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(jcic^itung von E. Ccoljjanl

Osterhase Herbert Meier
Saß bekümmert im Getreide:
„Kegen soll icb wieder Eier!

Das ist wirklich eine Pleite.“

Während er von dannen hoppte,
Da hielt plötzlich freudig Mümmel-
Mann die Löffel hoch und stoppte.
„Das ist ne Idee, beim Himmel!“

Eine Emse saß am Wege.
Herbert Meier sprach: „Grüß Gott Sie!

Geht es voran, das Gelege?
Machen Sie auch richtig flott, Sie?“

Doch die Emse sprach beklommen:
„Meinen Sie die Ostereier?
Meine Zeit ist nicht gekommen,
Doch die Ihre, lieber Meier.“

„Wissen Sie denn noch nicht, Liebe,
Daß wir Hasen, sonst so fleißig,
Feme stehn dem Legbetriebe
1934?

„Daß sie uns des Festes Zierrat
Herzustellen untersagen ?

Daß dies Amt der große Tierrat
Ihrer Sippe übertragen?“

„Servus!“ sprach die Emsendame,
ünd sie lief zu den Verwandten,
Legte eifrig zur Reklame,
Eifrig legten alle Tanten.

Geberall am Waldesrande
Türmten sich die Eierhaufen.
Ach, das war im ganzen Lande
Ein geschäftges Ameislaufen!

Ostersonntag naht sich Meier,
Der von seinem Scherz entzückte,
Grinst: „Was legt ihr so viel Eier,
Ihr in den April Geschickte?“

Endlos war sein frecher Lacher.
Doch die Emsen wurden heftig,
Liefen zum Kalendermacher
ünd beschwerten sich dort kräftig.

Kleine Aprilgeschichten

Von GedanenstS

Graupel trifft Netteboom vor dem Schau-
fenster eines Ladens mit Äerrenhüten. Es ist
ein sehr feiner Laden, und die Preise sind
hoch. Netteboom ist empört. „Nun sehen Sie
mal den Zylinderhut! 25 Mark — das ist doch
toll! Der Äut müßte ja zwei Löcher haben,
für die Äörner. Denn wer sich den kauft, der
ist doch ein Ochse."

„Da haben Sie ganz recht," meint Graupel
verbindlich, und dann gehe» sie zusammen
weiter. Nach einem Weilchen bemerkt Graupel:

„Aebrigens haben ja die Menschen Lörner;
das kann man beweisen."

„Quatsch!" erklärt Netteboom grob.

„Ja, ja — der Beweis ist bekannt; er
stammt von den ollen Sophisten, die ganz
verzwickte Spitzfindigkeiten ausgeheckt haben,
mittels des Kunstgriffs der Negation. Passen
Sie auf: Was man nicht verloren hat, das
hat man. Lörner hat der Mensch nicht ver-
loren. Also hat der Mensch Äörner."

„Das ist Blödsinn!" beharrt Netteboom.

„Freilich, freilich — ich will diesen Beweis
auch gar nicht verteidigen. Da wir aber gerade

vom Verlieren sprechen-ich kenne hier

ein Institut, wo man etwas Bestimmtes kriegen
kann, wenn man es noch nicht verloren hat.

Wenn man es aber einmal verloren hat, dann
kriegt man es nicht; dann zucken die Leute
die Achseln und weisen einen mehr oder min-
der höflich ab."

„Das gibt es nicht! Das ist dummes
Zeug I"

„Oho — Sie denken nur nicht nach, löerr
Netteboom. Strengen Sie mal Ihr Köpfchen
an! Aeberlegen Sie: Man kriegt es, wenn
man es noch hat; man kriegt es nicht, wenn
man es verloren hat. Was ist das?"

Netteboom schüttelt mißmutig den Kopf,
den er nicht anstrengen will. Aber da zeigt
Graupel über die Straße: „Bitte sehr — da
ist das Institut: der Städtische Vorschußverein. Da kriegt man
Kredit, wenn man welchen hat, und keinen, wenn man ihn verloren hat."

Gerade zum t. April find bei Schluder zwei Geschäftsfreunde
eingetroffen, die Vettern Grünstein, von denen Julius Grünstein in
Strupphagen und Moritz Grünstein in Plauzburg wohnt und gedeiht.

Schluder nimmt die Äerren aus den kleinen Städten in eine
Frübstücksstube mit und läßt einiges auftragen. Auch ein Gläschen
mit der Steigerung von Mixed Pickles ist dabei, dem sogenannten
Piccalilly. Das sind verflucht scharfe Sachen. Einige Paprikaschoten
sind dazwischen, doch die find natürlich nicht zum Genuß bestimmt.
Aber gerade diese roten Dinger stechen Julius Grünstein in die
Augen, und so fischt er sich eins heraus.

Schluder freut sich. „Ja, das ist was extra Delikates!" schnalzt
er und schiebt das Glas zu Moritz Grünstein, der sich nun auch solch
ein Schötchen angelt.

Julius Grünstein steckt die Paprikaschote in den Mund, macht

einige skaubewegungen-und da laufen ihm auch schon die

Tränen über die Wangen.

„Was ist denn los mit dir, Julius? Was weinste auf einmal?"
fragt Moritz Grünstein mißtrauisch und läßt die Gabel mit dem
bereits aufgespickten Schötchen wieder sinken.

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„Was ich wein'? Mir fiel der Onkel Nepomuk ein. Ich muß
immer weinen, wenn ich daran denk', wie er so jämmerlich hat
Pleite machen müssen."

Moritz Grünstein nickt bedauernd und steckt nun das Satans-
früchtchen in den Mund. O weh, wie rinnen jetzt ihm die Zähren!

„Nu, was hast denn jetzt du zu weinen?" erkundigt sich der
Vetter Julius höhnisch.

„Ich wein', weil du nicht auch Pleite gemacht hast!"

Spicgelberg und sein Schwager Kranewitt haben sich vor längerer
Zeit eine kleine Erbschaft teilen müssen. Nachher hat Kranewilt be-
hauptet, um einige hundert Mark zu kurz gekommen zu sein;
Spiegelberg hat das bestritten, und es sind häßliche Briefe ge-
wechselt worden.

Mitte März hat Kranewitt noch einmal einen saugroben Brief
geschrieben und mit einem Prozeß gedroht, wenn er nicht spätestens
am nächsten Ersten das Geld erhalte. Spicgelberg, der aus dem
Lande wohnt, hat gerade am Ersten in der Stadt zu tun und geht
zu Kranewitt ins Geschäft. Kranewitt ist nicht anwesend, denn es
ist gerade Mittagszeit; Spiegelberg hat das mit Bedacht so ein-
gerichtet.

„Tut mir leid, daß Ihr Prinzipal nicht da ist," sagt Spiegel-
berg zu dem jungen Mann, der ihn empfängt. „Ich bin nämlich sein
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ostern - 1. April"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 180.1934, Nr. 4626, S. 206

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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