die Edelpflanze ausriß und de», Unkraut Luft machte. An den
Rosen schnitt er täglich herum, bis eines Tages die Veredlungs-
stelle seinem Messer erlag. Dafür wuchsen Muttere Radieschen präch-
tig ins Kraut und blühten neben dem Salat überraschend schnell.
Die Bohnen fraßen die Schnecken und die zur Vertilgung dieses Un-
geziefers in den Garten gesetzten Enten verschnabulierten lustig den
ganzen Spinat. Blieb noch der Abend in der trauten Iasminlaube.
Leider war kein Jasmin da, sonder» nur wilder Wein. Und der war
eingegangen. So saßen sie zwischen lmtiqe», schwarzen Stengeln,
Kundert Spatzen lärmten, die frischgedüngte» Felder rochen und von
den Gütern drang statt fröhlicher Dreschflegel das Motorsurren der
landwirtschaftlichen Maschinen. Hunderte von Mücken und Stech-
fliegen gaben sich in der Laube ein Stelldichein und holten sich von
Otto und Ottilie Nahrung für die ganze Woche.
Was aber Otto und Ottilie für die ganze Woche selbst an Nahrung
brauchten, mußten sie aus der Stadt schicken lassen. Selbst Butter
war auf dem Lande schwer zu bekommen. Die eigenen Hühner fraßen
sich dick und fett, ohne Eier zu legen und als Otto sich die theoretisch
besten Leghühner als Kücken kommen ließ, wurden aus dem Dutzend
Kücken elf Hähne und eine Henne. Die Henne fraß der Hund und
die elf Hähne die Katze.
Da beschlossen Otto und Ottilie, ihre Sonntage wenigstens in der
naben Stadt zu verbringe».
Dort gab es Kino, Musik, Theater, Geselligkeit und bunte Aus-
lagen der Geschäfte. Wenn man sich vorstellt, daß die Städter das
alle Tage haben! Wie beneidenswert sie doch sind! Sie aber mußten
die kurzen Freude» der Stadt immer mit einer äußerst umständlichen
Fahrt bezahlen.
„Warle nur »och einige Jahre/' tröstete da oft Otto seine Ottilie,
„dann wird die Bahn vielleicht bis zu uns verlängert oder ein Autobus
fährt durch. Vielleicht bekommen wir sogar ein Kino und eine Stra-
ßenbahn. Dann wird auch unser Ort eine richtige, kleine Stadt."
Nur weil die Erinnerung alles verklärt, wird
die alte Zeit stets als gute verehrt. o.E. W.
Falsch ausgefaßt
„Sie sollen 's gut bei mir haben, Köchin!
Ich werde Sie behandeln wie meinesgleichen!"
„Waren gnädige Frau früher auch Köchin?"
Der wohlmeinende Buchhändler
„Welchen von den beiden Liebesbriefstellern
empfehlen Sie mir?" — „Keinen! Bleibe»
Sie ledig, junger Mann!"
Splitter
Das Laster imponiert den Menschen mehr
wie die Tugend, es ist auch kostspieliger als diese.
Eine Frau ist leichter aus unserem Herzen
als aus unserer Tasche zu bannen.
Je weniger Kopf einer bat, desto öfters setzt
er ihn auf. e„.
Humor ist für manchen die Balancierstange
auf dem dünnen, schwankenden Seil des Lebens.
Das kurze Kleid. Gattin: „Ich muß ein neues Kleid haben, Mann!"
Professor (sic zerstreut betrachtend): Stimmt! Aus diesem bist du herausgewachsen!
Anspruchsvoll
„Ich möchte noch einmal zwanzig sein!"
„Du bist 's doch schon dreimal, Tante!"
Ahnungslos
„Ihr Sohn besucht schon das fünfte Semester die Universität?
Was studiert er denn eigentlich?" - „Ja! Wenn wir das wüßten!"
Die Lantbippe
„Weil du heute i» den Verein gehst, will ich dir ausnabnisweise
den Hausschlüssel geben - sorge aber, daß du vor Toresschluß wieder
dakeim bist, sonst hast du ihn zum letzten Mal gehabt!"
Hellseben
In der Trambahn sitzt ein Mann. Zweieinhalb Zentner Lebend-
gewicht, dreifaches Doppelkinn, fünffach beuhrkettet, Ringe, Schlipe-
nadel. Der Mann gegenüber starrt mit offenem Munde.
Da wird der Dicke wild.
„Was guggense eegahl so hier rihber? Haltense mich verleichd sihr
ä Nihlfährd, was?"
„Nein. Aber für 'nen Gedankenleser."
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Rosen schnitt er täglich herum, bis eines Tages die Veredlungs-
stelle seinem Messer erlag. Dafür wuchsen Muttere Radieschen präch-
tig ins Kraut und blühten neben dem Salat überraschend schnell.
Die Bohnen fraßen die Schnecken und die zur Vertilgung dieses Un-
geziefers in den Garten gesetzten Enten verschnabulierten lustig den
ganzen Spinat. Blieb noch der Abend in der trauten Iasminlaube.
Leider war kein Jasmin da, sonder» nur wilder Wein. Und der war
eingegangen. So saßen sie zwischen lmtiqe», schwarzen Stengeln,
Kundert Spatzen lärmten, die frischgedüngte» Felder rochen und von
den Gütern drang statt fröhlicher Dreschflegel das Motorsurren der
landwirtschaftlichen Maschinen. Hunderte von Mücken und Stech-
fliegen gaben sich in der Laube ein Stelldichein und holten sich von
Otto und Ottilie Nahrung für die ganze Woche.
Was aber Otto und Ottilie für die ganze Woche selbst an Nahrung
brauchten, mußten sie aus der Stadt schicken lassen. Selbst Butter
war auf dem Lande schwer zu bekommen. Die eigenen Hühner fraßen
sich dick und fett, ohne Eier zu legen und als Otto sich die theoretisch
besten Leghühner als Kücken kommen ließ, wurden aus dem Dutzend
Kücken elf Hähne und eine Henne. Die Henne fraß der Hund und
die elf Hähne die Katze.
Da beschlossen Otto und Ottilie, ihre Sonntage wenigstens in der
naben Stadt zu verbringe».
Dort gab es Kino, Musik, Theater, Geselligkeit und bunte Aus-
lagen der Geschäfte. Wenn man sich vorstellt, daß die Städter das
alle Tage haben! Wie beneidenswert sie doch sind! Sie aber mußten
die kurzen Freude» der Stadt immer mit einer äußerst umständlichen
Fahrt bezahlen.
„Warle nur »och einige Jahre/' tröstete da oft Otto seine Ottilie,
„dann wird die Bahn vielleicht bis zu uns verlängert oder ein Autobus
fährt durch. Vielleicht bekommen wir sogar ein Kino und eine Stra-
ßenbahn. Dann wird auch unser Ort eine richtige, kleine Stadt."
Nur weil die Erinnerung alles verklärt, wird
die alte Zeit stets als gute verehrt. o.E. W.
Falsch ausgefaßt
„Sie sollen 's gut bei mir haben, Köchin!
Ich werde Sie behandeln wie meinesgleichen!"
„Waren gnädige Frau früher auch Köchin?"
Der wohlmeinende Buchhändler
„Welchen von den beiden Liebesbriefstellern
empfehlen Sie mir?" — „Keinen! Bleibe»
Sie ledig, junger Mann!"
Splitter
Das Laster imponiert den Menschen mehr
wie die Tugend, es ist auch kostspieliger als diese.
Eine Frau ist leichter aus unserem Herzen
als aus unserer Tasche zu bannen.
Je weniger Kopf einer bat, desto öfters setzt
er ihn auf. e„.
Humor ist für manchen die Balancierstange
auf dem dünnen, schwankenden Seil des Lebens.
Das kurze Kleid. Gattin: „Ich muß ein neues Kleid haben, Mann!"
Professor (sic zerstreut betrachtend): Stimmt! Aus diesem bist du herausgewachsen!
Anspruchsvoll
„Ich möchte noch einmal zwanzig sein!"
„Du bist 's doch schon dreimal, Tante!"
Ahnungslos
„Ihr Sohn besucht schon das fünfte Semester die Universität?
Was studiert er denn eigentlich?" - „Ja! Wenn wir das wüßten!"
Die Lantbippe
„Weil du heute i» den Verein gehst, will ich dir ausnabnisweise
den Hausschlüssel geben - sorge aber, daß du vor Toresschluß wieder
dakeim bist, sonst hast du ihn zum letzten Mal gehabt!"
Hellseben
In der Trambahn sitzt ein Mann. Zweieinhalb Zentner Lebend-
gewicht, dreifaches Doppelkinn, fünffach beuhrkettet, Ringe, Schlipe-
nadel. Der Mann gegenüber starrt mit offenem Munde.
Da wird der Dicke wild.
„Was guggense eegahl so hier rihber? Haltense mich verleichd sihr
ä Nihlfährd, was?"
„Nein. Aber für 'nen Gedankenleser."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das kurze Kleid"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 168.1928, Nr. 4320, S. 248
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg