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Zeichnung von K. Loltz

Die Rivalen „Seit ich verlobt bin, kann ich leider in unserm Fußballverein nicht mehr
mitmachen." — „Ihr Fräulein Braut will's wohl nicht haben, Lerr Schimmel?"

„Das weniger, aber einige frühere Verehrer meiner Braut sind im Verein — — ich
würde zu viele Fußtritte kriegen."

Leonidas der Geigenspieler

Nachricht zurück, daß die Firma, die den Fahrstuhl beaufsichtigte,
pleite gemacht habe. Aber der Diplomingenieur aus dem zweiten
Stocke habe sich erboten, die Angelegenheit in Ordnung zu bringen.
Diesem tüchtigen Manne gelang es auch, die Sache in Gang zu
setzen, aber leider nicht vollständig. Wir blieben wieder stecken, aber
diesmal zwischen Keller und Erdgeschoß.

„Ein schöner Ingenieur!" schimpfte Leonidas. „Nun können wir nicht
mal mehr Skat spielen. Es ist ja stockdunkel. Die Bodenplatte hat nur
eine Stelle, wo man drauf stehen muß, sonst geht die Beleuchtung aus."

„Wir müssen deine Braut benachrichtigen," sagte ich.

„Meinst du?" fragte Leonidas. Er hatte wohl doch zu viel Doppel-
kümmel erwischt.

„Jawohl, das meine ich." In diesem Moment ging draußen ein
Dienstmädchen vorbei. Ein scharfer Geruch strömte herein. Sie hatte
im Keller Sauerkraut geholt.

„Luhu, Fräulein!" rief ich. Aber das dumme Ding lief

fort und ließ den Krautbehälter fallen.
Ich hörte Leonidas schluchzen.
„Vielleicht," tröstete ich ihn, „ist es ei» j
Wink der Vorsehung. Man kann ja nicht
wissen. Es ist möglich, daß du durch dein
Nichterscheinen bei der Familie deiner ,
Braut im Werte steigst, bl propos, wie- !
viel gibt dir dein Schwiegervater mit?"
„Zehntausend."

In diesem Moment erschien der Laus-
meister wieder. Er steckte einen Brief herein.
Nach langem Suchen fand ich die Stelle,
an der die Beleuchtung funktionierte. Sie
war sehr klein. Man mußte mit einem
Absatz darauf stehen und sich mit den Länden
an einer Messingstange anhalten. Wenn j
das volle Gewicht darauf ruhte, ging das
Licht wieder aus. Der Brief war von Leo-
nidas' Schwiegervater. Er sehe ein, hieß
es darin, daß 10000 ein bißchen wenig sei, /
und erhöhe die Summe auf 15000. Aller- '
dings müsse er betonen, daß er das ange-
wandte Druckmittel mit dem steckengeblie- ;
denen Fahrstuhl verwerflich und unsittlich .
finde. Er halte sein Angebot bis 12 Ahr
mittags aufrecht.

Da klopfte es energisch.

„Mein Schwiegervater!" stüsterte Leo-
nidas. „Was soll ich ihm sagen?" Aber
es war der Mechaniker, der den Fahrstuhl
reparieren wollte.

Leonidas gab dem Mann 10 Mark und
sagte: „Kommen Sie morgen um dieselbe :•
Zeit wieder. And gehen Sie zu einem Tele-
phon. Die Nummer heißt 40563. Da meldet
sich das Standesamt. — Lassen Sie Lerrn ;
Klönne an den Apparat rufen und sagen
Sie 20 000. Weiter nichts wie 20000."

Wir verbrachten dann noch eine fürchter-
liche Nacht. Wenn der Lausmeister nicht
gewesen wäre, wenn es keinen Skat gäbe,
und wenn die Likörindustrie nicht auf solcher
Löhe stände — ich wüßte wirklich nicht, wie
wir das ausgehalten hätten.

Am nächsten Mittag kam der Mechaniker
und befreite uns. Leonidas kroch zuerst
heraus und direkt in das Sauerkraut hinein-
Da sagte der Mechaniker: „Aebrigens
hat der Lerr gestern sagen lasse», der Fall
habe sich erledigt — ich konnte es Ihnen
nur nicht ausrichten. Sie werden schon wissen, worum es sich
handelt."

„Von Koch & Schulhe kriegen wir doch auch noch eine Menge Geld?"
„Bereits eingegangen, Lerr Direktor!"

„Der ganze Betrag?" — „Nein — die Firma!"

Was dann?

Der .Lerr Lehrer sprach: „Sepperl, das sag ich dir: morgen mußt
du, bevor du in die Schule gehst, dir den Lals ganz sauber waschen;
denn morgen kommt höchst wahrscheinlich der Lerr Schulrat zu uns
in die Schule. Verstehst?"

Der Sepperl jedoch machte ein sehr bedenkliches Gesicht. „Wahr-
scheinlich, höchst wahrscheinlich," wiederholte er und zuckte die Achseln;
„auf dös kann i mi net eilassen. Denn wenn jetzt nacher der Schulrat net
kimmt, und i steh da mit mein ganz sauber gwaschna Lals, was dann?"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Rivalen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Holtz, Karl
Entstehungsdatum
um 1934
Entstehungsdatum (normiert)
1929 - 1939
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 181.1934, Nr. 4643, S. 52

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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