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Zeichnung von ®. Staub

„Was ist denn mit deinen Goldfischen los? Woran sind denn die gestorben?" — „Vor Freude." — „Wieso denn?" —
„Gestern hatte ich Geburtstag, und da Hab ich ihnen zur Feier des Tages Schwedenpunsch ins Wasser gegossen."

Gedanken — Vom Gespräch und vom Schweigen

Jedes Gespräch, das über Tatsachen hinausgeht, wird unwahr.
Denn ein Wort gibt das andre.

Gespräch, das nicht notwendige Auseinandersetzung ist, sollte sich
auf gefälliges Geräusch beschränken. Nichts alberner als sogenannter
Meinungsaustausch zwischen Unbeteiligten.

*

Ein Gespräch kann nur einer führen. Er ruft im geeigneten
Augenblick die andern auf, einzusetzen. Sonst gibt es nur ein
Durcheinandersprechen. Richard von Schaukal

Der Lerr Schulrat kommt in die Naturgeschichtsstunde und fühlt
sich veranlaßt, bei dem Thema Ernährung einzugreifen und ein
wenig abzuschweifen.

„Also, Kinder, ihr habt gehört, daß das Gebiß des Menschen zwischen
dem Gebiß der Pflanzen- und dem der Fleischfresser steht. Des-
halb ist der Mensch auf sogenannte gemischte Kost eingestellt.
Leben nun alle Menschen von gemischter Kost, oder gibt es auch
andere? Mer von euch weiß etwas davon?"

Ein Schüler meldet sich sehr eifrig.

„Nun, mein Junge?"

„Es gibt auch Menschen, die essen vegetarisch."

„Sehr gut! And was nehmen sie zu sich?"

„Obst, Gemüse, Kartoffeln, Eier, Milch und Salat."

„Ausgezeichnet! And weißt du auch, wie man diese Lebensweise nennt?"
„Das nennt man Vegetarismus."

„Schön, schön! And lebst du vielleicht vegetarisch?"

„Nein, Lerr Schulrat. Zch esse auch Fleisch."

„Aber deine Mutter lebt wohl vegetarisch?"

„Nein, die auch nicht." — „And dein Vater?" — „Der auch nicht."
„Lm! And woher weißt du denn so genau darüber Bescheid?"
„Wir haben ein vegetarisches Restaurant, Lerr Schulrat."

Umstellung

„Frau Purzel, in welchem Variete tritt Ihr Mann eigentlich als
Bauchredner auf?"

„Lat er jetzt nicht mehr nötig; der hat ja eine fabelhafte Stellung
in einer Vogelhandlung, dort verkauft er sprechende Papageien."

Krach

Wie es so kommt: beim Abendessen hatte es Krach gegeben.
Nein, eigentlich vor dem Abendessen. Alles stand noch unberührt
da: der Fasan und das dampfende Kraut. Der Wortwechsel kam
ganz plötzlich und war gar nicht lang. Da hatte Erika das Besteck,
das sie eben ergriffen hatte, wieder hingelegt, war mit einem Ruck
aufgestanden und hatte erklärt, daß sie noch heute das Laus ver-
lasse und zu ihrer Mama gehe. Dann hatte sie nach dem Mädchen
gerufen und war in ihr Zimmer davongerauscht.

Otto erhob sich langsam. Er ging in sein Arbeitszimmer. Der
Appetit war ihm vergangen. Er rauchte und trank. Dabei überlegte
er. Sie würde damit rechnen, daß er sie zurückhielte. Sie würde auf
ihrem Zimmer warten, daß er käme. Aber sie sollte sich getäuscht
haben. Da hörte er draußen Stimmen, gedämpft — Erika und das
Mädchen. Dann fiel die Korridortüre ins Schloß.

Otto saß unbeweglich, bis das Mädchen nach einiger Zeit zurück-
kam. Dann spürte er plötzlich Lunger. Außerdem glaubte er, sich
orientieren zu müssen — das Bürgerliche Gesetzbuch stand ja im
Bücherschrank im Wohnzimmer. Dort ging er zuerst hin, um es
zum Essen mit ins Speisezimmer zu nehmen. Aber der Platz in der
Reihe, wo es stand, war leer.

Otto knipste Licht im Speisezimmer an. Der Tisch war noch gedeckt.
Das kalte Kraut sah wenig anheimelnd aus. Aber der Fasan war fort.

Otto ging in die Küche, wo Anna, das Mädchen, mit etwas ver-
weinten Augen saß. Das kam selten vor. Sonst klingelte er.

„Wo ist der Fasan, Anna, und-"

„Den habe ich der gnädigen Frau einpacken müssen. And das
Bürgerliche Gesetzbuch hat sie auch mitgenommen."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Was ist denn mit deinen Goldfischen los?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Traub, Gustav
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 185.1936, Nr. 4756, S. 199

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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