Fliegende Blätter (185.1936 (Nr. 4744-4770) = 92. Jahrg.)

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„Nanu, L>err Klöppel — gerade am Neujahrstage verreisen Sie mit der werten Familie?"
„Nee, wir zieh» bloß ins Lotel. Bei uns ist heute Nacht die Zentralheizung geplatzt.
Ich hatte dem Lausmeister einen Punsch 'runtergeschickt, und da hat er zu toll eingeheizt."

Vom alten zum neuen Jahre

„Nee, nee — ich werde ihnen gar
nischt sür das nächste Jahr wünschen,"
versichert Onkel Berthold.-

Das neue Jahr ist da; herzliche
Wünsche werden dargebracht. Onkel
Berthold, etwas schwankend, legt Her-
bert Pahlke, dem Bräutigam, die Rechte
auf die Schulter. „Na, mein Lieber, alles
Gute für jetzt und iinmer! Sie haben
ja noch so viele Jahre vor sich. Lösten
wir, daß Sie 1987 Ihre goldene Loch-
zeit feiern können!"

Man sollte solche Scherze lassen; sie
sind unfein und passen nicht in eine ge-
bildete Gesellschaft, Aber wenn Dreschers
sowas Vergnügen macht — na schön!
Die Leute sind ja auch unter sich.

Also: unter den Pfannkuchen, die
zum Punsch gereicht werden, ist einer,
der nicht mit köstlicher Marmelade ge-
füllt ist, sondern mit scharfem Mostrich.
Liebhaber können sich ja dergleichen Her-
stellen lassen.

Alle bei Dreschers wisse» um diesen
Pfannkuchen Bescheid, nur der Vetter
Alexander nicht, denn für den ist er
bestimmt. Richtig — da hat er ihn er-
wischt. Große Erwartung; einige Lippen
verziehen sich bereits zum Grinsen, und
Bäuche fangen an, zu wackeln.

Aber nein — der Scherz verpufft
wie eine mangelhafte Rakete. Der Vetter
Alexander kaut, schmeckt und ist ange-
nehm überrascht. „Kinder, das ist eine
ausgezeichnete Idee! Das ist ja wunder-
voll gegen den labbrigen süßen Punsch."

Die Firma heißt: Ignaz Schlunk. „Prosit Neujahr, Lerr Lehmann! Na, führen Sie

Seit drei Jahren hat Schlunk aber noch Ihren Kater spazieren?"

Wrubel als Teilhaber, doch ist dieser „Limmel, Lerr Mullke, Sie scheinen noch schwer

eine zwar tüchtige, aber mehr im dunklen benebelt zu sein-das ist doch ein Lund!"

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Lintergrunde wirkende Persönlichkeit.
Die meisten Leute, die mit der Firma
zu tun haben, wissen gar nichts von
Wrubel.

Ignaz Schlunk kommt, Wrubel einen
flüchtigen Neujahrsbesuch abzustatten.
Er schmeißt ihm ein halbes Dutzend
Postkarten hin. „Da — lauter gemeines
Zeug! Ekelhafte anonyme Beschimp-
fungen! Rund ein Dutzend habe ich
gekriegt. Da haben Sie Ihre Lälfte
— können Sie sich an den Spiegel
stecken."

Wrubel will das nicht annehmen.
„Was gehen mich die Karten an, die
Sie gekriegt haben!"

„Aber bitte: die sind doch durch
geschäftliche Beziehungen veranlaßt!"

—on.

Der Obeinige Kunde

„Ist die Lose fertig, die ich zum
Bügeln gebracht habe?"

„Einen Augenblick; meine Frau
bügelt nur noch eben das „O" hinein!"

^?lümel hat mit Polke zusammen
in der Kneipe gesessen. Als er dann
seinen Mantel vom Laken nimmt, ent-
fällt er ihm, und der Innentasche des
Mantels entfällt dabei auch etwas — —
ein Brief.

„Ach du meine Güte!" seufzt Blümel.
„Das ist ja der Brief, den meine Frau
an die Tante Iakobine geschrieben hat.
Den Hab' ich in den Kasten stecken sollen,
und das ist nun mindestens schon eine
Woche her."

„Da werden Sie Verdruß kriegen,"
meint Polke hoffnungsvoll.

„Ach wo! Wie soll das 'rauskom-
men? Frauen geben in einem Brief
doch niemals das Datum an."