Kinkerlitzchen
einander zu trennen; die geschiedene Frau
Jones führt jetzt dem Lerrn Jones gegen
ein ansehnliches Gehalt den Laushalt, kan»
ihn aber jederzeit verlassen, wenn es Streit
geben sollte.
Gerade jetzt werden sie zusammen blei-
ben : damit sie nicht geht, wird er sich selbst
nicht gehen lassen.
Bei den englischen Königskrönungen
tragen die Pferde vor der Staatskarosse
kostbares altes Geschirr mit goldenen Zie-
raten. Als jetzt die Geschirre für die Krö-
nung im Mai aufpoliert werden sollten,
stellte sich heraus, daß einige goldene Teile
verschwunden sind und ersetzt werden müssen.
Da hätte man besser aufpassen müssen.
Man konnte sich doch denken, daß bei einem
Geschirr leicht was ausgespannt wird.
In Washington wird jetzt ein schon oft
besprochenes Projekt verwirklicht: auf den
Lauptstraßen werden „rollende Gehwege"
eingerichtet. Man braucht dort nicht mehr
zu gehen, sondern stellt sich einfach auf den
Rollstreifen; ja, man kann sich auch einen
Klappstuhl mitbringen und sich setze».
Gerade in Washington, dem Regie-
rungssitz der Vereinigten Staaten, ist diese
Einrichtung sehr am Platze: es finden sich
dort sicherlich viele Stellenanwärter ei», die
bequem vorwärts kommen möchten. Rur
die Ladeninhaber, die Schaufenster an sol-
chen Straßen haben, werden unzufrieden
sein; sie werden finden, daß sie selbst dabei
nicht so gut vorwärts kommen.
Anlängst stand in den großen Londoner
Zeitungen diese Anzeige: „Genie sucht einen
Verleger für einen Roman von 140000
Wörtern. Angebote an: Genie, Telefon-
nummer soundso." Als darauf ein Zeitungs-
mann die Nummer anrief, meldete sich das
Genie selbst; es handelte sich um einen
früheren Journalisten, der vor fünf Jahren
seine Stellung aufgab, um den Roman
zu schreiben. Da er ihn aber bereits von
etwa 60 Verlegern zurückbekommen hat,
versucht er es nun mit der Anzeige.
Anscheinend handelt es sich um ein ver-
kanntes Genie. Da sich der Romandichter
aber selbst als Genie bezeichnet, will er da-
mit Vorschuß auf künftige Anerkennung
nehmen. Der Vorschuß aber hat die Ver-
leger abgeschreckt. — <m.
Der Oftermann
Von Peter Robinson
Tertianer sind ein wildes Volk. Sie
halten aber schon etwas auf Würde, und
da sie dieser noch nicht recht sicher sind,
werden sie leicht gekränkt, und dann werden
sie aufsässig und sinnen aus Rache.
Fritz und Rudolf, Tante Paulas Neffen,
sind Tertianer. Wieder einmal hat Tante
Paula sie verletzt — ganz ohne Absicht.
Man denke: heute, am Tage vor Ostern,
188
Vorfall im Kino
In Leipzig war‘s. Zum erstenmal
Hat das in Deutschland sich begeben:
Dort trat in einem Kinosaal
Ein Menschenkind in dieses Leben.
Bei einem Lustspielfilm geschah's.
Da gab es viele heitre Sachen;
Das Publikum hat manchen Spaß
Quittiert mit einem lauten Lachen.
Vielleicht hat jene junge Frau
Auch gar zu heftig lachen müssen:
Auf einmal war im Lichtspielbau
Ein kleines Mädchen zu begrüßen.
Es hat den ersten Schrei getan,
Als sich ein Tonfilm abgesponnen,
Gab kund mit schwächlichem Sopran,
Daß es sein Leben hat begonnen.
Was wohl aus diesem Mädchen wird?
Sein Weg scheint ihm bereits erkoren:
Dies Kind, falls nicht das Schicksal irrt,
Dies Kind ist ja zum Film geboren.
—on.
hat sie ihnen Ostereier versprochen, die sie
auf das schlauste verstecken will; tüchtig
sollen die Jungen danach suchen. Darf man
das Tertianern zumuten? Nein, es wäre
gegen ihre Würde, wie kleine Kinder, Quar-
taner noch eingeschlossen, nach versteckten
Ostereiern herumzukrabbeln. Allerdings:
reiche Tribute an österlichen Süßigkeiten
würden sie herablassend entgegennehmen;
sie erwarten sie sogar — aber ohne alberne
Scherze. Darüber ist Tante Paula böse
geworden und hat von unkindlichen Gemü-
tern gesprochen. Das hat Fritz und Rudolf
noch mehr gekränkt, und sie haben auf Rache
gesonnen.
Tante Paula ist mit einer Näharbeit
beschäftigt. Fritz kommt herein, setzt sich
und nimmt ein Buch vor. Tante Paula
tut, als bemerke sie ihn gar nicht.
Nun kommt auch Rudolf an. Er nimmt
auch ein Buch vor, aber ehe er es aufschlägt,
sagt er zu Fritz: „Du hast recht gehabt —
der Ostermann sollte hingerichtet werden."
Mit großem Nachdruck spricht er das.
Tante Paula kann es nicht überhören. Sie
bezieht es mit Recht auf eine vorausge-
gangene Anterhaltung der Jungen, aber
das Thema dieser Anterhaltung ist ihr rät-
selhaft. Sie läßt ihre Näharbeit sinken und
wendet sich nicht ohne Schärfe an Fritz:
„Was erzählt der Rudolf da von dir? Was
für einen Ansinn hast du von einem Oster-
mann gesagt?"
„Ach, lass' nur, Tantel" sagt Fritz mit
jener Erhabenheit der Gymnasiasten, wenn
sie, selber so reich an Kenntnissen, unwissende
Tanten als jeder Belehrung unwürdig ab-
fertigen. Dafür bemerkt er zu Rudolf: „Ja,
leid kann einem der Ostermann tun. So
ein Endel"
Tante Paula nimmt stramme Laltung
an. „Was redet ihr da für dummes Zeug?
Ich möchte doch wissen, was das heißen
soll. Es gibt einen Weihnachtsmann, oder
wenigstens spricht man zu Kindern — ihr
seid natürlich schon zu große Lerren —
von einem Weihnachtsmann. Aber ein
Ostermann ist Quatsch!"
„Wir haben von dem russischen Oster-
mann gesprochen, Tante," erklärt Fritz
herablassend.
Tante Paula wird freundlich, aus an-
erkennenswerter Wißbegier. „Ah, nun
verstehe ich: wir haben einen Weihnachts-
mann und die Russen einen Osterman».
And darum sagtet ihr, daß der Ostermann
hingerichtet werden soll. Wie bei uns die
Weihnachtsmänner, laufen in Rußland
wohl Ostermänner herum, aber das wollen
die Bolschewiken natürlich nicht haben, und
sie sind ja so grausam."
„Aber nein, Tante! Wir meinen doch
den Ostermann, der aus Deutschland nach
Rußland kam," sagt Rudolf. „Ich glaube,
er stammle aus Bochum."
„Nun, dann mag der Ostermann eben
mal ein westfälischer Volksbrauch gewesen
sein, und mit deutschen Siedlern ist er dann
nach Rußland gekommen," glaubt nun
einander zu trennen; die geschiedene Frau
Jones führt jetzt dem Lerrn Jones gegen
ein ansehnliches Gehalt den Laushalt, kan»
ihn aber jederzeit verlassen, wenn es Streit
geben sollte.
Gerade jetzt werden sie zusammen blei-
ben : damit sie nicht geht, wird er sich selbst
nicht gehen lassen.
Bei den englischen Königskrönungen
tragen die Pferde vor der Staatskarosse
kostbares altes Geschirr mit goldenen Zie-
raten. Als jetzt die Geschirre für die Krö-
nung im Mai aufpoliert werden sollten,
stellte sich heraus, daß einige goldene Teile
verschwunden sind und ersetzt werden müssen.
Da hätte man besser aufpassen müssen.
Man konnte sich doch denken, daß bei einem
Geschirr leicht was ausgespannt wird.
In Washington wird jetzt ein schon oft
besprochenes Projekt verwirklicht: auf den
Lauptstraßen werden „rollende Gehwege"
eingerichtet. Man braucht dort nicht mehr
zu gehen, sondern stellt sich einfach auf den
Rollstreifen; ja, man kann sich auch einen
Klappstuhl mitbringen und sich setze».
Gerade in Washington, dem Regie-
rungssitz der Vereinigten Staaten, ist diese
Einrichtung sehr am Platze: es finden sich
dort sicherlich viele Stellenanwärter ei», die
bequem vorwärts kommen möchten. Rur
die Ladeninhaber, die Schaufenster an sol-
chen Straßen haben, werden unzufrieden
sein; sie werden finden, daß sie selbst dabei
nicht so gut vorwärts kommen.
Anlängst stand in den großen Londoner
Zeitungen diese Anzeige: „Genie sucht einen
Verleger für einen Roman von 140000
Wörtern. Angebote an: Genie, Telefon-
nummer soundso." Als darauf ein Zeitungs-
mann die Nummer anrief, meldete sich das
Genie selbst; es handelte sich um einen
früheren Journalisten, der vor fünf Jahren
seine Stellung aufgab, um den Roman
zu schreiben. Da er ihn aber bereits von
etwa 60 Verlegern zurückbekommen hat,
versucht er es nun mit der Anzeige.
Anscheinend handelt es sich um ein ver-
kanntes Genie. Da sich der Romandichter
aber selbst als Genie bezeichnet, will er da-
mit Vorschuß auf künftige Anerkennung
nehmen. Der Vorschuß aber hat die Ver-
leger abgeschreckt. — <m.
