A n die Pessimisten
Wüste
Wüsteste Wüste. Zwischen Kamelen, Kro-
kodilen und Kannibalen. Wallt ein weifter
Missionar daher. „Laßt euch taufen." Kommt
Wuschi-Wuschi. Mit seinen vier Frauen.
„Taufe uns!" Will der weiße Missionar nicht:
„Christen dürfen nur eine Frau haben."
Wackelt Wuschi-Wuschi wieder ab. Mit
seinen vier Frauen.
Kommt nach einer Woche wieder. Diesmal
mit nur einer Frau.
„Taufe uns!"
Fragt der Missionar: „Und wo sind deine
drei anderen Frauen?" Wetzt sich Wuschi-
Wuschi de» Mund: „Gefressen." 3. .tj. tx.
Praktische Verwendung
„Ihr Klemmer bat eine zu starke Feder!
Der preßtIhnen ja die ganze Nase zusammen!"
„Freilich! Den setze ich nur beim Fischessen
auf, weil ich Fisch nicht riechen kann!"
Das einsame Lied
Die Sonne muß versinken.
Das Lehen rinnt und flieht.
Herr Bruder, laßt uns trinken
Und singt das einsam Lied!
Wie soll das Lied anheben?
Es ist kein lustig Stück:
Dahin fährt unser Leben.
Läßt trauernd uns zurück.
Es fließt ein Brünnlein klare
Bis in den Bodensee;
Eh ich zur Heimat fahre,
Schlaf ich im Winterschnee.
Mein Herz ist mir erfroren,
Weiß nicht mehr hin noch her.
Den Weg hab ich verloren
Und find ihn nimmermehr.
Kurt Siemers
Das Nichts ist euch der Inhalt alles Lebens,
Und diese Lehre dünkt euch groll und wichtig;
Doch sie ist krank und altersschwach und gichtig.
Ist auch der Tod das Ende alles Strebens,
So war es doch nicht zwecklos und vergebens;
Das Leben wird dadurch nicht schal und nichtig.
Und bleibt uns dunkel viel und undurchsichtig,
Es ist ein Schatz an Rätseln, wert des Hebens.
Wollt ihr Nirwanas dunkle Todesschatten
Schon auf der Erde grüne Fluren legen?
Soll meide unser Sonnenflug ermatten,
Nicht frische Jugend froh die Schwingen regen?
Nein, geht mit eurer Weisheit, eurer satten,
Wir wollen junge Bliitenträume hegen!
Hei nridi Molenaar
Mirakel
Man redet über Spiritismus, Okkultismus,
Telepathie, Wunderglauben usw. Schwertfeger
legt sich mächtig ins Zeug: „Ganz dunkel war 's
in dem Zimmer, und wir saßen um eine» kreis-
förmigen Tisch und bildeten die Händekette. Und
auf einmal ist ein Klopfen zu hören, ein ganz
deutliches Klopfen, rhythmisch, so eins - zwei,
eins - zwei. Und es kam von der Wand her,
und kein Mensch war da. Ein Wunder! Wirklich
ein Wunder!"
Sagt Öbmichen: „So was bab' ich auch mal
erlebt. Denkt euch, ich sitze am Schreibtisch, so
gegen halb zehn Uhr morgens, und auf einmal
fängt 's draußen an der Hauswand an zu klop-
fen. Ganz furchtbar zu klopfe». Und ich habe
einen mächtigen Schreck gekriegt, ordentlich ge-
zittert habe ich, so unheimlich war das. Eins
- zwei, eins — zwei. Und dann bin ich ans
Fenster getreten und habe nachgeschaut — da
waren es die Maurer, die haben den Putz von
der Wand geschlagen." Schreit die ganze Ge-
sellschaft; „Aber Herr Ohmichen, das ist doch
kein Wunder!" - „Nickt? Da kennen Sie
meinen Hauswirt schlecht. Seit siebzehn Jahren
hatte er nichts machen lassen!"
Lakonisch
„Sie haben auf Ihre alten Tage noch eine
Frau genommen? Was sagen denn Ihre Enkel-
Kinder dazu?" - „Großmutter?"
Nack der Italienreise
„Woher rühren die entzündeten Stellen
an Ihrem Arm?"
„Von einer italienischen Nackt." — „Lam-
pion auf Sie berabgefallen?" - „Nein, in
Pisa von den Wanzen zerstochen worden!"
