
oder ich schieße!"
Und er zückte in der Dämmerung eine Zigarre
und hielt sie dem Doppelmörder vor die Brust.
Sebastian Neuntöter, vollkommen verblüfft vor
so viel Dummheit, ergab sich. Hielt seine gekreuz-
ten Hände hin.
„Einen Augenblick," suchte der Detektiv wieder
vergeblich, „haben Sie vielleicht ein biffel Bind-
faden bei sich?"
Sebastian griff in die Tasche und brachte ein
altes Drahtseil zum Vorschein. Dabei fielen drei
Trommelrevolver, vier Bomben und zwei Meffer
zu Boden. Basedow nahm das Seil, band den
Verbrecher,führte ihn im wohlwollenden Gespräch
in das Gefängnis und sein Ruhm war wieder-
um einen neuen, schwere» Fall vermehrt.
I) 1 6 8 eil a u k e 1
Wohl seh ich den Faller im bunten Geschmeid
Von Blume zu Blume gaukeln,
Er krillt den Mund, der sich heut ihm bot
Und fliegt in die sonnigen Weiten.
Wohl seh ich ein Mädchen im lichte» Kleid
Mit leichten Sinnen sich schaukeln -
Heut wirft sie viel Rosen purpurrot
Und Blicke nach allen Seiten.
Es kam der Frühling wohl in das Land,
Wenn nicht alle Zeichen trügen -
An einer düsteren Stelle nul-
lst Schnee und Eis liegen geblieben.
Lot hario
Voreilig
„Ihre Katze hat meinen Kanarien-
vogel gefressen!"
„So was tut meine Katze nicht!"
„Freut mich, daß es eine andere war:
ich habe sie nämlich totgeschlagen!"
Carut
In Iglau, der schlimmsten Theater-
provinz, singt Carutto. Tenoristisch. „Ich
liebe dich," kam eines Tages eine Ig-
lauerin zu ihm. „Meinst du es auch ernst,
o Mädchen ?" sah ihr Carutto tief prüfend
in die Augen, „oder willst du mich nur
umsonst singen hören?"
Bedenklich
Die Gnädige sagt zum neue» Dienstmädchen: „Hören Sie, Anna, wenn Sie sehr
ehrlich sind und niemals Schmumachen bei Ihren Einkäufen, werde ich Ihnen monat-
lich fünf Mark extra geben!" — Und Anna antwortet: „Na schön, ich werde mir
Ihren Vorschlag mal durch den Kopf gehen lasten ..."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Bedenklich"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 168.1928, Nr. 4316, S. 197
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg