Zeichnung von M. Claus
„Ach, Linrich, du wirst doch nich' Geld för mi utgewen!"
„Geld heww ick nich'. Ick dacht, du Heft."
Aus dem Sprechzimmer V»„«°»g
Der Bruder des praktischen Arztes
Dr. Spökenkieker hat ein gutgehendes
kleines Kaufhaus in Großschlawittchen und
ist selbst ein tüchtiger Verkäufer, der die
Kunden gut einzuwickeln versteht.
Seine Söhne, der 10 jährige Fritz und
der 8jährige Otto, sind einmal längere
Zeit in den Sommerferien zu Besuch bei
Dr. Spökenkieker. Der neue Betrieb in-
teressiert sie mächtig, und sie schnappen
allerlei aus der Praxis auf.
Einmal hörte der Doktor sie im Neben-
zimmer spielen. Otto kam herein. Fritz ging
hörbar auf und ab.
„Guten Tag, Lerr Doktor," sagte Otto.
„Na, wo fehlts denn?"
„Ach, Lerr Doktor, ich glaube, ich habe
ein Magengeschwür."
„Ansinn! Das bilden Sie sich ein."
„Za, aber die furchtbaren Schmerzen,
Leer Doktor."
„Lml Also krank scheinen Sie ja wirk-
lich zu sein. Darfs vielleicht was an der
Galle sein — da Hab' ich mehrere Artikel
am Lager."
„Also, Lerr Schlubbe," sagte der Arzt
zum Schluß, „Sie können 80 Jahre alt
werden, wenn Sie sich halten. Bloß eins
würde ich Ihnen dringend empfehlen:
trinken Sie Kognak, wenn Sie ihn schon nicht
ganz fortlaffen wollen, immer verdünnt."
„Ach, Lerr Doktor, das ist bei mir nicht
nötig. Wenn ich Kognak sehe, läuft mir
so schon immer das Wasser im Mund
zusammen."
Mildernder Umstand
„Der Angeklagte hat Sie doch be-
stochen, indem er Sie zu einer Flasche
Wein einlud."
„Aber er hat das meiste getrunken!"
Merkwürdige P u d e l g e s ch i ch t e n
Von Peter Robinson
Pudel sind sehr kluge Lunde, wie durch Dutzende altbekannter,
teils spaßhafter, teils rührender Geschichten bewiesen wird. Za,
oft ist ein Pudel klüger als sein Lerr.
Ich habe auch solch einen Pudel, einen schwarzen Pudel, der
mit seinem bürgerlichen Namen Cornelius heißt. Seinen ursprüng-
lichen adeligen Namen — er wurde nämlich nach seiner Geburt
in das Zucht- und Stammbuch der Pudel eingetragen, und darin
haben alle Pudel, weil sie damit ihre Lerkunft aus einem an-
erkannten Zwinger Nachweisen, adelige Namen — seinen ursprüng-
lichen Namen Kuno von der Kyburg hat er auf meinen Wunsch
ablegen müssen. Damit wollte ich aber keineswegs Abneigung
gegen den Adel bekunden. Es entsprach nur einer allgemeinen
Aebung; junge Lunde bekommen in der Regel, wenn sie ihr
Züchter verkauft hat, erst ihren Gebrauchsnamen, mit dem sie
dann aufwachsen und sich Liebe und Freundschaft erwerben. Manch-
mal sind es recht läppische, dumme Namen, die dem Lerrn des
52
Lundes wenig Ehre machen. Cornelius ist doch ein schöner, wür-
diger Name, nicht wahr?
Mein Nachbar Schachtelhalm hat auch einen Pudel, aber
einen weißen, der Prinz heißt, was ein etwas alberner Name
ist — wenigstens für mein Empfinden. Schachtelhalms Prinz ist
nicht so gescheit wie mein Cornelius, und das ist ganz in der
Ordnung, ja überhaupt selbstverständlich, denn die Lunde anderer
Leute sind — gerade so wie die Kinder — immer dümmer als die
eigenen. Prinz ist aber ein durchaus braver Pudel, ein Bieder-
hund, der seiner Zeit meinem zwei Jahre jüngeren Cornelius mit
Wohlwollen entgegen gekommen ist und ihn herzlich als engeren
Artgenossen begrüßt hat. Beide vertragen sich sehr gut; jedenfalls
stehen sie auf dem gleichen Weltanschauungsboden, und Politik
gibt es ja bei ihnen nicht.
Wer einen Lund hält, hat Verpflichtungen. Schachtelhalm
fühlt sich durch seinen Pudel aber mehr verpflichtet als ich, denn
„Ach, Linrich, du wirst doch nich' Geld för mi utgewen!"
„Geld heww ick nich'. Ick dacht, du Heft."
Aus dem Sprechzimmer V»„«°»g
Der Bruder des praktischen Arztes
Dr. Spökenkieker hat ein gutgehendes
kleines Kaufhaus in Großschlawittchen und
ist selbst ein tüchtiger Verkäufer, der die
Kunden gut einzuwickeln versteht.
Seine Söhne, der 10 jährige Fritz und
der 8jährige Otto, sind einmal längere
Zeit in den Sommerferien zu Besuch bei
Dr. Spökenkieker. Der neue Betrieb in-
teressiert sie mächtig, und sie schnappen
allerlei aus der Praxis auf.
Einmal hörte der Doktor sie im Neben-
zimmer spielen. Otto kam herein. Fritz ging
hörbar auf und ab.
„Guten Tag, Lerr Doktor," sagte Otto.
„Na, wo fehlts denn?"
„Ach, Lerr Doktor, ich glaube, ich habe
ein Magengeschwür."
„Ansinn! Das bilden Sie sich ein."
„Za, aber die furchtbaren Schmerzen,
Leer Doktor."
„Lml Also krank scheinen Sie ja wirk-
lich zu sein. Darfs vielleicht was an der
Galle sein — da Hab' ich mehrere Artikel
am Lager."
„Also, Lerr Schlubbe," sagte der Arzt
zum Schluß, „Sie können 80 Jahre alt
werden, wenn Sie sich halten. Bloß eins
würde ich Ihnen dringend empfehlen:
trinken Sie Kognak, wenn Sie ihn schon nicht
ganz fortlaffen wollen, immer verdünnt."
„Ach, Lerr Doktor, das ist bei mir nicht
nötig. Wenn ich Kognak sehe, läuft mir
so schon immer das Wasser im Mund
zusammen."
Mildernder Umstand
„Der Angeklagte hat Sie doch be-
stochen, indem er Sie zu einer Flasche
Wein einlud."
„Aber er hat das meiste getrunken!"
Merkwürdige P u d e l g e s ch i ch t e n
Von Peter Robinson
Pudel sind sehr kluge Lunde, wie durch Dutzende altbekannter,
teils spaßhafter, teils rührender Geschichten bewiesen wird. Za,
oft ist ein Pudel klüger als sein Lerr.
Ich habe auch solch einen Pudel, einen schwarzen Pudel, der
mit seinem bürgerlichen Namen Cornelius heißt. Seinen ursprüng-
lichen adeligen Namen — er wurde nämlich nach seiner Geburt
in das Zucht- und Stammbuch der Pudel eingetragen, und darin
haben alle Pudel, weil sie damit ihre Lerkunft aus einem an-
erkannten Zwinger Nachweisen, adelige Namen — seinen ursprüng-
lichen Namen Kuno von der Kyburg hat er auf meinen Wunsch
ablegen müssen. Damit wollte ich aber keineswegs Abneigung
gegen den Adel bekunden. Es entsprach nur einer allgemeinen
Aebung; junge Lunde bekommen in der Regel, wenn sie ihr
Züchter verkauft hat, erst ihren Gebrauchsnamen, mit dem sie
dann aufwachsen und sich Liebe und Freundschaft erwerben. Manch-
mal sind es recht läppische, dumme Namen, die dem Lerrn des
52
Lundes wenig Ehre machen. Cornelius ist doch ein schöner, wür-
diger Name, nicht wahr?
Mein Nachbar Schachtelhalm hat auch einen Pudel, aber
einen weißen, der Prinz heißt, was ein etwas alberner Name
ist — wenigstens für mein Empfinden. Schachtelhalms Prinz ist
nicht so gescheit wie mein Cornelius, und das ist ganz in der
Ordnung, ja überhaupt selbstverständlich, denn die Lunde anderer
Leute sind — gerade so wie die Kinder — immer dümmer als die
eigenen. Prinz ist aber ein durchaus braver Pudel, ein Bieder-
hund, der seiner Zeit meinem zwei Jahre jüngeren Cornelius mit
Wohlwollen entgegen gekommen ist und ihn herzlich als engeren
Artgenossen begrüßt hat. Beide vertragen sich sehr gut; jedenfalls
stehen sie auf dem gleichen Weltanschauungsboden, und Politik
gibt es ja bei ihnen nicht.
Wer einen Lund hält, hat Verpflichtungen. Schachtelhalm
fühlt sich durch seinen Pudel aber mehr verpflichtet als ich, denn
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Kavalier"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 179.1933, Nr. 4591, S. 52
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg