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Des Hasen Tod

Eine tragikomische Geschichte von Gerd Lsmar

Ich habe Lasen. Ganz friedlich hüpfen sie in
ihrem Stall herum. Aber das Schicksal eines Lasen
ist ja schließlich, in einen Kochtopf zu springen. So
war nun einer schon lange an der Reihe. Ja, aber
das hatte so seine Schwierigkeiten. Man kann einen
Lasen doch nicht lebend verzehren. Er mußte also
geschlachtet werden. Aber wer unternimmt diese Lin-
richtung? In der ganzen Verwandtschaft und Nach-
barschaft erklärt jeder, daß er wohl einen Lasen
essen, aber keinen schlachten könne. Es blieb also
nichts anderes übrig, als selbst dem Kaninchen in
ein besseres Jenseits zu helfen. Aber ich habe doch
so ein weiches Lerz. Das arme Karnickel einfach um-
bringen? Nein, das konnte ich nicht.

Ich tat deshalb folgendes: Ich lud einen Re-
volver, ging damit zum Stall und sagte zu dem Lasen:

„Du weißt, was das Schicksal eines Lasen ist.
Deine Zeit ist gekommen. Also bitte, ziehe die
Konsequenzen."

Damit legte ich ihm den geladenen Revolver in
den Stall und ging.


„Kann ich die Lüte alle noch einmal auf-
probieren, Fräulein?"

„Gewiß, gnädige Frau. Ich gehe allerdings
um 12 Ahr zum Essen, aber bis ich um drei
wiederkomme, kann Sie meine Kollegin ja
weiter bedienen."

Am Nachmittag machte ich mich auf, um nachzusehen,
ob der Lase ein Ehrenmann war. Er war es nicht. Er
hüpfte unbekümmert im Stall herum.

„Also nicht, Feigling," sagte ich zu ihm. „So müssen
wir zur Exekution schreiten."

Ich setzte das Tier auf einen Tisch, um ihm mit einer
eisernen Stange hinter die Ohren zu schlagen. So hörte
ich, daß man es machte. Also los. Weh tun wollte ich
ihm ja nicht. Deshalb schlug ich einmal ganz vorsichtig zu.

Aber mein armer Lase quietschte nur ein wenig und sah
mich dann traurig an, als wollte er sagen: „Du Stümper."

Das schien also doch nicht ganz der richtige Weg zu
sein. Ich mußte nach einem anderen Verfahren suchen.
Nach längerem Aeberlegen hatte ich es. Ich habe doch
schon einmal etwas von einer Lasenjagd gehört. Ich
nahm also meinen Lasen auf den Arm und trug ihn in
die Waschküche. Ich lud meinen Revolver und dachte, ein
wohlgezielter Schuß und mein Lase ist erledigt.

So sprang er nun unbekümmert in der Waschküche
herum, während ich zu seinem Tode rüstete.

Ich ziele-peng — —-Der Puh

bröckelt. Erschrocken hüpft mein Lase auf die andere
Seite. Ranu? Also noch mal. — — peng — — —
Wieder bröckelt Putz. Erstaunt sieht mich das Kaninchen an.

„Da soll doch-,ich habe doch ganz genau gezielt."

Wieder schieße ich, und wieder schieße ich. Die Wand
sieht schon ganz scheckig aus. Mein Lase hat sich an die
Schießerei gewöhnt und springt herum, als ginge ihn die
Sache gar nichts an. Diese Gleichgültigkeit kann einen
zum Rasen bringen.

„Warte," sage ich wütend und schieße wieder. Nach
25 Schuß trat Munitionsmangel ein, und ich mußte wut-
schnaubend meine Jagd aufgeben.

(Text zu nebenstehendem Bttd)

Theorie und Praxis

„Ich erwarte jeden Tag einen Brief von dir."

„Wie rührend - und wie oft soll ich nun wirklich schreiben?"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Hüte" "Theorie und Praxis"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Niemeyer-Moxter, E.
Heigenmoser, Ernst
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 182.1935, Nr. 4715, S. 383

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