Wüste
Wüsteste Wüste. Zwischen Kamelen, Kro-
kodilen und Kannibalen. Wallt ein weifter
Missionar daher. „Laßt euch taufen." Kommt
Wuschi-Wuschi. Mit seinen vier Frauen.
„Taufe uns!" Will der weiße Missionar nicht:
„Christen dürfen nur eine Frau haben."
Wackelt Wuschi-Wuschi wieder ab. Mit
seinen vier Frauen.
Kommt nach einer Woche wieder. Diesmal
mit nur einer Frau.
„Taufe uns!"
Fragt der Missionar: „Und wo sind deine
drei anderen Frauen?" Wetzt sich Wuschi-
Wuschi de» Mund: „Gefressen." 3. .tj. tx.
Praktische Verwendung
„Ihr Klemmer bat eine zu starke Feder!
Der preßtIhnen ja die ganze Nase zusammen!"
„Freilich! Den setze ich nur beim Fischessen
auf, weil ich Fisch nicht riechen kann!"
Das einsame Lied
Die Sonne muß versinken.
Das Lehen rinnt und flieht.
Herr Bruder, laßt uns trinken
Und singt das einsam Lied!
Wie soll das Lied anheben?
Es ist kein lustig Stück:
Dahin fährt unser Leben.
Läßt trauernd uns zurück.
Es fließt ein Brünnlein klare
Bis in den Bodensee;
Eh ich zur Heimat fahre,
Schlaf ich im Winterschnee.
Mein Herz ist mir erfroren,
Weiß nicht mehr hin noch her.
Den Weg hab ich verloren
Und find ihn nimmermehr.
Kurt Siemers
Das Nichts ist euch der Inhalt alles Lebens,
Und diese Lehre dünkt euch groll und wichtig;
Doch sie ist krank und altersschwach und gichtig.
Ist auch der Tod das Ende alles Strebens,
So war es doch nicht zwecklos und vergebens;
Das Leben wird dadurch nicht schal und nichtig.
Und bleibt uns dunkel viel und undurchsichtig,
Es ist ein Schatz an Rätseln, wert des Hebens.
Wollt ihr Nirwanas dunkle Todesschatten
Schon auf der Erde grüne Fluren legen?
Soll meide unser Sonnenflug ermatten,
Nicht frische Jugend froh die Schwingen regen?
Nein, geht mit eurer Weisheit, eurer satten,
Wir wollen junge Bliitenträume hegen!
Hei nridi Molenaar
Mirakel
Man redet über Spiritismus, Okkultismus,
Telepathie, Wunderglauben usw. Schwertfeger
legt sich mächtig ins Zeug: „Ganz dunkel war 's
in dem Zimmer, und wir saßen um eine» kreis-
förmigen Tisch und bildeten die Händekette. Und
auf einmal ist ein Klopfen zu hören, ein ganz
deutliches Klopfen, rhythmisch, so eins - zwei,
eins - zwei. Und es kam von der Wand her,
und kein Mensch war da. Ein Wunder! Wirklich
ein Wunder!"
Sagt Öbmichen: „So was bab' ich auch mal
erlebt. Denkt euch, ich sitze am Schreibtisch, so
gegen halb zehn Uhr morgens, und auf einmal
fängt 's draußen an der Hauswand an zu klop-
fen. Ganz furchtbar zu klopfe». Und ich habe
einen mächtigen Schreck gekriegt, ordentlich ge-
zittert habe ich, so unheimlich war das. Eins
- zwei, eins — zwei. Und dann bin ich ans
Fenster getreten und habe nachgeschaut — da
waren es die Maurer, die haben den Putz von
der Wand geschlagen." Schreit die ganze Ge-
sellschaft; „Aber Herr Ohmichen, das ist doch
kein Wunder!" - „Nickt? Da kennen Sie
meinen Hauswirt schlecht. Seit siebzehn Jahren
hatte er nichts machen lassen!"
Lakonisch
„Sie haben auf Ihre alten Tage noch eine
Frau genommen? Was sagen denn Ihre Enkel-
Kinder dazu?" - „Großmutter?"
Nack der Italienreise
„Woher rühren die entzündeten Stellen
an Ihrem Arm?"
„Von einer italienischen Nackt." — „Lam-
pion auf Sie berabgefallen?" - „Nein, in
Pisa von den Wanzen zerstochen worden!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Irrtum"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 168.1928, Nr. 4325, S. 304
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg