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nichi durä, heimische, dem Landvolk geläufige, ersetzen solle, als etwa
A wie Alisi, B wie Blasi,... I wie Irgei, . . . N wie Nazi,.. .
V wie Venturi u. s. w. Aber es zeigte sich bald, dasi die Bauern
begreisticherweise die Vornamen ihrer eigenen Kinder zum Buchsta-
bieren bevorzugten, und da manche Väter mehrere Kinder mit Namen
gleichen Ansangsbuchstabens besaßen, kam bei ihnen das übrige
Alphabet zu kurz, ganz abgesehen davon, daß ein jedes Kind seinen
Vornamen zum Buchstabieren gebraucht sehen wollte und aus der
Unmöglichkeit der Erfüllung dieses Wunsches Gestenn, Balgerei und
häuslicher Unfriede erwuchs. Lunglmeier gelangte daher zu der An-
schauung, bei Anpaffung der
Buchstabiertasel an die länd-
lichen Bedürsniffe nicht auf
halbem Wege stehen bleiben zu
sollen und entschied sich dafür,
für jeden Erwerbszweig eine
eigene Buchstabiertafel auf-
zustellen. BereitsalsderKam-
merschauspieler Radler seine
Ankunft zum Sommerausent-
balt anmeldete, und die obere
Wirtin, der Lunglmeier das
Telegramm allsogleich zu-
sprach, den Namen nicht sofort
oerstand, buchstabierte er: „R
wie Rostbraten, A wie Andi-
fisalat, D wie Dampfdudl, L
wie Leberknödl, E wie Erb-
sensupp'n, R wie Rohrnudl.

Hams mi' verstand'»?" Und
die obere Wirtin batte den
erfindungsreichen Lunglmeier
nicht nur glänzend verstanden,
sondern als fie gleich drauf
den Kramerpauli anklingelte,
um ihm zu sagen, daß er am
Abend mit seinem Wagerl
dem Herrn Radler sein Ge-
päck aus der Bahn holen solle,
verdolmetschte sie ihm den
Namen mit der dem Kramer
auf den Leib geschriebenen
Buchstabiermethode: „R wie
Radi, A wie Anguilotti, D
wie Dreikönigsknastcr, L wie
Limburger, E wie Essiggurken, R wie
Rollmops." Lunglmeier, der am Um-
schalter mithörte, strahlte vor Vergnü-
gen über diesen Erfolg. Und er hatte
alle Ursache dazu; denn binnen kurzem
hatte sich sein leicht faßliches Verfahren
so allgemein beliebt gemacht, daß sich
nur um der Freude am lustige» Buch-
stabieren willen ein Telefonverkehr in
Lustivogelbach entwickelte, der i» seiner
Lebhaftigkeit der Deutschen Reichspost

Der Schwerenöter

„Sehen S' Fräulein, bei einer so hübschen Wienerin wie Sie eine
sind, da bekommt man unwillkürlich Anschlußgedanken!"

8 O M M E R

Nun steigt aus Silbernehein
das weite Land in Grün und Gold empor:
und Feuergarben biedren
wie Meereswogen durch des Lichtes Tor.

Taufeuchte Wälder rausdien
ein Lied von Herrlichkeit und Sonnenschein.

Was bleibt dir. Herz, als Schauen -
andächtig Schaun und schweigend glücklich

sein.

fetten Ertrag brachte. Der Speditör Kinshofer buchstabierte u. a.
R wie Radschub, B wie Blachenwagen, W wie Wagenschmier, der
Bäcker Scmmerl A wie Anislaibl, B wie Bandnudl, M wie Mehl-
wurm, 0 wie Darweckl, S wie Salzbretz'n, und der Metzger Stei-
grnberger B wie Blunzn, D wie Dünng'selchte, L wie Leberkaas,
W wie Weißwurscht. Der Laßl Blasi, Daubenmerkl und Stoamaßl
erläuterten B wie Buttermilli, G wie Goaöbock, 0 wie Odelfaß,
der Schandari fand paffende Ausdrücke in G wie Galgenvogl, R
wie Rastlbinder, Z wie Zeiserlwag'n, und die Zenzi vom ober« Wirt
prägte sich ein eigenes Kellnerinnenalpbabet B wie Bierfilzl, F wie

Feranda, S wie Salzbürl,
Z wie Zindhölzl. Ja sogar
der Wirtshausl ward vom
allgemeinen Eifer angesteckt
und buchstabierte F wie Frem-
denstall, E wie Closetpapier,
T wie Trinkgeld und W wie
Wirbürschtl.

Ein einziger stand diesem
unerhörten Aufschwung des
Telefons in Lustivogelbach mit
Mißgunst gegenüber, Kuno
Molch, der Postinspektor und
Vorsteher des Postamts. Der
Erfolg seines Untergebenen
Laver Lunglmeier erfüllte sein
Herz mit Neid und Rache-
gedanken. Er setzte sich bin,
verfaßte eine Anzeige, wo-
rinnen er den Postsekretär
Lunglmeier der Mißachtung
von der hoben Stelle erlassener
Vorschriften in punkroBuch-
stabiertafel beschuldigte, und
schickte die finstere Schrift
nach Berlin.

In Berlin war man, als
der Bericht über das eigen-
mächtige Vorgehen des Post-
sekretärs Lunglmeier einlang-
te, sprachlos. Ein Münchner
Kommiffar ward alsbald nach
Lustivogelbach abgeordnel.

Was er feststellte, wareine
in beifpiellosemAufblühen be-
griffene Telefonanlage mit einem Ver-
kehr pro Kopf dieser ländlichen Bevöl-
kerung, deffen sich selbst die statistischen
Ziffern der ReichSbauptstadt nicht rüh-
men konnten. Und das alles dank der
Hingabe und der allerdings nicht streng
der Vorschrift entsprechenden, in ihren
Auswirkungen aber ausgezeichneten
Buctiftabiertafel Paver Lunglmeiers.
Der Bericht des Kommissars fiel dem-
entsprechend aus, und die Folge war,

W. v. A.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Schwerenöter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stubenrauch, Hans
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 168.1928, Nr. 4324, S. 292

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