Der Oftermann
Von Peter Robinson
Tertianer sind ein wildes Volk. Sie
halten aber schon etwas auf Würde, und
da sie dieser noch nicht recht sicher sind,
werden sie leicht gekränkt, und dann werden
sie aufsässig und sinnen aus Rache.
Fritz und Rudolf, Tante Paulas Neffen,
sind Tertianer. Wieder einmal hat Tante
Paula sie verletzt — ganz ohne Absicht.
Man denke: heute, am Tage vor Ostern,
188
Vorfall im Kino
In Leipzig war‘s. Zum erstenmal
Hat das in Deutschland sich begeben:
Dort trat in einem Kinosaal
Ein Menschenkind in dieses Leben.
Bei einem Lustspielfilm geschah's.
Da gab es viele heitre Sachen;
Das Publikum hat manchen Spaß
Quittiert mit einem lauten Lachen.
Vielleicht hat jene junge Frau
Auch gar zu heftig lachen müssen:
Auf einmal war im Lichtspielbau
Ein kleines Mädchen zu begrüßen.
Es hat den ersten Schrei getan,
Als sich ein Tonfilm abgesponnen,
Gab kund mit schwächlichem Sopran,
Daß es sein Leben hat begonnen.
Was wohl aus diesem Mädchen wird?
Sein Weg scheint ihm bereits erkoren:
Dies Kind, falls nicht das Schicksal irrt,
Dies Kind ist ja zum Film geboren.
—on.
hat sie ihnen Ostereier versprochen, die sie
auf das schlauste verstecken will; tüchtig
sollen die Jungen danach suchen. Darf man
das Tertianern zumuten? Nein, es wäre
gegen ihre Würde, wie kleine Kinder, Quar-
taner noch eingeschlossen, nach versteckten
Ostereiern herumzukrabbeln. Allerdings:
reiche Tribute an österlichen Süßigkeiten
würden sie herablassend entgegennehmen;
sie erwarten sie sogar — aber ohne alberne
Scherze. Darüber ist Tante Paula böse
geworden und hat von unkindlichen Gemü-
tern gesprochen. Das hat Fritz und Rudolf
noch mehr gekränkt, und sie haben auf Rache
gesonnen.
Tante Paula ist mit einer Näharbeit
beschäftigt. Fritz kommt herein, setzt sich
und nimmt ein Buch vor. Tante Paula
tut, als bemerke sie ihn gar nicht.
Nun kommt auch Rudolf an. Er nimmt
auch ein Buch vor, aber ehe er es aufschlägt,
sagt er zu Fritz: „Du hast recht gehabt —
der Ostermann sollte hingerichtet werden."
Mit großem Nachdruck spricht er das.
Tante Paula kann es nicht überhören. Sie
bezieht es mit Recht auf eine vorausge-
gangene Anterhaltung der Jungen, aber
das Thema dieser Anterhaltung ist ihr rät-
selhaft. Sie läßt ihre Näharbeit sinken und
wendet sich nicht ohne Schärfe an Fritz:
„Was erzählt der Rudolf da von dir? Was
für einen Ansinn hast du von einem Oster-
mann gesagt?"
„Ach, lass' nur, Tantel" sagt Fritz mit
jener Erhabenheit der Gymnasiasten, wenn
sie, selber so reich an Kenntnissen, unwissende
Tanten als jeder Belehrung unwürdig ab-
fertigen. Dafür bemerkt er zu Rudolf: „Ja,
leid kann einem der Ostermann tun. So
ein Endel"
Tante Paula nimmt stramme Laltung
an. „Was redet ihr da für dummes Zeug?
Ich möchte doch wissen, was das heißen
soll. Es gibt einen Weihnachtsmann, oder
wenigstens spricht man zu Kindern — ihr
seid natürlich schon zu große Lerren —
von einem Weihnachtsmann. Aber ein
Ostermann ist Quatsch!"
„Wir haben von dem russischen Oster-
mann gesprochen, Tante," erklärt Fritz
herablassend.
Tante Paula wird freundlich, aus an-
erkennenswerter Wißbegier. „Ah, nun
verstehe ich: wir haben einen Weihnachts-
mann und die Russen einen Osterman».
And darum sagtet ihr, daß der Ostermann
hingerichtet werden soll. Wie bei uns die
Weihnachtsmänner, laufen in Rußland
wohl Ostermänner herum, aber das wollen
die Bolschewiken natürlich nicht haben, und
sie sind ja so grausam."
„Aber nein, Tante! Wir meinen doch
den Ostermann, der aus Deutschland nach
Rußland kam," sagt Rudolf. „Ich glaube,
er stammle aus Bochum."
„Nun, dann mag der Ostermann eben
mal ein westfälischer Volksbrauch gewesen
sein, und mit deutschen Siedlern ist er dann
nach Rußland gekommen," glaubt nun
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Australischer Osterhase"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1937
Entstehungsdatum (normiert)
1932 - 1942
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 186.1937, Nr. 4782, S. 188
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg