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Das ttltc Lied Von Io Sann« Rösler

Kathrin stand vor dem Schaufenster.

Kathrin steht schrecklich gern vor Schaufenstern.
Nicht vor den langweiligen Buchläden, nicht vor den
nützlichen Laushaltungsgeräten, auch nicht vor den
Auslagen der Möbeltischler und der Brotbäcker, bei-
leibe nein, da sieht Kathrin immer eine graue Wand,
da kann das Fenster zugemauert sein, das würde
Kathrin garnicht merken, aber wenn ein Modegeschäft
kommt, ein Kürschner, ein Taschner, ein Modellschuster
oder gar eine Modistin, dann bleibt Kathrin wie
angewurzelt stehen. Da ist sie nicht mit zehn Pferden
wegzubringen. Ganz gleich in welchem Land, ganz
gleich, in welcher Stadt, ganz gleich in welcher Straße,
ob ganz draußen oder ganz drin, Kathrin steht vor
den Schaufenstern und seufzt.

Leute seufzte Kathrin vor einem Kürschner.

Ein wundervoller, zarter, silbergrauer Fehmantel
lag im Fenster. Er lag hingebettet zwischen frischen
Wicken, einer kleinen silbernen Brosche, einem dünnen
silbergrauen Schal und füllte das Fenster mit dem
Dust eines märchenhaften Luxusreiches.

„Ach, Kathrin —"

„Oh — du bist es, Konrad?"

„Ich suchte dich."

„Du fandest mich schnell!"

„Ich wußte doch, wo du sein konntest, Kathrin."

Ihr Mann drückte ihr fest die Land. Sie waren
erst ein Jahr verheiratet. Sie rieb ihre Wange an
den harten Stoff seines Mantels. Sie wußte, daß
er diese Bewegung liebte.

„Gefällt er dir?"

„Er ist wundervoll."

„Mit eurem Kartenspiel verderbt ihr uns den ganzen schönen Ausflug."
„Was sagst du dazu. Albert?"

„Eigentlich hat Meta recht."

„Aha-- du hast wohl wieder mal erbärmliche Karten?"




»Ich war gestern auch bei der Versteigerung,
aber ich Hab mich nur in a Wut hineingesteigertl"

„Wie weich er ist —"

Jetzt seufzte sie wieder.

Ganz tief mußte ihre Sehnsucht nach
dem Mantel sein.

„Möchtest du ihn?"

„Schrecklich gern, Konradl"

„Wie gern?"

„Aeber alles gern!"

„Mehr als mich?"

„Dich? Nein. Dich würde ich auch für ihn
nicht hergeben."

„Leute nicht. Aber
später?"

„Nie! Nie! Nie!"

And wieder diese Be-
wegung ihres Kopfes.

„Was wird er kosten ?"

„Ein Vermögen, Kon-
rad."

„Ja — das Geschäft
ist teuer — aber wo
anders?"

„Wo anders gibt es
ihn nicht, Konrad. Das
ist ein Modell. Siehst
du das nicht?"

„Doch. Das wird
schon ein Modell sein."

„Solche Geschäfte
führen nur Modelle."

„Aha!"

»3a."

„Ich will ihn dir
kaufen, Kathrin."

„Zu Weihnachten?"

„Nein. Sofort."

„Aber Konradl"

Sie war wirklich ent-
setzt. Wenn ihr Mann

den Fehmantel zu Weihnachten geschenkt
hätte, wäre sie über seinen Leichtsinn vor
Freude in Ohnmacht gefallen. Aber heute,
so an einem gewöhnlichen Wochentag, so
ganz ohne Anlaß —

„Nein, Konrad, das ist ein Witz!"

„Das ist kein Witz. Du wirst ja sehen.
Komm!"

„Wohin?

„In das Geschäft."

„Und du willst ihn mir schenken?"

(Fortsetzung Seite 119)

„Paula, setz dich doch nicht so unvernünftig der
Sonne aus, wo du hier so schönen Schatten hast!"

117
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Versteigerung" "Erbärmliche Karten" "Schatten"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Cefischer
Hauschild, Max
Croissant, Eugen
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 185.1936, Nr. 4751, S. 117

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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