„Pünktlich ist er, mein geschiedener Mann: immer am Ersten ist mein
Geld da!"
„Alte Sache, Frau Mierig: wer gern zahlt, der ist auch pünktlich."
Lektüre mit Beigaben
Ein amerikanischer Verlag hat einen Kriminalroman herausgebracht,
den er das „erste dreidimensionale Buch" der Welt nennt. Die Bezeich-
nung stimmt zwar nicht ganz, denn eigentlich hat ja jedes Buch schon
drei Dimensionen; sie ist aber gewählt, weil der Käufer des Romans
nicht bloß ein Buch, sondern eine kleine Kiste ausgehändigt bekommt. Darin
findet er zunächst den Roman, der auf lose Blätter gedruckt ist, und
zwischen den Blättlern Photographien von den Personen der Geschichte,
Blätter mit Fingerabdrücken der Verbrecher, vielfach gestempelte Haftbe-
fehle, einen Ausweis des Detektivs und ähnliche Schriftstücke. Im Mittel-
punkt der Landlung steht ein Mord. Das Laus, in dem der Mord geschah,
wird dem Leser in einem Pappmodell vorgeführt; gleichfalls aus Pappe
ist ein Gebüsch, hinter dem der Detektiv hockte und eine verdächtige Gestalt
beobachtete. Auch die Mordwaffe, ein Revolver, ist in Miniaturnachbil-
dung da, und schließlich noch kleine Beweisstücke, aus denen der Scharfsinn
des Detektivs wichtige Folgerungen zog, wie Stoffehen, Lolzstückchen, Glas-
splitter usw. Mit all diesen Beigaben soll der Leser sich besser in den
Roman vertiefen und an der Lösung des Falls selber Mitarbeiten könnnen.
Das ist ein Gedanke, dem man die so oft mißbrauchte Bezeichnung
„glänzend" nicht vorenthalten darf. An ähnlichen Buchausgaben bereitet
der Verlag jetzt folgende vor.
„Larry und Lilian." Ein Liebesroman mit allerlei Leid, häßlichen
Intriguen und glücklichem Ausgang. Beigegeben sind die Bilder des
Liebespaares, der erst abgeneigten, dann zustimmenden Eltern, der ränke-
vollen Tante, des von dieser behaupteten vermeintlichen Nebenbuhlers und
Lilians guter alter Amme. Ferner:
die Bank, auf der Lilian und Larry den ersten Kuß tauschten;
das Opernglas, durch das die Tante zu spionieren Pflegte;
140
die Fälschung eines angeblichen Briefes des vermeintlichen
Nebenbuhlers, die dazu verwendete Feder und eine Probe
der Tinte;
das Gutachten eines Graphologen,das die Fälschung nachweist;
der Scheck, mit dem schließlich Lilians Vater an Larry die
Mitgift auszahlt. Selbstverständlich trägt dieser Scheck den
Vermerk: Nur zur Verrechnung!
ein Stück vom Lochzeitskuchen;
die Fahrkarten, mit denen das glückliche junge Paar die
Lochzeitsreise antritt.-
„Lebensgeschichte des amerikanischen Multimillionärs John
S. Windle, von ihm selbst erzählt." Da er ein Findelkind
war, können Bilder feiner Eltern nicht beigefügt werden.
Seine eigenen beginnen erst mit dem 22. Jahre; früher war
er nicht in der Lage, sich photographieren zu lassen. Ferner
sind beigefügt: eine Nummer des „Daily Liar", einer Zeitung,
mit deren Verkauf auf der Straße er seine Laufbahn begann,
eine Reihe gerissener Geschästskontrakte aus späteren Jahren,
und die Scheidungsurteile, die nach und nach die sieben, von
ihm mit Revuegirls, Tänzerinnen usw. geschlossenen Ehen
wieder lösten. Weitere Requisiten:
die Windel, in der das Findelkind gefunden wurde;
der erste Lutschpfropfen, den es im Findelhause bekam;
die zerrissenen Stiefel, in denen der Junge mit Zeitungen
hausierte;
ein Stück harter Brotrinde, wie sie damals sein Mittags-
mahl bildete;
die Schraube, die er eines Tages im Rinnstein fand. Er
war damals 16 Jahre alt; der Fund brachte ihn auf den
Gedanken, weiter nach solchen Stücken zu suchen, und er
fing dann einen Allmetallhandel an, mit dem sein Aufstieg
begann;
ein Modellierbogen zum Ausschneiden und Zusammenkleben,
stellt den jetzt von John S. Windle bewohnten Palast dar;
eine Lavannazigarre, wie er sie jetzt zu rauchen pflegt.
Preis 10 Dollars.-
„Die seltsamen Reisen des Seefahrers O'Rourke." Ein
wilder Abenteurerroman. Der Leser erhält dazu die Bilder
des Leiden als Schuljunge, als Mann, als Greis; ferner das
Bild jenes Lehrers, dessen unvernünftige Strenge ihn veran-
laßte, von der Schule auszureißen und zur See zu gehen,
die Bilder feiner braven, aber armen Elter», einige seiner
„Das ist das letzte Mal, Lerr Kollege, daß ich
morgens so zum Zuge renne. Mein Ehrenwort!"
„Pah, das haben Sie schon oft geschworen!"
„Aber morgen ziehe ich in die Stadt."
Geld da!"
„Alte Sache, Frau Mierig: wer gern zahlt, der ist auch pünktlich."
Lektüre mit Beigaben
Ein amerikanischer Verlag hat einen Kriminalroman herausgebracht,
den er das „erste dreidimensionale Buch" der Welt nennt. Die Bezeich-
nung stimmt zwar nicht ganz, denn eigentlich hat ja jedes Buch schon
drei Dimensionen; sie ist aber gewählt, weil der Käufer des Romans
nicht bloß ein Buch, sondern eine kleine Kiste ausgehändigt bekommt. Darin
findet er zunächst den Roman, der auf lose Blätter gedruckt ist, und
zwischen den Blättlern Photographien von den Personen der Geschichte,
Blätter mit Fingerabdrücken der Verbrecher, vielfach gestempelte Haftbe-
fehle, einen Ausweis des Detektivs und ähnliche Schriftstücke. Im Mittel-
punkt der Landlung steht ein Mord. Das Laus, in dem der Mord geschah,
wird dem Leser in einem Pappmodell vorgeführt; gleichfalls aus Pappe
ist ein Gebüsch, hinter dem der Detektiv hockte und eine verdächtige Gestalt
beobachtete. Auch die Mordwaffe, ein Revolver, ist in Miniaturnachbil-
dung da, und schließlich noch kleine Beweisstücke, aus denen der Scharfsinn
des Detektivs wichtige Folgerungen zog, wie Stoffehen, Lolzstückchen, Glas-
splitter usw. Mit all diesen Beigaben soll der Leser sich besser in den
Roman vertiefen und an der Lösung des Falls selber Mitarbeiten könnnen.
Das ist ein Gedanke, dem man die so oft mißbrauchte Bezeichnung
„glänzend" nicht vorenthalten darf. An ähnlichen Buchausgaben bereitet
der Verlag jetzt folgende vor.
„Larry und Lilian." Ein Liebesroman mit allerlei Leid, häßlichen
Intriguen und glücklichem Ausgang. Beigegeben sind die Bilder des
Liebespaares, der erst abgeneigten, dann zustimmenden Eltern, der ränke-
vollen Tante, des von dieser behaupteten vermeintlichen Nebenbuhlers und
Lilians guter alter Amme. Ferner:
die Bank, auf der Lilian und Larry den ersten Kuß tauschten;
das Opernglas, durch das die Tante zu spionieren Pflegte;
140
die Fälschung eines angeblichen Briefes des vermeintlichen
Nebenbuhlers, die dazu verwendete Feder und eine Probe
der Tinte;
das Gutachten eines Graphologen,das die Fälschung nachweist;
der Scheck, mit dem schließlich Lilians Vater an Larry die
Mitgift auszahlt. Selbstverständlich trägt dieser Scheck den
Vermerk: Nur zur Verrechnung!
ein Stück vom Lochzeitskuchen;
die Fahrkarten, mit denen das glückliche junge Paar die
Lochzeitsreise antritt.-
„Lebensgeschichte des amerikanischen Multimillionärs John
S. Windle, von ihm selbst erzählt." Da er ein Findelkind
war, können Bilder feiner Eltern nicht beigefügt werden.
Seine eigenen beginnen erst mit dem 22. Jahre; früher war
er nicht in der Lage, sich photographieren zu lassen. Ferner
sind beigefügt: eine Nummer des „Daily Liar", einer Zeitung,
mit deren Verkauf auf der Straße er seine Laufbahn begann,
eine Reihe gerissener Geschästskontrakte aus späteren Jahren,
und die Scheidungsurteile, die nach und nach die sieben, von
ihm mit Revuegirls, Tänzerinnen usw. geschlossenen Ehen
wieder lösten. Weitere Requisiten:
die Windel, in der das Findelkind gefunden wurde;
der erste Lutschpfropfen, den es im Findelhause bekam;
die zerrissenen Stiefel, in denen der Junge mit Zeitungen
hausierte;
ein Stück harter Brotrinde, wie sie damals sein Mittags-
mahl bildete;
die Schraube, die er eines Tages im Rinnstein fand. Er
war damals 16 Jahre alt; der Fund brachte ihn auf den
Gedanken, weiter nach solchen Stücken zu suchen, und er
fing dann einen Allmetallhandel an, mit dem sein Aufstieg
begann;
ein Modellierbogen zum Ausschneiden und Zusammenkleben,
stellt den jetzt von John S. Windle bewohnten Palast dar;
eine Lavannazigarre, wie er sie jetzt zu rauchen pflegt.
Preis 10 Dollars.-
„Die seltsamen Reisen des Seefahrers O'Rourke." Ein
wilder Abenteurerroman. Der Leser erhält dazu die Bilder
des Leiden als Schuljunge, als Mann, als Greis; ferner das
Bild jenes Lehrers, dessen unvernünftige Strenge ihn veran-
laßte, von der Schule auszureißen und zur See zu gehen,
die Bilder feiner braven, aber armen Elter», einige seiner
„Das ist das letzte Mal, Lerr Kollege, daß ich
morgens so zum Zuge renne. Mein Ehrenwort!"
„Pah, das haben Sie schon oft geschworen!"
„Aber morgen ziehe ich in die Stadt."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Pünktlich ist er, mein geschiedener Mann ..." "Mein Ehrenwort"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 185.1936, Nr. 4752, S. 140
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg